Stories

Fuorisalone 2018: Die Bühnen der Stadt

Mailand inszeniert sich selbst – mit Installationen, die wie umfassende Bühnenbilder anmuteten.

von Katharina Horstmann, 23.04.2018

Ein stilistisches Keramikdorf im Museo La Permanente, eine skandinavische Wohnlandschaft im Palazzo Clerici oder eine surrealistische Glasausstellung im Teatro Gerolamo: Im Rahmen des Salone del Mobile hat sich Mailand auch in diesem Jahr selbst inszeniert – mit außergewöhnlichen Installationen, die mitunter den Eindruck entstehen ließen, man betrete Bühnenbilder.

Sieben kleine Pavillons unterschiedlicher Größe und Farbe wurden in der zentralen Ausstellungshalle des Museo La Permanente errichtet. Außen wie innen sind sie mit 150.000 marokkanischen Zellij-Fliesen verkleidet, deren handgemachte Oberflächen das Licht bunt reflektieren. Selbst wenn dieses stilisierte Dorf lediglich ein Display für die neue Home-Collection des französischen Modehauses Hermès darstellte, wurde das Zusammenspiel aus Farbe, Material und Raum zu einer der markantesten architektonischen Erfahrungen während der Milan Design Week 2018. Beinahe ehrfürchtig bewegten sich die Besucher durch das beeindruckende Arrangement und bewunderten es in seiner Gesamtheit.

Umfassende Bühnenbilder
Ein ähnliches Spiel mit der Raumwahrnehmung begegnete dem Designpublikum an zahlreichen anderen Orten in der Stadt. Viele der Ausstellungen fielen raumgreifend und mitunter theatral aus, mit der Anmutung eines umfassenden Bühnenbildes. Während das dänische Label Hay skandinavische Schlichtheit in der Opulenz des Palazzo Clerici mondän in Szene setzte und die Installation des amerikanischen Künstlers Phillip K. Smith III für COS die Architektur des Palazzo Isimbardi wortwörtlich reflektierte, wählte Lasvit das kürzlich renovierte Teatro Gerolamo als passenden Rahmen für sein Monster Cabaret. In den Logen des Puppentheaters stellte der tschechische Hersteller unter anderem abstrahierte Kreaturen aus böhmischem Glas vor. Im Zentrum dieser surrealistischen Präsentation hing ein riesiger Kokon aus glasverkleideten Flachbildschirmen, auf denen ein mediales Bilderinferno flimmerte.

Formalästhetische Auftritte
Andere Aussteller rückten das Display selbst derart objekthaft in den Vordergrund, dass ihr Auftritt formalästhetisch auch als zeitgenössische Kunstausstellung durchgegangen wäre. So lud Bulgari zu einer über mehrere Räume inszenierten Produktpräsentation ein. In einem dieser hatte MVRDV, in Anlehnung an das ikonische Schlangenarmband des römischen Hauses, den Serpenti Room gestaltet. Die an den Längsseiten wie bei einer juwelenbesetzten Wabe mit unterschiedlichen Materialien bestückte Spiegelinstallation hob die Endlichkeit des Raumes auf, um ihn ins Unendliche zu reflektieren.

Ein wenig Sightseeing ist immer mit dabei, wenn Mailand sich in prunkvollen Stadtpalästen, Museen und Theatern oder charmanten leerstehenden Fabriken und in die Jahre gekommene Garagen jedes Jahr neu erfindet. Die vorhandene Architektur ist schon für sich eine historische Attraktion und bietet einigen Ausstellern einen gewollten Kontrast, dem es innovativ zu begegnen gilt. Der Erfolg des visuellen Gesamtkonzeptes lässt sich bestimmt anhand der Menge an Schnappschüssen und Selfies ermitteln, die man bei Instagram findet. So überrascht es nicht, dass die Kulisse eine tragende Rolle spielt, um Besucher anzulocken, und in der Auseinandersetzung mit ihr auch dieses Jahr einige beeindruckende Installationen gelungen sind. Wenn mitunter auch mit den eigentlichen Produkten als Nebendarsteller.

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