Spielen im Spiegelkabinett
Wie A2 Arquitectos ein Squashfeld in ein buntes Abenteuerland für Kinder verwandelten.

Das unansehnliche Squashfeld einer Hotelanlage auf Mallorca verwandelten A2 Arquitectos in ein fantasievolles Spielareal für Kinder. Ihr Vorbild: die wundersame Welt des Kaleidoskops.
Wer durch ein Kaleidoskop blickt, für den fließt eine Form in die andere. Lichtreflexe verwirren das Auge. Immer neue Farben und Formen bilden sich. Nichts scheint von Bestand. Mit diesem Spielzeug als Inspirationsquelle gingen die Architekten des Büros A2 Arquitectos an die Planung des neuen Spielbereichs des Hotels Castell dels Hams in Porto Cristo im Osten von Mallorca. In der vor allem von Franzosen besuchten Hotelanlage trifft der maurische Baustil des Hauptgebäudes auf einen modernen Anbau und ergänzt ihn überraschend harmonisch. Im reduzierten weißen Neubau hatten die Architekten 2012 bereits das Spa mit seinen quadratischen Fenstern und dem geschwungenen Hallenbad zu einem beispielhaften Ort der Ruhe ausgebaut. Auch ein neuer Kinderpool auf der Terrasse trägt die Handschrift der Architekten mit Büros in Madrid, Valladolid und Palma de Mallorca. Ganz anders als die restlichen Schwimmbäder ist es als kreisrunder, gelber Smiley angelegt, der sofort gute Laune verbreitet, und zwar nicht nur bei seinen jungen Besuchern.
Spielplatz statt Squashplatz
Nach diesen Projekten knöpften sich die Architekten nun den alten Squashcourt der Hotelanlage vor. Der 90-Quadratmeter-Raum stand leer, und so entschloss sich die Hotelleitung, ihn in einen Indoor-Spielplatz umzuwandeln. Anstatt den immer gleichen Gestaltungsparameter für Kinderräume in Naturmaterialien wie Holz zu folgen, bewiesen die Architekten Mut für etwas Neues. Inspiriert von Alice im Wunderland, den Spiegelkabinetten der siebziger Jahre und zeitgenössischen Künstlern wie Anish Kapoor, Yayoi Kusama und James Turrell, entwarfen sie einen neun Meter langen und zwei Meter hohen Kaleidoskop-Tunnel. Statt bunter Steinchen reflektieren sich darin die Kinder, durch ihre Bewegungen verändern sie das Bild in Eigenregie – eine Spielerei, die für die Architekten durchaus auch einen pädagogischen Effekt hat, denn die Kinder experimentieren auf diese Weise mit ihrer Selbstwahrnehmung, mit dem Raum und dem Gefühl der Schwerelosigkeit.
Platz zum Toben und Tanzen
Der Kaleidoskop-Tunnel läuft auf ein sechseckiges Fenster in der Wand zu, durch das Tageslicht dringt. Er ist über eine Leiter vom etwa 60 Quadratmeter großen Spielzimmer aus erreichbar, ein Traum in Pink, der vom Boden über die Wände bis an die Decke mit weißen Kreisen unterschiedlicher Größe bedeckt ist. Hocker, Tischchen und Regale fügen sich darin perfekt ein. Etwa 25 Kinder haben Platz zum Malen, Spielen oder Tanzen. Zum Toben lädt ein weiterer abgetrennter Bereich mit Netzen zum Klettern und weichen Matten ein. Zwei kleine Räume ohne Fenster sind von LEDs in ultraviolettes Licht getaucht. In einem befindet sich das Bad. Der andere ist ein „Zauberraum“, in dem die Kinder mit fluoreszierenden Farben und Reflexionen experimentieren können.
Räume, die die Fantasie anregen
Nach der Vorstellung von Architekt Cristian Santandreu Utermark sollen die Kinder mit dem Raum interagieren, ihn verändern und verschiedene Welten kreieren. Räume für Kinder zu gestalten, stellt für ihn eine besondere Herausforderung dar. Das beginne bei den Abmessungen für Treppen und Türen, die bei seinem Projekt Kaleidoscope alle auf Kindergrößen ausgerichtet sind, und ende bei der Gestaltung, die die Fantasie anregen soll, ohne zu viel vorzugeben, eben genauso wie ein Kaleidoskop.
Seine Arbeit an einer begehbaren Version des Spielzeugs hat sich gelohnt. Ebenso wie damals für das Spa regnete es auch für den neuen Spielbereich des Hotels jede Menge Preise. A2 Arquitectos überzeugten unter anderem die Jury des A+ Architizer Award in New York und des Architecture Podium Award in Sidney – zurecht, denn mit ihrem Projekt gelang ihnen nicht nur eine Reminiszenz an ein Lieblingsspielzeug aus Kindertagen, sondern auch ein fantasievoller Spielbereich, der sich von gewöhnlichen Hotelanlagen klar abgrenzt.
FOTOGRAFIE A2 Arquitectos
A2 Arquitectos
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