Die Kreativität ins Rollen bringen
osko+deichmann über flexible Möbel für New-Work-Büros
Partner: Brunner
Mit dem Office-Programm boards für Brunner hat das Berliner Designbüro osko+deichmann ein flexibles Möbelsystem entworfen, das – dank mobiler, leichter Whiteboards – den Austausch bei der Teamarbeit fördert.
Noch als Studenten gründeten Oliver Deichmann und Blasius Osko 1998 ihr Studio in Berlin. Während sie zunächst im Grenzbereich zwischen Kunst und Design mit dem Anspruch arbeiteten, Sehgewohnheiten zu hinterfragen, folgen ihre Projekte seit 2005 ästhetischen und funktionalen Kriterien. Möbel, aber auch Interiors von Showrooms und Büros gehören zu den Projekten von osko+deichmann.
Mit Arbeitsumgebungen befassen sich die beiden Gestalter besonders gerne. Für den Büromöbelhersteller Brunner aus dem badischen Rheinau entwarfen sie bereits 2012 die Sitzlandschaft plot, 2013 den falt- und rollbaren Stehtisch pivot. Zwei Jahre später folgte der ergonomische Bürostuhl dress. Ganz neu im Sortiment des Familienunternehmens ist die Serie boards von osko+deichmann. Die superleichten, beidseitig beschreibbaren Whiteboards, Tische, Lagerwagen, stapelbare Hocker und das Regal sind vor allem für kreative Arbeitsumgebungen gedacht. Im Interview erläutern die Designer den Entstehungsprozess.
Wie seid Ihr beim Entwurf von boards vorgegangen?
Oliver Deichmann: Unser Ausgangspunkt war eine Serie von Interviews mit Berliner Start-ups, die sich mit New Work befassen. Damit haben wir uns einen Überblick über die wahren Bedürfnisse kollaborativer Arbeit verschafft. Über Videocalls haben wir uns verschiedene Perspektiven eingeholt. Parallel gestalteten wir bei der Buchungsplattform GetYourGuide einige repräsentative Räume. Dabei gewannen wir auch Einblick in fortschrittliche Arbeitsweisen.
Blasius Osko: Das Thema fasziniert uns seit längerer Zeit. Die Pandemie war ja eine Art New-Work-Booster. Was davor in den Anfängen war, hat sich jetzt etabliert. Das Projekt mit Brunner kam deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt.
Welche Gründe gibt es in Zeiten des digital vernetzten Arbeitens, ins Büro zu gehen?
Oliver Deichmann: Die klassische Einzelarbeit zieht natürlich immer mehr ins Homeoffice oder in sogenannte „Third Places“. Wenn es aber um Kollaboration, Brainstorming und kreative Arbeit geht, ist das Büro gefragt. Für uns geht es im Hinblick auf boards darum, dass die reale Welt nach wie vor das beste Interface ist, um sich auszutauschen. Daher haben wir alle Möbel rund um das Whiteboard gestaltet.
Warum ist das Whiteboard Ausgangspunkt der Kollektion?
Blasius Osko: Uns ist aufgefallen, dass es in vielen Kreativagenturen Workshop-Räume gibt und die Wände mit Whiteboards ausgestattet sind. Wenn ein Team den Raum verlässt, ist es gezwungen, seine Scribbles zu fotografieren, zu digitalisieren und dann abzuwischen, um den Raum so zu verlassen, wie es ihn vorgefunden hat. Wir fanden, dass das dem kreativen Prozess im Weg steht, weil man die Arbeit vielleicht gerne an einem anderen Tag fortführen möchte. Dafür hatten wir die Idee eines mobilen Whiteboards, das sich an den Ort des Austausches mitnehmen und an dem sich die Arbeit fortsetzen lässt. Diese Flexibilität des Whiteboards und der weiteren Möbel sowie ihre Interaktion war uns sehr wichtig.
Trotz aller Funktionalität wirken die Möbel sehr ästhetisch.
Oliver Deichmann: In der Tat war es unser Ziel, hochfunktionale, ästhetisch ansprechende Möbel zu schaffen, die gleichzeitig Wohnlichkeit ausstrahlen. Wir haben mit ganz klassischen Materialien wie Stahlrohr und Holz gearbeitet. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit war uns wichtig, dass so viel wie möglich zerlegbar und reparierbar ist.
Blasius Osko: Das geht so weit, dass die Möbel trotz ihres Volumens einfach zu montieren sind. So lassen sie sich leicht transportieren und verpacken, was Transportwege und CO2 spart.
Wie war die Arbeitsaufteilung bei diesem Projekt?
Blasius Osko: Das kann man gar nicht sagen. Wir haben alles gemeinsam entworfen. Wir sind ein eingespieltes Team und haben mit den Jahren eine gemeinsame Formensprache entwickelt.
Oliver Deichmann: Es ist wie ein Pingpongspiel, nicht nur im Gespräch, sondern auch beim Entwerfen. Blasius kann einfach meine digitale Zeichnung nehmen, um daraus etwas Neues zu entwickeln. Dass wir keine strikte Trennung haben, ist sicher eine unserer Stärken.
Ihr entwerft nicht nur Produkte, sondern richtet auch Räume ein, darunter Büros. Wie befruchten sich diese beiden Bereiche gegenseitig?
Blasius Osko: Natürlich ist es schön, wenn wir unsere Produkte einsetzen können. Aber wir entdecken bei der Interior-Arbeit auch Bedürfnisse, für die es vielleicht noch keine adäquate Lösung gibt. Darauf einzugehen und ins Gespräch zu kommen mit den Herstellern, deren Möbel wir einsetzen, bringt uns oft weiter.
Zu Beginn Eures Arbeitslebens nanntet ihr Euch „Wunschforscher“. Seid Ihr das bis heute?
Blasius Osko: Den Gedanken freien Lauf zu lassen, war immer unsere Stärke. Damals haben wir Projekte an der Grenze zur Kunst umgesetzt. Diese freie Denk- und Arbeitsweise haben wir uns bis heute bewahrt, um auf Lösungen zu kommen, die nicht offensichtlich sind. Wenn einer von uns oder jemand von außen sagt, das geht doch gar nicht, ist das für uns erst recht ein Grund, weiterzumachen.
Oliver Deichmann: Wir können uns gut gegenseitig pushen. Oft beginnen wir Sätze mit: „Stell Dir mal vor…“. Wenn wir beide gleicher Meinung sind, ist das ein Indikator, dass wir an dieser Stelle weitermachen sollten.
Was findet Ihr eigentlich so spannend an Büroumgebungen?
Oliver Deichmann: Wie Menschen arbeiten, war immer ein Spiegel ihrer Kultur. Ich denke, in der digitalen, immateriellen Welt ist zuletzt sehr viel passiert. Zugleich gibt es einen großen Nachholbedarf in der physischen Welt. Dieses Potenzial macht das Gebiet für Designer spannend. Wir haben die Chance, Büros neu, besser und menschlicher zu gestalten.
FOTOGRAFIE © Brunner
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Brunner
Brunner lebt für Möbel, die Neues möglich machen. Das im Jahr 1977 gegründete Familienunternehmen zählt zu den führenden Objektmöbelherstellern Europas. Hauptmotivation bei Brunner früher, heute und in Zukunft: Herausforderungen suchen und passende Lösungen finden, die perfekt sitzen. So entstehen Objektmöbel von hoher ästhetischer und funktionaler Qualität, produziert "Made in Germany".
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