Gegründet 1935 von Margarete Klöber, trägt der Bürostuhl-Spezialist Klöber das bewegte, gesunde Sitzen bis heute in seiner DNA und verbindet es mit moderner Ästhetik, wie der Marketingchef Dirk Hindenberg erklärt.
In diesem Jahr feiert Klöber sein 90-jähriges Jubiläum. Wie wird das gestalterische Erbe von Gründerin Margarete Klöber heute noch gelebt?
Nach mehreren Geschäftsführerwechseln haben wir vor vier Jahren begonnen, uns sehr intensiv mit unserer DNA zu beschäftigen: Woher kommen wir? Was ist unsere Geschichte, die Geschichte von Margarete Klöber? Mit der Vermarktung des Klassikers Polstergleich, eines Bürostuhls, der dank vier Federn ein ergonomisches und bewegtes Sitzen ermöglicht, begann die Geschichte von Klöber. Von Anfang an stand der Name für gesundes Sitzen. In der damaligen Bürowelt gab es nur wenige solcher Sitzmöbel. Seit wir diese Stärke wieder auf den kommunikativen Radar geholt haben, wird sie wieder viel stärker gelebt, auch wenn wir heute kein Familienunternehmen sind. Neunzig Jahre nach der Gründung entwickeln wir das Gesundheitsthema weiter und nehmen noch die Wohnlichkeit mit rein. Die Möbel müssen eine entsprechende Ästhetik widerspiegeln, damit man Lust hat, nicht nur darauf zu sitzen, sondern sie auch anzuschauen und anzufassen, also mit allen Sinnen wahrzunehmen. Zugleich nehmen wir das Jubiläum zum Anlass für einen Blick in die Zukunft.
Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus?
Der klassische Büroarbeitsplatz entwickelte sich sehr dynamisch: vom kleinen Zimmer in den Großraum. Im Großraum wird jetzt wieder mehr in Innenraumkonzepten gedacht, um dieses Behütete zu schaffen. Und jetzt merken wir ganz stark eine Tendenz hin zu einem Raum zum Wohlfühlen. Der Büroplatz soll die kleine Höhle sein, zu der man einen persönlichen Bezug hat, ein Heimatgefühl. Zugleich gibt es dieses Bedürfnis nach Flexibilität und Freiheit. Beide Stränge sind momentan gleichwertig. Klare, funktionale Raumstrukturen werden immer stärker verschwimmen. Für Arbeitgeber, aber auch in Hotels oder in der Gastronomie, werden informelle Kommunikationszonen immer wichtiger.
Inwiefern bietet Klöber für diese neue Arbeitswelt Lösungen?
Wir schaffen Möbel, die eine klare Funktion haben. Es gibt Stühle zum aufrechten Sitzen für Meetings, Konferenzen oder Besprechungen am Tisch und Möbel, die aufgrund der Sitzneigung für den Loungebereich und die informelle Kommmunikation sind. Und es gibt natürlich welche für das aktive, ergonomische Arbeiten. Auf der Orgatec haben wir zum Beispiel den CoMeet 35 vorgestellt, eine Hommage an die Zeit der Gründergeschichte von Margarete, der Archetyp des Bürostuhls. Eine technische Weiterentwicklung erfolgte aufgrund des Drehspindel-Fußgestells sowie eines neuen Materials aus 100 Prozent recyceltem PP. Die Produktfamilie WOOOM verfügt – dank eines PET-Filz – über eine sehr wohnliche Haptik. Zugleich greift sie Margaretes Thema auf, das bewegte Sitzen.
Gibt es noch weitere Beispiele für den funktionalen Einsatz innovativer Materialien?
Für den Connex haben wir ein neues Netz entwickelt, das mehr Stabilität bietet als herkömmliche Netze und aus 100 Prozent recyceltem PET hergestellt werden kann. Das Schöne daran ist: Es lässt sich nicht nur für den Rücken benutzen, sondern auch für den Sitz, für den ja sonst oft Stoffe verwendet werden. Ein Stoffzuschnitt produziert jedoch Abfall, während man dieses Netz komplett auf die Dimension nähen kann. Da sind wir gerade dran. Uns interessiert auch: Können wir dank der technischen Eigenschaften eines solchen Netzes perspektivisch auf PU-Schaum verzichten? Denn das ist eines der Materialien, die aus Sicht der Nachhaltigkeit problematisch sind.
Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit bei Klöber?
Nachhaltigkeit ist für uns kein Megatrend, sondern eine Selbstverständlichkeit. Das liegt wohl auch an unserem Standort mitten in der Natur am Bodensee. Seit der Gründung ist der Firmensitz gerade einmal um sechs Kilometer gewandert, von Überlingen nach Owingen. Wir fertigen alles inhouse, vom Stoffzuschnitt über die Polsterei, Näherei bis zur Endmontage. Damit sind die Wege extrem kurz, zum Beispiel beim Prototypenbau, wo sich die Entwicklungsabteilung direkt mit dem Fertigungsleiter abstimmen kann. Wo es geht, verwenden wir regionale Produkte. So kommt unser Leder von einer kleinen Gerberei aus der Nähe von Stuttgart. „Made am Bodensee“ ist für uns ein Statement, ein Qualitätsmerkmal.
Lassen sich Ihre Stühle an die CI des Kund*innen anpassen?
Wir haben eine eigene Abteilung für Sonderlösungen, die schon viele Kooperationen erfolgreich umgesetzt hat. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel Maersk als neuen Partner gewonnen, der in seinem Blau einen Akzent am Stuhl haben wollte. Weitere wichtige Kunden sind Hermès Paris, Heineken, Rituals, Baker McKenzie, Vaude und die Sparkasse Hamburg.
Wie werden Sie den 90. Geburtstag von Klöber feiern?
Für Oktober planen wir einen Tag der offenen Tür mit einer Jubiläumsfeier. Wir sind gerade dabei, ein Museum einzurichten mit den zentralen Produkten und Geschichten aus der Gründungszeit, zum Beispiel wie Margarete als zierliche Frau mit lauter Zigarre rauchenden Männern um das Stahlkontingent für ihr Unternehmen feilschte. Sie war wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit, die bei uns im Unternehmen noch sehr lebendig ist.
FOTOGRAFIE Klöber
Klöber
Klöber
„The art of sitting“ bedeutet für uns, gesundes Sitzen und Ästhetik verantwortungsvoll miteinander zu vereinen. Unser Ziel: sich bei der Arbeit wohlzufühlen. Bereits 1935 präsentierte Margarete Klöber mit dem gefederten Gesundheitsstuhl „Polstergleich“ den wegweisenden Ansatz für bewegtes Sitzen. Seither ist es unsere Leidenschaft, das Sitzen zu perfektionieren.
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