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Material der Wahl

Vier Designstudios und ihre aktuellen Werkstofffavoriten

„We are living in a material world“ könnte die offizielle Hymne der Architektur- und Designbüros lauten. In ihrer Berufswelt sind die Gestaltenden umgeben von Materialien. Intensive Werkstoffrecherche gehört zu ihrem Arbeitsalltag. Welche Entdeckungen sie dabei gemacht haben, verraten uns Studio Oink, Ester Bruzkus Architekten, Studiopepe und Alexander Fehre.

von Stella Hempel, 29.03.2021

Ob nun für die Verkleidung von Wänden und Decken, für Böden, Einbauten oder maßgefertigte Möbel – in jedem Bereich eines Projekts werden passende Materialien benötigt. Und so sind Innenarchitekturbüros ständig auf der Suche. Kataloge werden gewälzt, Messen besucht, Muster bestellt. Werkstoffe werden befühlt, verglichen und ausprobiert.

Manche Materialien punkten mit Nachhaltigkeit, andere sind besonders leicht zu verarbeiten. Es gibt Aufmerksamkeit heischende Werkstoffe, aber auch heimliche Helden, die sich auffällig unauffällig ins Gesamtbild integrieren. Wir haben mit vier Architektur- und Designstudios über ihre Materiallieblinge gesprochen – und über die Projekte, in denen diese zum Einsatz kamen.

Studio Oink, Lea Korzeczek und Matthias Hiller

Welches Material möchten Sie vorstellen? Desktop-Linoleum von Forbo in der Farbe Pebble.

Wie sind Sie auf das Material gestoßen? Eigene Recherche: Wir wollten ein alternatives, ökologisch nachhaltiges Material verwenden, das sich auch in die zeitgenössische Architektur unauffällig integrieren lässt.

Was gefällt Ihnen an dem Material? Das Li­n­o­le­um ist nachhaltig, besteht zu fast 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Es hat eine softe Haptik, wirkt warm und harmonisch. Außerdem wird das Desktop-Linoleum in äußerst ästhetischen Farben angeboten. Wir sind mit der Qualität, der Ästhetik und der leichten Verarbeitung des Materials sehr zufrieden.

Bei welchem Ihrer Projekte haben Sie das Material verwendet? In einem Apartment in Berlin haben wir Linoleum (Marmoleum Walton von Forbo) für den Bodenbelag in Flur und Küche gewählt – und das Desktop-Linoleum für die Arbeitsflächen. Bei anderen Projekten haben wir es ebenfalls oft in der Küche eingesetzt, aber auch ganz klassisch im Homeoffice.

Sind weitere Projekte mit diesem Material in Planung? Linoleum wird auch zukünftig in unseren Projekten verwendet. Mittlerweile haben viele Architekten die Vorteile des klassischen und natürlichen Materials wiederentdeckt, sodass es im Interior immer öfter zu finden sein wird. Wir hoffen sehr, dass es sich gegen Konkurrenten – wie beispielsweise Vinylfußböden – durchsetzt.

Ester Bruzkus Architekten, Ester Bruzkus und Peter Greenberg

Welches Material möchten Sie vorstellen? Die durchgefärbte MDF-Platte Innovus Coloured MDF von Sonae Arauco.

Was gefällt Ihnen an dem Material? Es handelt sich um MDF, bei dem die Fasern des Innen- und Außenmaterials durchgefärbt sind. Wenn es geschnitten wird, offenbart es sein Inneres wie ein aufgeschnittenes Stück Butter. Die Farben sind beständig und es wird kein zugesetztes Formaldehyd verwendet. Im Gegensatz zu anderen MDF-Materialien wird also bei der Herstellung und Verwendung die Umweltbelastung reduziert.

Bei welchem Ihrer Projekte haben Sie das Material verwendet? Wir haben das Produkt in der Farbe Berry in unserem jüngsten Projekt, dem Restaurant Remi in Berlin, eingesetzt. Das Restaurant hat eine offene Küche. So wie die Küchenchefs wünschten, dass die Gäste genau sehen, wie und mit welchen Zutaten das Essen zubereitet wird, beabsichtigten wir, dass die architektonischen Details die inhärenten Qualitäten der Materialien offenbaren – ihre Dicke und Tiefe, wie sie im Querschnitt aussehen und wie sie Ecken ausbilden.

Sind weitere Projekte mit diesem Material in Planung? Wir verwenden das durchgefärbte MDF in den Farben Blau und Grau auch im Büro von Relaxound in Berlin. Bei diesem Projekt zeigen wir nicht nur das Innere des Materials, sondern betonen auch andere Materialeigenschaften: seine Ebenheit, seine Dichte, seine Fähigkeit, skulpturale Ecken und Formen herzustellen. Bei Relaxound erschaffen wir Wände, indem wir MDF-Schichten übereinander stapeln – ohne innere Rahmung. Wir schaffen Stufen, Regale und Sitzbereiche, indem wir aus den Platten Boxen bauen.

Studiopepe, Arianna Lelli Mami und Chiara Di Pinto

Welches Material möchten Sie vorstellen? Die Maxi-Terrazzoplatten SM Marble in der Farbe Palladio Moro von Santamargherita. Santamargherita ist ein italienischer Hersteller, der sich auf Böden aus Quarz und Marmor spezialisiert hat. Diese Terrazzoplatten bestehen aus Marmorkieseln in einer Betonpaste.

Was gefällt Ihnen an dem Material? Uns gefällt die frische und zeitgenössische Herangehensweise an eine Vintage-Technik wie Terrazzo. Die Maxi-Dimension dieses Terrazzomusters ist ziemlich Memphis-mäßig – sehr postmodern!

Bei welchem Ihrer Projekte haben Sie das Material verwendet? Beim Projekt Okko Hotels Gare de l’Est. Wir haben die öffentlichen Bereiche dieses Pariser Hotels gestaltet. Unser erstes Hotelprojekt sollte zeitgenössisch und zeitlos zugleich wirken. Wir wollten eine Art Schutzraum oder Kokon im Herzen der Stadt schaffen, in dem Reisende ein Gefühl von Komfort und Vertrautheit finden. Alles ist rund, um scharfe Kanten zu vermeiden und einen einladenden Look zu erzeugen. Das gilt auch für die Tischplatten aus Maxi-Terrazzo.

Wo haben Sie das Material noch verwendet? Wir haben das Material auch in einer Privatwohnung in Mailand verwendet, und zwar für den Boden in der Küche und im Essbereich. Es sind also zwei sehr unterschiedliche Projekte, bei denen die Maxi-Terrazzoplatten zum Einsatz kamen, aber beide sind sehr iko­no­gra­fisch.

Studio Alexander Fehre, Alexander Fehre

Welches Material möchten Sie vorstellen? Setacryl in Gelb von Madreperla, ein zu 100 Prozent recyceltes Acrylglas.

Was gefällt Ihnen an dem Material? Der bekannte Effekt, der entsteht, wenn natürliches Licht auf die Acrylglasplatte trifft, an der Kante gebündelt wird und diese dann zum Leuchten bringt. Unserer Ansicht nach bildet dies die perfekte Brücke vom physischen in den digitalen, abstrakten Raum, in dem alles möglich scheint. Richtig eingesetzt, ist dieser simple Effekt sehr spannend und die Wirkung jedes Mal aufs Neue faszinierend. Heutzutage sind wir es gewohnt, mit­hil­fe von LED-Kunstlicht, bei dem die Lichtquelle kaum sichtbar ist, gute Effekte zu erzeugen. Dabei vergessen wir manchmal, dass es auch simplere Wege ohne Elektrizität gibt.

Bei welchem Ihrer Projekte haben Sie das Material verwendet? Für unser Projekt Bosch Engineering – Projekthaus 204 haben wir viele Möbel entwickelt. Unter anderem einen kleinen Beistelltisch, der mit diesem Acrylglas gefertigt wurde. Die Kanten sind sehr genau auf Gehrung gefräst und unsichtbar verklebt. Dadurch kommen die leuchtenden Kanten besonders gut zur Geltung. Durch die dreieckige Grundform können mehrere Tische miteinander kombiniert werden.

Werden Sie das Material wieder verwenden? Wir waren vom fertigen Ergebnis ziemlich beeindruckt. Im Vergleich zu unseren damaligen Renderings sind die echten Tische tatsächlich noch besser geworden. Um dem Acrylglas gerecht zu werden, braucht es allerdings den richtigen Einsatzbereich – und gleichzeitig sollte die Wirkung subtil bleiben. Daher werden wir das Material im Hinterkopf behalten und gezielt einsetzen, wenn dieser Effekt wieder gewünscht ist.


Weitere Materialempfehlungen von Design- und Architekturbüros finden Sie hier.

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Links

Studio Oink

www.studiooink.de

Ester Bruzkus Architekten

esterbruzkus.com

Studiopepe

www.studiopepe.info

Studio Alexander Fehre

www.alexanderfehre.de

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