Gestaltung auf Augenhöhe
Das Buch Räume für Kinder vom Berliner Büro baukind

Das Berliner Architekturbüro baukind hat sich auf Kindergärten und andere Projekte spezialisiert, bei denen Kinder im Mittelpunkt stehen. Sein Buch „Räume für Kinder – Gestaltung auf Augenhöhe“, erschienen im JOVIS Verlag, ist mehr als eine reine Werkschau. Es erläutert pädagogische Ansätze, zeigt lebensnahe Lösungen und gibt praktische Tipps zur Umsetzung von Um- und Neubauprojekten.
Als die Kita von Nathalie Dziobek-Beplers Sohn einen neuen Standort eröffnen wollte, übernahm die Architektin mit einer Kollegin aus der Elternschaft kurzerhand die Planung und Umsetzung. Gemeinsam stellten sie fest: Es gibt einen Bedarf für gut geplante Kindergärten. Und so schlossen sie sich vor neun Jahren zum Büro baukind zusammen. Gründerpreise halfen den Architektinnen beim Start in die Selbstständigkeit. Inzwischen arbeitet Nathalie Dziobek-Bepler mit 14 Mitarbeiter*innen in einem Loft mit Showroom in Berlin-Kreuzberg. Neben Kindergärten plant das Büro baukind auch Hotels oder Zahnarztpraxen und übernimmt zusätzlich zur Innenarchitektur auch das Produktdesign oder die Landschaftsarchitektur.
Von „Verwahranstalten“ zu Lernräumen
Einen Einblick in diese Arbeit bietet das neu erschienene Buch Räume für Kinder – Gestaltung auf Augenhöhe. Das einführende Kapitel umreißt die Geschichte von Kindergärten: einst reine „Aufbewahrungsorte“ – heute Spiel- und Lernräume. Welche Bedeutung die Raumgestaltung für die Entwicklung von Kindern hat, zeigt ein Blick auf die Theorien pädagogischer Vordenker wie Maria Montessori, Emmi Pikler oder Rudolf Steiner. In die Praxis steigt das Buch mit einem Interview eines Erziehers ein, der schildert, worauf es in seinem Arbeitsalltag ankommt.
Verbindung von Funktion und Spiel
Ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Kitaräumen ist es, Bewegung zu ermöglichen und zu fördern. Wie das gelingen kann, zeigt baukind mit Anregungen für die Grundrissplanung, kreativ genutzten Treppen oder losen Elementen wie Bällebädern. Wie Flächen oder funktionale Einbauten mehrfach genutzt werden können, schildert das Kapitel „Multifunktion“. Da wird die Heizkörperverkleidung zur Murmelbahn, das Kletterpodest zum Stauraumwunder oder Hocker und Tische zu großen Bauklötzen.
Nasszellen als kindgerechte Orte
Das Bad denken die Architekt*innen als zusätzlichen Spiel- und Lernort. Waschrinnen und Staubecken ermöglichen das Spiel mit Wasser. Fliesenbilder und farbige Wände machen aus den Nasszellen kindgerechte Orte, an denen sie sich gerne aufhalten. Das gilt auch für Flure und Garderoben, die als zusätzliche Spielflächen umgebaut werden können, um die Kinder zur Selbstständigkeit anzuregen. „Es gilt, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu schenken“, lautet das Credo von Nathalie Dziobek-Bepler. „Weil Räume Menschen beeinflussen und prägen, haben sie auch die Kraft, die Gesellschaft zu verändern.“
Platz für Chaos
Trotz aller Perfektion, mit der die Räume geplant sind, möchten sie den kleinen und großen Nutzer*innen Freiräume lassen. „Uns ist es wichtig, dass Kinder ihre Räume mitgestalten können“, betont Nathalie Dziobek-Bepler. „Kinder sollen eigene Welten gestalten können. Es muss auch Platz für Chaos sein.“ Flächen, an denen selbstgemalte Bilder leicht aufgehängt oder Fundsachen vom letzten Waldspaziergang in einen Rahmen gewebt werden können, gehören ebenso zur Gestaltung wie freie Flächen zum Spielen.
Den Projekten von baukind ist ihre intensive Beschäftigung mit den Bedürfnissen von Kindern anzusehen. Das Buch zeigt, wie Architektur einen Beitrag zur gesunden Entwicklung leisten kann. Es betrachtet das Thema nicht nur aus planerischer, sondern aus einer ganzheitlichen Sicht und ist damit eine lohnende Lektüre für Pädagog*innen, Eltern, Design- und Architekturinteressierte.
Räume für Kinder – Gestaltung auf Augenhöhe
baukind / Nathalie Dziobek-Bepler (Hg.)
JOVIS Verlag, August 2020
Klappenbroschüre, 160 Seiten, 270 farb. Abb.
35 €
baukind
www.baukind.deJOVIS Verlag
www.jovis.deMehr Stories
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