Menschen

Das Büro als Bühne

Wilkhahn launcht Magazin über agiles Arbeiten

Burkhard Remmers, PR-Chef bei Wilkhahn, spricht über die neue Publikationsreihe „Office on Stage“, die sich dem agilen Arbeiten widmet und die Büromöbelserie Confair Next in den Vordergrund stellt. Er erklärt, warum gute Büros manchmal wie Bühnen funktionieren – und wie die Zukunft der Arbeit durch Agilität und Raumgestaltung geprägt wird.

von Stephan Redeker, 22.04.2025

Burkhard Remmers ist seit vielen Jahren PR-Chef und Unternehmenssprecher beim Büromöbelhersteller Wilkhahn. Mit „Office on Stage“ hat er eine ungewöhnliche Publikationsreihe konzipiert, deren erste Ausgabe unter dem Titel „Corporate Hybrid“ dem agilen Arbeiten gewidmet ist. Im Mittelpunkt: die neue Büromöbelserie Confair Next, eine deutlich erweiterte Neuauflage des ikonischen Confair-Programms aus den 1990er-Jahren. Pünktlich zum Launch des Themenhefts Anfang Mai spricht Remmers über neue Formen der Zusammenarbeit sowie die Rolle der Raumgestaltung – und erläutert, warum gute Büros manchmal wie eine Bühne funktionieren.

Herr Remmers, was bedeutet für Sie Agilität?
Das Schlagwort „Agilität“ ist in aller Munde, aber es lohnt sich, genauer anzuschauen, worum es eigentlich geht. Die Welt ist zunehmend von Unvorhersehbarkeit geprägt – denken Sie an die Auswirkungen von Corona oder plötzlich blockierten Seewegen oder an geopolitische Schockwellen. Die globale Vernetzung sorgt dafür, dass langfristige Planungen kaum noch möglich sind. Agiles Arbeiten bedeutet, auf diese Unsicherheit zu reagieren, indem man große Vorhaben in kleine, vorhersehbare Schritte unterteilt.

Ein schönes Bild dazu stammt vom Straßenkehrer aus Michael Endes „Momo“: Wenn man sich die unendlich lange Straße vorstellt, die gekehrt werden soll, und die sich heute zudem ständig verändert, ist man völlig blockiert, aber wenn man Schritt für Schritt vorgeht, und sich abends umdreht, dann ist die ganze Strecke bewältigt. Genau darum geht es: Große Projekte in überschaubare Schritte aufgliedern, Entscheidungen dazu möglichst schnell, aber auf der Basis multiperspektivischer Einschätzungen treffen und im Zweifelsfall umgehend zu korrigieren – nicht top-down, sondern interdisziplinär im Team. So gewinnt man Sicherheit in einer komplexen Welt.

Und welche Rolle spielt Agilität für die Zukunft der Arbeit?
Eine zentrale. Zwar brauchen Menschen auch Verlässlichkeit und Orientierung – das ist essenziell für das Vertrauen. Aber wenn es um Innovation, Anpassung und Veränderung geht, führt an Agilität kein Weg vorbei. Ohne die Fähigkeit zur flexiblen Anpassung wären viele Unternehmen schlichtweg nicht zukunftsfähig.

Kommen wir zur Schriftenreihe. Der Titel lautet „Office on Stage“. Warum dieser Name?
Die Idee entstand bei einem Fotoshooting für Confair Next. Die Produkte standen vor einem großen Vorhang – und da kam die Assoziation zur Bühne. Ich hatte zuvor schon öfter die Metapher verwendet, das Büro als Bühne zu begreifen: ein Raum, in dem Menschen ihre Rollen bestmöglich ausfüllen. Das Themenheft greift diesen Gedanken auf – inhaltlich, visuell und stilistisch. Hier spielen Möbel und Raumlösungen selbst mit – ob als Hauptrolle oder Komparse. Das Ganze mit einem Augenzwinkern, wie im Puppentheater: Man kann dadurch Dinge ansprechen, die man sonst nicht direkt sagen würde.

Wie ist diese erste Ausgabe strukturiert?
Sie besteht aus fünf Akten – wie ein Theaterstück – und kurzen, unterhaltsamen Zwischengeschichten. Jeder Akt thematisiert einen Raumtyp und den Nutzungskontext: vom Workshopraum über Meeting- und Lernräume bis hin zu Work-Café und Zwischenräumen. Uns war wichtig, dass das Magazin mehr ist als eine einmalige Lektüre – es soll Handbuchcharakter haben. Ein Nachschlagewerk für alle, die sich mit neuen Arbeitsformen beschäftigen.

Mit 120 Seiten ist es ja recht umfangreich.
Das hat mit unserem Anspruch zu tun, die Themen wirklich zu durchdringen. Wilkhahn hat schon Anfang der 1990er-Jahre zusammen mit Nick Roericht, ehemaliger Absolvent und Lehrer an der HfG Ulm, in zwei Konferenzstudien die Fragen rund um die Zusammenarbeit im Büro erforscht. Auf dieser Grundlage entstand 1994 das erste Confair-Programm – ein Werkzeugkasten für beteiligungsorientierte Zusammenarbeit. An dessen Weiterentwicklung wurde stetig weitergeforscht – unter anderem in Zusammenarbeit mit einem Fraunhofer-Institut. Der Confair-Falttisch war damals eine bahnbrechende Innovation, die heute als Designklassiker gilt, weil sie funktional und ästhetisch noch immer überzeugend ist. Das ganze Programm wurde von der Presse und von Experten gefeiert. Allerdings war es seiner Zeit voraus. Der Durchbruch kam erst, als der Bedarf neuer Arbeitsformen auch tatsächlich in der Breite angekommen war.

Und dieses Bedürfnis ist heute da?
Absolut. Vor allem durch Corona hat sich das Arbeitsverhalten grundlegend geändert. Hybride Meetings, remote Work, Desksharing, flexible Nutzung von Räumen – das ist heute Standard. Das stellt neue Anforderungen an die Gestaltung von Arbeitsumgebungen.

Und wie reagiert Wilkhahn darauf mit Confair Next?
Confair Next übersetzt das ursprüngliche Konzept in die Gegenwart. Die Serie ist modular, skalierbar, mobil – und sie integriert digitale sowie analoge Werkzeuge. Das Ziel war, Technik so perfekt wie möglich zu integrieren, um die Konzentration auf die Inhalte zu lenken. Gleichzeitig sollten Nutzer ihr Setting aktiv mitgestalten können – Stichwort: Bühne selbst bespielen. Das hilft, Menschen von passiven Bürokonsumenten zu aktiven Zukunftsgestaltern zu machen.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Klar. Es gibt zum Beispiel mobile Medienmodule in drei Größen, die man sich je nach Bedarf einfach heranholen kann – vom kleinen Monitor-Server bis zum höhenverstellbaren Display-Rack mit 85-Zoll-Screen. Dazu kommen analoge Tools wie Whiteboards und Akustikwände, die ein einheitliches Gestaltungskonzept verfolgen und sich räumlich zu einer wirklichen Einrichtung kombinieren lassen. Auch in puncto Materialien und Farben ist Confair Next deshalb sehr anpassbar – es lässt sich in jede Corporate-Umgebung integrieren.

Und diese Flexibilität hilft bei der Förderung von Zusammenarbeit?
Genau. Wer selbst aktiv das Setting verändert, ist ganz anders eingebunden. Bewegung, Multisensorik, wechselnde Perspektiven – all das unterstützt kreatives Arbeiten. 

Sie sprechen über viele Chancen. Gibt es auch Risiken beim agilen Arbeiten?
Natürlich. 100 Prozent Agilität kann auch überfordern. Menschen brauchen Stabilität, nicht nur permanente Veränderung. Deshalb sehen wir Agilität als Ergänzung, nicht als Dauerzustand. Das Themenheft greift das auf, etwa im 4. Akt, in dem es um Work-Cafés und soziale Räume geht. Auch hybride Arbeit birgt Risiken – und führt teilweise zu absurden Situationen, etwa, wenn in einem hybriden Meeting viele im selben Raum sitzen, aber trotzdem nur über Kopfhörer miteinander kommunizieren. Vertrauen, Gemeinschaft, emotionale Bindung – das entsteht nur in der direkten Begegnung. Und genau dafür brauchen wir gut gestaltete Räume.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist für Wilkhahn ein zentrales Thema – auch wenn es in dieser ersten Ausgabe nicht im Fokus steht. Confair Next ist so konzipiert, dass es langlebig, erweiterbar und ressourcenschonend ist. 

Wie kommt man eigentlich an das Themenheft?
Es ist ab dem 24. April digital auf unserer Website verfügbar, und wird ab etwa Mitte Mai auch gedruckt vorliegen – für Planende, Kunden und solche, die es werden sollen, sowie ausgewählte Pressevertreter. Uns ist es wichtig, Wissen weiterzugeben und zu zeigen, welche Konzepte und Ideen für die Zukunft der Arbeit hinter der Entwicklung unserer Produkte stehen.

Herr Remmers, vielen Dank für das Gespräch!

Das Themenheft Office on Stage herunterladen: www.wilkhahn.com

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