„Wir denken in Ressourcen statt in Altlasten“
Marco Schoneveld über zirkuläre Möbelkonzepte, neue Materialien und ihre Vorteile

Partner: Vepa
Refurbishment statt Neukauf, Hanf statt Plastik: Vepa treibt die zirkuläre Bürowirtschaft voran. Im Interview erklärt Marco Schoneveld, Geschäftsleiter von Vepa Deutschland, warum Refurbishment, Remanufacturing und neue Materialien weit mehr sind als Nachhaltigkeitskosmetik.
Vepa versteht sich als Wegbereiter einer zirkulären Bürowirtschaft. Das Unternehmen setzt auf Refurbishment, Remanufacturing und innovative Materialien, um Ressourcen im Kreislauf zu halten. Im November präsentiert Vepa diesen Ansatz auf dem Klimafestival für die Bauwende in Berlin, wo das Unternehmen Teil der Sonderfläche GREENTERIOR sein wird.
Herr Schoneveld, viele reden von Nachhaltigkeit – was macht Ihren zirkulären Ansatz radikaler?
Zirkularität ist bei uns kein Nebenthema, sondern seit Jahren unsere strategische Leitlinie. Während viele Initiativen Recycling oder CO₂-Kompensation priorisieren, gehen wir weiter: Wir kombinieren Refurbishment mit markenunabhängigem Remanufacturing im industriellen Maßstab. Das heißt, wir beschränken uns nicht auf Reinigung oder Polsterung, sondern bieten in unseren eigenen Werken zusätzliche Arbeitsschritte wie Neulackierung, Schweißarbeiten oder Pulverbeschichtung an – bis hin zum kompletten Umbau eines Produkts. Unsere Neuprodukte entwickeln wir konsequent modular, reparaturfähig und langlebig. Sie erfüllen die Anforderungen moderner Büros und überzeugen mit ansprechendem Design.
Wie funktioniert Ihr Refurbishment und warum lohnt es sich ökologisch sowie ökonomisch für Unternehmen?
Am Anfang steht eine gründliche Bestandsaufnahme: Welche Möbel sind vorhanden, in welchem Zustand, und welche Teile lassen sich wiederverwenden? Anschließend zerlegen wir die Möbel in unserem Circular Center in Emmen, prüfen jedes Detail, überarbeiten es und setzen die Stücke nach den gleichen Standards wie Neuprodukte wieder zusammen. Das Ergebnis ist ein Möbelstück, das wir mit dem Fair-Furnished-Label auszeichnen – ein Garant für Qualität und Sicherheit auf Neuwaren-Niveau.
Für Unternehmen bietet das klare Vorteile: Sie reduzieren ihren CO₂-Fußabdruck um bis zu 80 Prozent und können diese Einsparung gemäß den CSRD-Anforderungen geltend machen. Gleichzeitig setzen sie ein starkes Signal für Kunden, Mitarbeitende und Stakeholder. Wirtschaftlich ist Refurbishment meist günstiger als eine Neuanschaffung. Da die Aufarbeitung oft als Wartung gilt und nicht als Investition, entfallen langwierige Beschaffungsprozesse. Zudem geben wir eine Garantie auf unsere Arbeit. Kurz gesagt: Unternehmen sparen Geld und Zeit und integrieren ihre Möbel in ein modernes Gesamtkonzept.
Bei der Neugestaltung der Bürogebäude von Nationale Nederlanden konnten Sie den CO₂-Ausstoß um 70 Prozent senken. Welche Lehren ziehen Sie aus dem Projekt?
Das Projekt zeigt, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur in Pilotprojekten, sondern auch auf 37.000 Quadratmetern funktioniert. 89 Prozent der Möbel wurden wiederverwendet oder aufbereitet. Der Schlüssel liegt in der frühzeitigen Inventarisierung und im konsequenten Denken in Ressourcen statt Altlasten. Dieses Prinzip lässt sich auch auf Banken, Pharmaunternehmen oder Verwaltungen übertragen.
Welche Rolle kann Vepa als Partner für Unternehmen mit ESG-Zielen spielen?
Wir bieten Planungssicherheit und Transparenz. Vor einer Beauftragung prüfen wir Machbarkeit, Aufwand und Ersatzteile. Die CO₂-Einsparungen weisen wir präzise aus, sodass sie direkt in ESG-Reports einfließen können. Gleichzeitig schafft Refurbishment finanzielle Spielräume, da Investitionskosten entfallen und Beschaffungsprozesse verkürzt werden. Damit sind wir nicht nur Möbelproduzent, sondern auch strategischer Partner für nachhaltige Beschaffung.
Welche Materialien sehen Sie als besonders zukunftsweisend für die Möbelproduktion?
Zukunftsfähig sind Materialien, die Abfallströme in hochwertige Ressourcen transformieren, modular einsetzbar sind und sich ohne Qualitätsverlust in neue Kreisläufe zurückführen lassen. Idealerweise stammen sie aus biologischen Quellen und belasten die Umwelt nicht. Wir arbeiten grundsätzlich mit Monomaterialien, da sie sortenrein trennbar sind. Hier hat der Markt leider noch Nachholbedarf und für Kunden ist es oft schwer zu erkennen. Ein Beispiel ist unser Hemp-Stuhl: Hanf und Bioharz ergeben eine so hochwertige Oberfläche, dass keine Lackierung nötig ist. Der Materialstrom bleibt rein und wiederverwendbar. Neue Werkstoffe erfordern Materialforschung, um ihre Einsatzmöglichkeiten zu verstehen. Deshalb ist Forschung ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit.
Warum produzieren Sie ausschließlich in eigenen Werken?
Nur so behalten wir die Kontrolle über Qualität und Materialeinsatz. Wir sichern faire Arbeitsbedingungen, halten Lieferketten kurz und arbeiten nahezu abfallfrei. Restmaterialien nutzen wir vollständig wieder. Diese Produktionsweise ermöglicht uns die niedrigsten CO₂-Werte im Marktvergleich. Die Entscheidung, nicht in Niedriglohnländer auszulagern, ist bewusst: Wir wollen zeigen, dass Kreislaufwirtschaft und industrielle Fertigung auch in Europa erfolgreich sind.
Was erwartet die Besucher*innen des Klimafestivals auf Ihrem Stand in der Sonderausstellung GREENTERIOR im November?
Wir stellen unsere biobasierte Materialinnovation der Hemp-Kollektion vor und zeigen in Videos den Weg von der Pflanze bis zum fertigen Produkt. Außerdem zeigen wir, wie zirkuläres Einrichten und Refurbishment funktionieren.
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