Werksbesuch: Design of Silence
BuzziSpace liefert durchdachte Produkte zur Lärmreduktion, die gut aussehen und funktionieren.
Partner: BuzziSpace
Ruhe bitte. Ab jetzt geht’s um Akustik in Arbeitsräumen. So etwas mögen die Belgier Sas Adriaenssens und Steve Symons vielleicht gedacht haben, als sie vor zehn Jahren BuzziSpace gründeten. Das Unternehmen stellt akustisch wirksame Produkte her – Raumteiler Systeme, Möbel und sogar Leuchten. Es war perfektes Timing.
BuzziSpace mit Hauptsitz in Antwerpen startete direkt durch. Offene Interiorlayouts wurden immer populärer, sowohl im Home- als auch im Office-Bereich. Non-territoriale, kollaborative Raumkonzepte rückten ins Zentrum und Sound absorbierende Akustikpanels von BuzziSpace gaben die passenden Antworten – denn sie überzeugten von Anfang an durch Innovation, schalldämmende Funktionalität, hohen ästhetischen Anspruch und erfrischend spielerischen Charakter. Das ist auch heute so.
Inzwischen hat das Unternehmen mit 130 Mitarbeitern über 80 Produktfamilien kreiert, die mit 50 internationalen Design Awards gekürt wurden. Unser Besuch führt uns jedoch nicht nach Antwerpen, sondern ins niederländische Bladel. Im Industriegebiet des kleinen Ortes unweit von Eindhoven befindet sich eine der zwei Manufakturen des Unternehmens. Die andere hat ihren Sitz in High Point, North Carolina in den USA.
Designlösungen für moderne Arbeitswelten
Mit seinem dunklen Anstrich sticht der Bau hervor. Es gibt kein großes Foyer. Ziemlich direkt landet man in einer offenen Bürolandschaft, die wie ein Showroom wirkt. Denn sämtliche BuzziSpace-Produkte kommen hier zum Einsatz: etwa die gepolsterten Workstations BuzziVille von Designer Alain Gilles oder auch die Leuchte BuzziLight mit einem Lampenschirm aus akustischem Filz von Sas Adriaenssens. Die Mitarbeiter machen gerade Mittagspause und plaudern fröhlich an einem hohen Bartisch. Und es ist erstaunlich ruhig, gedämpft. BuzziSpace live. Dass es dem belgischen Hersteller um „Lösungen für glückliche und gesunde Arbeitsplätze“ geht, um moderne Arbeitsplätze und -atmosphären, wird hier direkt widergespiegelt.
Die Tour beginnt mit Jeroen Roijakkers, dem Technical Consultant der 80 Mitarbeiter großen Manufaktur: Über eine Treppe gelangen wir nach oben in die riesige Produktionshalle. Es ist hell. Vorbei mit der Ruhe: Durchdringende Schneidegeräusche im Hintergrund werden von Popsongs untermalt, die aus Lautsprechern dröhnen. Das meterlange Regal mit Stoffrollen in unterschiedlichsten Qualitäten und Farben fällt als Erstes auf. Wieso eigentlich befindet sich die BuzziSpace-Manufaktur ausgerechnet in Holland und nicht in Belgien? Roijakkers erzählt, sein Vater habe an diesem Standort einmal Schaumstoffsitze für Wohnwagen hergestellt. Irgendwann sei das Geschäft eingebrochen.
Man hatte aber viel Wissen in den Bereichen Polsterei und Schaumstoffverarbeitung aufgebaut. „Ich habe mit dreidimensionalen Schaumstoffformen experimentiert. Ich wusste, dass man es gebrauchen kann. Nur war mir nicht klar, wofür“, so Roijakkers. Also machte er sich auf nach Mailand, zum Salone del Mobile, wo er auf Steve Symons traf, den Gründer von BuzziSpace, der dort seine Kollektion präsentierte. Seitdem sind die beiden ein Team. Die väterliche Caravansitz-Manufaktur inklusive vieler Mitarbeiter wurde übernommen. Und damit auch das kollektive Gedächtnis des Familienbetriebs.
Kontinuierliches Querdenken
Der kreative Geist des Unternehmens wird gleich an der ersten Station unserer Führung, in Nähere und Zuschnitt, deutlich. „Der Filz, den wir verarbeiten, besteht aus recycelten PET-Flaschen“, erklärt Jeroen stolz. Sas Adriaenssens und Steve Symons haben den Sound absorbierenden BuzziFelt zusammen mit Altex entwickelt, einem deutschen Textil-Recycling-Unternehmen mit Sitz in Gronau. Zuvor produzierte Altex zwar bereits Eco-Filze, look-and-feel entsprachen aber nicht den Vorstellungen der beiden BuzziSpace-Gründer. Also entwarfen sie einen attraktiveren Stoff. Dieser außergewöhnliche Eco-Filz machte in der Designszene schnell seine Runde. BuzziSpace wurde 2008 zur Design Brussels eingeladen und startete mit den ersten drei aus dem innovativen Material gefertigten Produkten durch. „BuzziFelt ist extrem dicht und fest und daher sehr schwer zu schneiden. Teilweise müssen wir sogar zwei Stoffschichten übereinander in einem Arbeitsgang bearbeiten. Das ist mit herkömmlichen Schneidemaschinen nicht möglich“, sagt Roijakkers. So legte das Unternehmen selbst Hand an, um eine CNC-Maschine zu konstruieren, die dem robusten BuzziFelt standhält. Mit 18.000 Ultraschallvibrationen pro Sekunde schneidet das Hightech-Gerät nun jede erdenkliche Form aus jedem Stoff.
Aber nicht nur Recycle-Filze werden verwendet. Denn BuzziSpace kooperiert auch mit dem renommierten Textilverlag Kvadrat. Dabei ist interessant, dass das belgische Unternehmen sehr flexibel und nur on demand produziert. Wenn Architekten oder Designer also Farben oder Stoffe suchen, die nicht zur Standardkollektion von BuzziSpace gehören, können die individuellen Wünsche immer erfüllt werden. Roijakkers: „Wir haben außerdem eine Datenbank, in der genau dokumentiert ist, wann wir welche Stoffqualitäten und Mengen wofür verarbeitet haben. So können wir das Wissen jederzeit abrufen, um schnell neue Aufträge umzusetzen.“
Weiter geht’s. Die Textilen müssen auf Rahmen, auf Schaumstoffe ge- und verklebt werden. Von ätzenden Gerüchen keine Spur, dementsprechend können die Mitarbeiter hier auch auf Masken verzichten. Denn die Kleber sind frei von Lösungsmitteln. Auch hier zeigt sich wieder der Erfindergeist des Unternehmens: Roijakkers hat mit einem Team etwa vier Jahre lang an einer einzigartigen Methode gefeilt, Stoff mit dreidimensionalem Schaum optimal zu laminieren.
Transparente, präzise Prozesse
Auf Genauigkeit und beste handwerkliche Verarbeitung kommt es in vielen Arbeitsschritten bei BuzziSpace an. Und der Zeitaufwand variiert je nach Produkt und ist mitunter sehr groß: Während ein Mitarbeiter über zwei Stunden braucht, um die akustischen Wanddekoelemente BuzziPleat von Hand zu schnüren, dauert die Stickerei an einem Leuchtenschirm nur 20 Minuten. In der werkseigenen Leuchtenmontage geht es besonders entspannt zu. Der Bereich ist auffällig groß, obwohl hier maximal zwei Mitarbeiter tätig sind. Roijakkers erklärt, warum. Denn um die Leuchten in die USA importieren zu dürfen, müssen amerikanische Arbeitsplatzbestimmungen penibel eingehalten werden.
Bladel ist wirklich eine moderne Manufaktur. Dies wird in sämtlichen Produktionsbereichen deutlich, denn überall dominiert handwerkliche Ausarbeitung. Egal ob beim Schneiden, Nähen, Schnüren oder in der Polsterwerkstatt. Selbst die Verpackungen sind keine Standardprodukte. Sie werden individuell auf die einzelnen Produkte zugeschnitten. So vermeidet BuzziSpace im Übrigen Materialverschwendung. Damit eine stabile Verpackung für die schweren Möbel und Produkte möglich ist, wurde vor Kurzem eine eigene Holzwerkstatt ergänzt. Hier zeigt sich, mit welcher Begeisterung BuzziSpace immer wieder Lösungen für moderne Designanforderungen findet.
BuzziSpace wurde 2007 von Sas Adriaenssens und Steve Symons in Antwerpen mit dem Ziel gegründet, akustisch wirksame Produktlösungen für „glückliche und gesunde Arbeitsplätze“ auf den Markt zu bringen. Das belgische Unternehmen ist mittlerweile führend in diesem Bereich: Schalldämmende Raumteilersysteme, Paneele, Wandverkleidungen und Möbel bis hin zu Leuchten gehören zum 80 Produktfamilien umfassenden Sortiment.
FOTOGRAFIE Annette Kuhls
Annette Kuhls