Textilien, Teppiche und Tapeten
Wohnratgeber über schnelle Raumverwandler
Partner: Fischbacher 1819
Textilien, Teppiche und Tapeten sind schnelle Raumverwandler, die aktuelle Gestaltungstendenzen wiederspiegeln. Im Trend: opulente Stoffe, strenge grafische Muster, Pastell- und Erdtöne sowie technische Raffinessen.
Neue Räume braucht das Land! Nichts einfacher als das, schaut man sich die neuen Textilien, Teppiche und Tapeten an, die Anfang des Jahres auf Messen wie Heimtextil, Ambiente und Maison & Objet vorgestellt wurden. Wie in anderen Bereichen des Produktdesigns mischen sich immer mehr branchenfremde Labels unter ausgewiesene Spezialisten. Das ist nicht verwunderlich, denn Textilien, Teppiche und Tapeten wirken als visuelle Klammer und gehen ein Wechselspiel mit Möbeln, Leuchten und Accessoires ein.
Visuelles & haptisches Miteinander
Ein gut gestalteter Raum lebt vom Miteinander verschiedener Materialien – visuell und auch haptisch. Dafür eignen sich viele der aktuellen Textil- und Teppichkollektionen besonders gut. Von Kvadrat beispielsweise stammt der Möbelstoff Jaali aus Wolle, den es in 20 Farbstellungen gibt. Entworfen vom Londoner Designstudio Doshi Levien, zeigt er ein feines, netzähnliches Raster aus Sechseckformen. Opulenter geht es beim Schweizer Textilverlag Christian Fischbacher mit dem goldenen Vorhangstoff Selva zu, der einen Hauch Glamour ins Interior bringt. Hier wird per Hand ein Blattmotiv aus flauschigem Samt auf weichfließenden Polyestertaft appliziert. Hohenberger bringt mit der Tapetenkollektion Univers durch die Kombination aus verschiedenen Untergründen und Ebenen überraschende Muster an die Wand, wobei die verwendeten Glasperlen je nach Lichtsituation unterschiedlich intensiv schimmern. Aufwendig in der Herstellung ist auch die Tapetenkollektion Moooi Tokyo Blue des gleichnamigen niederländischen Designlabels: Die textile Wandbekleidung Shoji Blossom ist mit dreidimensionalen, floralen Dekoren ganz in Denim gehalten.
A la japonaise
Blüten und Blumen sind nach wie vor beliebte Dekore, wobei nicht nur Moooi japanisch inspirierte Motive zeigt. Auch Londonart, ein italienischer Hersteller aufwendiger Tapeten, hat Marcel Wanders engagiert, der aus seiner Liebe zu Japan keinen Hehl macht. Und zwar nicht in der reduzierten, sondern – wie man es vom niederländischen Designer geradezu erwartet –, in der überbordenden Variante. Kyoto aus der Kollektion Wanderlust kommt in rotem, blauem oder grünem Grund mit auffälligen Blumen- und Wolkenformationen daher und ist ein echter Eyecatcher. Ebenso wie die Tapetenkollektion Suomo von Londonart, die Ferruccio Laviani entworfen hat. Der Mailänder Designer bringt historische japanische Motive verpixelt an die Wand, wobei das monochrome Schwarz-Weiß als visueller Verstärker wirkt.
Gegensätze ziehen sich an
Kontraste in Schwarz-Weiß sind derzeit nicht wegzudenken aus der textilen Welt und eng verknüpft mit geometrischen Mustern wie Karos, Streifen und Dreiecken. Die Nicht-Farben sind gestalterisch echte Alleskönner: Sie strukturieren einen Raum mit Kontrastflächen oder halten ihn mit einer einheitlichen Farbgebung zusammen. Schwarz setzt im komplett weißen Interior Akzente: mit architektonischen Elementen oder mit textilen Stücken. Die Bandbreite der Schwarz-Weiß-Kontraste ist groß und geht zuweilen eine Allianz mit Grautönen ein – so wie die neue Kollektion von Dominique Kieffer by Rubelli. Im Teppichdesign sind schwarz-weiße Muster schon bei historischen Kelims zu sehen und werden heute auch in anderen Techniken umgesetzt, wie der Entwurf Folding von Serena Confalonieri für Carpet Edition mit blockartigen, handgetufteten Streifen zeigt. Was hier wie ein echtes Statement Piece wirkt, tritt bei anderen Herstellern subtiler auf: Auf sehr feine geometrische Muster in Schwarz-Weiß setzen beispielsweise die Tapetenkollektionen Diecolode von Rubelli und Nouveau von ex.t. Sie erinnern an Muster aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren und passen deshalb gut zu den vielen Wiederauflagen von Möbeln aus der Zeit.
Glanz der Geometrie
Dass grafische Muster meist für wagemutige Designliebhaber gedacht sind, zeigt Nya Nordiska mit dem Vorhangstoff Blast von Bodo Sperlein, der ein dreidimensionales, beinahe wildes Dessin mit kühlen Blautönen arrangiert. Der Effekt grafischer Patterns wird, wie bereits in den Zwanzigerjahren, durch auffällige Farben gesteigert. Designercarpets aus Lörrach hat zwei Teppiche der Bauhaus-Schülerin Gertrud Arndt anhand der originalen Wollmuster wiederaufgelegt, darunter den berühmten Bauhaus-Teppich Nr. 2, den Arndt einst selbst gewebt hatte und der anschließend das Direktorenzimmer von Walter Gropius in Dessau schmückte. Auch Carpet Edition spielt bei seiner handgetufteten Teppichkollektion Roquebrune mit Geometrien, die durch auffällige Farbkombinationen intensiviert werden und ein gestalterisches Ausrufungszeichen setzen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Wem dieser Muster- und Farbreigen allzu viel Wow ist, setzt lieber auf Erd- und Grüntöne, die, wie bei Farrow & Ball, bei vielen Herstellern zu sehen sind. Sie werden kombiniert mit kühlem Rosa, Gelb und Hellblau, aber auch mit Weiß-, Braun- und Beigetönen. Pastelltöne sind äußerst vielseitig, denn sie passen zum Minimal Look ebenso wie zum Scandi Style. Dass der nordische Stil mit seiner gedeckten Farbpalette und Materialien wie Leinen, Holz und Kork derzeit so beliebt ist, hat wohl auch damit zu tun, dass es ein Zurück zur Natur gibt. Dieser Trend manifestiert sich auch in nachhaltigen Produkten. Das Teppichlabel Nanimarquina aus Barcelona hat mit Silhouette von Jaime Hayon einen getufteten Outdoor-Teppich im Programm, der aus 100 Prozent recyceltem PET besteht.
Opulenz und Natürlichkeit, Goldtöne und Pastelle, kontrastierende Geometrien und japanischer Blütenreigen. Mit Heimtextilien ist es wie in der Mode: immer wieder anders, immer wieder neu. Vielleicht sollte man sie einfach mal auszutauschen und spielerisch neu arrangieren – gerade in Deutschland, dem Land der weißen Wände.