Best-of Outdoor 2023
Neue Möbel für Garten und Terrasse

Die neue Outdoor-Saison steht bevor. Großformatige Polstergruppen und raffinierte Holzstühle machen den Außenbereich zum verlängerten Wohnzimmer. Der Transfer zwischen innen und außen erfolgt überaus konkret: Durch Möbel, die sich in beiden Welten zu Hause fühlen.
Die Domestizierung von Garten und Terrasse schreitet weiter voran. Das führt zu einer neuen Selbstverständlichkeit. Outdoor-Möbel müssen nicht mehr nach Outdoor aussehen, was in den letzten anderthalb Dekaden vor allem durch auffallend kunstfertiges Flechtwerk und eine Tropen-inspirierte Farbpalette geschah. Die neuen Außenmöbel wirken aus formeller wie materieller Perspektive wie Innenraummöbel. Drinnen ist draußen und draußen ist drinnen, so die unmissverständliche Botschaft. Das Exotische weicht einer neuen Normalität, die jedoch alles andere als banal erscheint. Man könnte auch sagen: Die Branche ist erwachsener geworden. Nach Jahren der Pubertät geht sie nun mit Lässigkeit in einen neuen Lebensabschnitt über.
Weich gepolstert
Modular aufgebaute Systeme erlauben eine Addition zu ganzen Wohnlandschaften. Mit veränderlichen Qualitäten punktet beispielsweise das Sofa Flair von Gervasoni. Der Entwurf von Gabriele und Oscar Buratti verfügt über gepolsterte Rückenlehnen, die sich mithilfe von doppelten Scharnieren manuell für jeden Sitzplatz umklappen lassen. Die Höhe des Möbels kann ebenso wie der Neigungswinkel der Rückenunterstützung variiert werden. Einen Hingucker definieren diagonale Steppnähte, die den Lehnen eine betont plastische Oberflächenstruktur verleihen und so die Griffigkeit erhöhen.
Flexibilität spielt auch beim Polsterprogramm Mass von Gandiablasco eine wichtige Rolle. Der New Yorker Designer Todd Bracher hat zwei Polstermodule in unregelmäßiger Fünfeckform sowie drei verschiedene Rückenlehnen gestaltet. Sie können beliebig aneinandergefügt werden, um großformatige Landschaften im Freien zu erzeugen. Die asymmetrisch geformten Sitzflächen lassen an überdimensionale Kieselsteine denken. Sie entziehen sich einem strengen Raster und sorgen so für visuelle Lockerheit. Die Beweglichkeit der Module erlaubt schnelle Neukonfigurationen des Freiluftwohnzimmers, je nachdem, wie viele Menschen zusammentreffen sollen.
Neue Strenge
Die rechteckigen Polster der Kollektion Nooch von B&B Italia werden von einer filigranen Struktur aus recyceltem Aluminium angehoben. Als Inspiration diente Piero Lissoni das Bambus-Labyrinth im Botanischen Garten von Nong Nooch in Thailand. Ein markantes Detail bilden die Verbindungspunkte. Die horizontalen Stäbe biegen sich um die vertikalen Träger herum – ein Effekt, der an geknickte Strohhalme denken lässt. Der orthogonalen Ordnung wird so eine wohldosierte Weichheit entgegengestellt.
An Origami erinnert die Polsterkollektion Coco von Ames. Das spanische Büro MUT Design ließ sich vom Kinderspiel Comecocos inspirieren, bei dem ein Blatt Papier zu einem schnappenden Mund gefaltet wird. Das Möbel besitzt eine prägnante Masse. Kein filigranes Flechtwerk lässt Blicke oder Sonnenlicht hindurchwandern. Das Outdoor-Feeling offenbart sich in den Stoffen, die aus verschiedenfarbigen Garnen gewebt sind und gerade bei den Faltungen schimmernde Gelb- und Pinknuancen hervorkommen lassen.
Transversale Haltung
Immer mehr Hersteller fahren doppelgleisig und bringen erfolgreiche Innenraummöbel in witterungsbeständigen Versionen auf den Markt. Dieser Strategie folgt die österreichische Polstermanufaktur Wittmann, die Anfang Februar ihr Outdoor-Debüt gab und dafür eine Kooperation mit dem italienischen Hersteller Ethimo eingegangen ist. Das erste Produkt ist der von Luca Nichetto entworfene Sessel Paradise Bird. Bei der Innenraumversion wird die gepolsterte Sitzfläche von einem rückseitig geschwungenen Metallkäfig eingefasst. Die Draußen-Ausführung behält dieselbe Formensprache bei, ersetzt jedoch das Metallgitter durch ein Flechtwerk aus schmalen Kunststoffseilen, die eine angenehme Haptik mit seidenem Glanz verbinden.
Elegantes Holz
Sanft fließenden Konturen folgt das japanisch-skandinavische Designerduo Inoda+Sveje mit der Stuhl- und Sesselserie Yoko Cord für Minotti. Auch hier wurde ein Transfer von drinnen nach draußen vollzogen. Alle Segmente des Teakholzgestells sind abgerundet. Die Füße verjüngen sich zum Boden sowie zum Übergang der Armlehnen, welche leicht nach außen kragen und entfernt an die Flossen von Fischen denken lassen. Die bronzefarbenen metallischen Verbindungsstifte, die die Rückenlehne einfassen, durchbohren die Hinterfüße und zeichnen sich durch dekorativ leuchtende Punkte ab. Massives Teakholz verwendet Rodolfo Dordoni für den Zweisitzer aus der Kollektion Dine Out für Cassina. Rückenlehne und Armlehnen sind gebogen und mit grauen Polypropylenkordeln umspannt, die eine weiche Ablage schaffen und zugleich mit ihrer Rillenstruktur ein dekoratives Detail bilden.
Schöner Schaukeln
Für ein informelles Sitzgefühl sorgt der hängende Schaukelsessel Orbitry von Paola Lenti. Der kokonartige Korpus aus handgeflochtenen Kordeln wird an einer Edelstahlkette mit Karabinerhaken an die Decke einer überdachten Terrasse oder an einen Baum im Freien gehängt. Eine Rückkehr der Hollywoodschaukel zeigt Emu mit Reel von den venezianischen Designerbrüdern Pio & Tito Toso. Die Rückenlehne lässt sich umklappen, sodass aus dem schwingenden Sofa eine große Liege wird. Der Schirm kann weit nach unten geneigt werden, damit er auch bei tief stehender Sonne genügend Schatten spendet. Die markante Krümmung des Schirms wirkt wie eine Spiegelung der konkaven Wölbung der Sitzfläche. Zusammen definieren sie einen Ort des Rückzugs und der Entspannung, um für einen Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Visuelle Leichtigkeit
Stühle und Hocker zeigen leichte, durchlässige Konstruktionen, in denen sich keine Regenrückstände sammeln können. Auch hier liegt die Raffinesse im Detail. Den Stuhl Tuba hat der britische Designer Samuel Wilkinson für Diabla gestaltet. Sitzfläche und Rücken sind aus verschweißten Aluminiumrohren gearbeitet. Mit ihren leichten Krümmungen erwecken die starren Bauteile den Eindruck, weich und elastisch zu sein. Für Dynamik im Außenbereich sorgt die Kollektion R24, die die argentinische Architektin Paula Valentini für Gandiablasco entworfen hat. Der Hocker und Couchtisch sind aus feinen Stahlstäben gefertigt, die ein diagonales Gitterwerk bilden. Je nach Blickpunkt überlagern sich die leichten und dennoch überaus stabilen Strukturen. Wenn Sonnenstrahlen die Möbel passieren, wandern interessante Schattenwürfe auf dem Boden entlang. Auch für Garten und Terrasse gilt: Immer in Bewegung bleiben.
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