Frischer Wind bei USM
Katharina Amann über ihre neue Rolle beim Schweizer Möbelhersteller
Partner: USM
Seit März 2022 lenkt Katharina Amann gemeinsam mit Thomas Willié die Geschicke bei USM. Das Traditionsunternehmen produziert in der Schweiz seit Jahrzehnten Klassiker, die in Leipzig montiert werden und aus vielen Architekturbüros, Anwaltskanzleien und stilvollen Eigenheimen nicht wegzudenken sind. In manchen Haushalten sollen sich die Möbel sogar positiv auf das Zusammenleben auswirken. Wir sprachen mit Katharina Amann über Frauen in Führungspositionen, den Umgang mit Klischees und das Gute an USM.
Wie bist Du als studierte Kunsthistorikerin bei USM gelandet?
Ich habe Kunstgeschichte studiert, ohne zu wissen, wie mein erster Job danach aussehen könnte. Aber schon während des Studiums habe ich in einem Architekturbüro gearbeitet. Für die klassische Kunstvermittlung war ich nicht geeignet, dafür bin ich zu eigensinnig. Ich habe ein Praktikum im Städel Museum begonnen und bin dort fünf Jahre geblieben, schon damals im Bereich Marketing. Schließlich habe ich mich ganz altmodisch auf eine Zeitungsannonce bei USM im Marketing beworben und hatte das Glück, genommen zu werden. Mein Job hatte eine starke Verbindung zu Kunst und Kultur und man hat glücklicherweise nicht erwartet, dass ich branchenspezifisches Wissen mitbringe. Mir war klar, dass ich dazu einiges lernen muss, aber ich hatte tolle Kolleg*innen, die mir sehr geholfen haben. Es wäre nicht richtig zu behaupten, dass der Weg einfach war.
Von der Marketingleitung hast Du nun noch einen großen Karriereschritt zur Geschäftsführerin gemacht.
Ja, nach knapp fünf Jahren wurde mir die Geschäftsführung in Deutschland zusammen mit Thomas anvertraut. Das ist eine große Aufgabe, auf die ich mich freue, vor der ich aber auch gehörig Respekt habe. Zum Beispiel bewegt mich das Thema Mitarbeiter*innen: Wie man sie fördert und motiviert. Und: Wie man neue junge Talente findet. Wir sind in einem Feld unterwegs, das nicht zwingend ultra-attraktiv ist, haben aber auch viele Mitarbeiter*innen, die schon sehr lange dabei sind. Die Zusammenarbeit ist bei uns sehr familiär. Das spürt man, aber man muss auch daran arbeiten. Neben der HR gehört auch das Marketing weiterhin in meine Zuständigkeit. Ich habe also das Glück, dass ich nicht alles abgeben muss, sondern auch ein paar Themen behalten darf, was es mir ein bisschen einfacher macht, einzusteigen. Zwei große neue Felder sind Finance und IT. Dafür habe ich noch einmal studiert und letztes Jahr meinen Master in Business Administration gemacht. Das hilft mir in meiner neuen Position sehr.
Du bist ja jemand, der gern das Ruder in die Hand nimmt. Was wird sich denn mit Dir an der Spitze ändern?
Das ist richtig, ich setze gerne Sachen um. Das ist auch ein Grund, warum ich im Marketing gelandet bin. Weil man da ein Konzept erstellt, es ausführt und am Ende das Ergebnis sehen und sogar messen kann. Ich hoffe, dass ich es schaffe, auch in Zukunft das Gute an USM zu bewahren. Dazu gehören auch die tolle Zusammenarbeit und der Zusammenhalt im Team. Das ist etwas sehr Besonderes. Was sich vielleicht ändert, ist eine offenere Kommunikation – und dazu gehört zum Beispiel auch Kritik. Das ist manchmal anstrengender, aber ich glaube, man kommt zu besseren Ergebnissen. Ich bin mir bewusst, dass es auch Ängste schüren kann, wenn ich den Mitarbeitenden viele Fragen stelle. Denn wie Du sagst – ich kann energisch sein. Aber ich bekomme auch selbst vom Firmeninhaber Alexander Schärer viele Fragen gestellt und möchte für all meine Bereiche profunde Antworten geben können.
Hast Du einen Tipp für Frauen, die in eine Führungsposition kommen möchten?
Glücklicherweise hat Alexander Schärer diese Gender-Schere nicht im Kopf und bei USM besetzen ja auch international Frauen wichtige Positionen. Allerdings muss ich sagen, dass die Branche selbst sehr männlich geprägt ist. Das heißt, man sollte als Frau versuchen, die eigenen Vorbehalte, die man selbst im Kopf hat, so gut wie möglich zu ignorieren. Hilfreich ist es, mit Leuten offen und ehrlich zu reden, die schon einen Schritt weiter sind als man selbst, und einfach das eine oder andere Klischee zu widerlegen. Es hilft, authentisch zu sein, so wie man ist. Und man muss natürlich etwas leisten, wenn man etwas erreichen möchte. Man kann sein Netzwerk nutzen, da dürfen sich Frauen auch gegenseitig noch mehr pushen. Ein sehr großes Problem, das ich bei Frauen heute beobachte ist, dass sie ihr Gehalt schlecht verhandeln. Das muss man mal so knallhart sagen. Frauen müssen sich auch trauen, zu sagen: Das habe ich gemacht, das ist meine Arbeit und meine Leistung.
USM-Möbel wirken auf mich oft recht maskulin. Entspricht das Design auch Deinem eigenen Stil?
Ich empfinde die Möbel weder als männlich noch weiblich – sondern als neutral. Viele assoziieren die glänzende Chromstruktur und die geraden, strengen Linien immer noch mit dem Chefbüro. Aber wir finden schon immer auch in Privatwohnungen statt und es kommt natürlich sehr darauf an, welche Accessoires man in das Möbel hineinstellt. Man kann den USM-Möbeln extrem schnell einen anderen Stil verleihen. Mut zur Farbe haben aber tatsächlich eher die Frauen.
Du planst auch immer wieder spannende Kooperationen – aktuell mit der Hamburger Designbrand Nomad?
Ja, im April inszenieren wir in unseren Showrooms in Hamburg und München diese Kooperation mit kleinen Events. Wir kooperieren auch immer wieder gern mit der Wohncommunity SoLebIch. Generell arbeite ich sehr gern mit jungen Unternehmen zusammen, weil man als etablierte Marke dabei viel lernen kann. Und es zeigt, dass wir offen für neue Perspektiven sind. Die Kooperation mit Nomad basiert auf einer persönlichen Begegnung, da passen die Werte einfach wahnsinnig gut zusammen. Die wenigen Partner, mit denen wir arbeiten, wählen wir sehr bewusst, denn man muss immer aufpassen, dass die Marke nicht verwässert.
Welche Vision hast Du für USM in den nächsten fünf Jahren?
Zunächst hoffe ich, dass wir wieder zurück ins Büro kommen, noch interdisziplinärer und internationaler zusammenarbeiten. Das hat sich in den letzten zwei Jahren immer mehr entwickelt und auch super funktioniert. Außerdem wünsche ich mir eine positive Dynamik in der Kommunikation: Dass man sich persönlich sagen kann, was gut läuft und was nicht gut passt. Dass man sich vor anderen gegenseitig loben darf, aber auch Kritik üben. Extern hoffe ich, dass wir weiterhin das Klischeebild aufbrechen – steter Tropfen höhlt den Stein. Es wäre ideal, wenn wir in allen Generationen gesehen und als zeitlos wahrgenommen werden. Das Allerschönste ist tatsächlich, Briefe von Leuten zu bekommen, die schreiben, wie lange sie unsere Möbel schon besitzen.
Ihr bekommt Briefe von Kunden, weil sie so zufrieden mit den Möbeln sind?
Ja, als wir unser Magazin „Make it yours“ Nummer zwei verschickt haben, bekam ich mehrere E-Mails, aber auch handgeschriebene Briefe. Einer ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Da schrieb eine Dame, dass sie und ihr Mann schon seit Jahrzehnten unsere Möbel haben und sie auch ihrem Sohn zur Hochzeit ein USM-Möbel geschenkt haben. Weil sie der Meinung sind, dass das auch zu ihrer guten Ehe beigetragen hat.
Ein schöneres Kompliment kann ein Möbelstück wohl kaum erhalten. Vielen Dank für das Gespräch!