Projekte

Makeover à la Marcelis

Umgestaltung eines Forschungszentrums in Rotterdam mit USM-Möbeln

Es war einmal ein dunkler Verbindungsraum, der jetzt zu einem lebendigen und dynamischen Begegnungsort für die Forschung wurde. Die Rotterdamer Gestalterin Sabine Marcelis hat das Architekturzentrum HNI in ihrer Heimatstadt transformiert – und dabei auf Material-Interventionen am Bestandsmobiliar gesetzt. Aus klassischen USM-Regalen wurden Module, die den Raum teilen und das Licht farbig filtern.

von Tanja Pabelick, 31.08.2021

Die Niederlande haben eine besondere Beziehung zum Land. Ein großer Teil ihrer Fläche wurde dem Meer abgetrotzt, deshalb ducken sich die Städte oft unter Meeresniveau hinter dem Deich. Kein Wunder, dass dort der Stadtplanung eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Kaum eine andere Nation ist in Bezug auf ihre Hoch- und Wohnbauten, ihre Stadtplätze und Gartenanlagen so visionär und progressiv. Seit dem Jahrtausendwechsel gibt es für den niederländischen Stil mit „Superdutch“ sogar ein eigenes Schlagwort. Was es genau bedeutet, wird auch in den vielen Forschungseinrichtungen des Landes ausgelotet.

Architektur im Austausch
Eine davon steht in Rotterdam. Angeschlossen an einen Museumspark, der im Herzen der Stadt in einem Viertel namens Dijkzigt liegt, findet sich Het Nieuwe Instituut, das Kulturzentrum für Architektur, Design und digitale Kultur (HNI). Entworfen wurde der monumentale Komplex 1993 von Jo Coenen - und die Aufgabe des Baus ist so konkret wie komplex: Er soll Architektur archivieren. Das HNI umfasst ein Museum, ein Café, einen Shop und ein Archiv. Jedes Jahr kommen fünf weitere Regalmeter zu den 18 Kilometern des Bestandes. Wo so viel inhaltliche Dynamik herrscht, müssen sich auch die äußeren Umstände immer wieder anpassen. Die ebenfalls in Rotterdam beheimatete Designerin Sabine Marcelis hat jüngst einen Verbindungsraum in einen zeitgemäßen Studien-, Forschungs- und Begegnungsort verwandelt. Besonders spannend macht den Entwurf, dass Marcelis fast ausschließlich mit dem Bestand gearbeitet hat. Etwa drei Jahrzehnte alte USM-Module wurden durch neue Paneele zu irisierenden Raumteilern.

Von kommunikativ bis kontemplativ
Früher waren die Räumlichkeiten allein auf die akademische Forschung ausgerichtet und haben mit ihrem Interieur stilles Studieren gefördert. Mit der Umgestaltung sollte auch der Wandel hin zu einem regen Austausch unterstützt werden. Marcelis' Interventionen machen den einstigen Ruheraum zu einem dynamischen und sozialen Umfeld für die Forscher*innen und Besucher*innen. „Die Atmosphäre in dem Raum war ziemlich dunkel und schwer", erzählt Marcelis. „Die einschneidendste Änderung, die ich vorschlug, bestand darin, einige der geschlossenen Fassadenpaneele durch Glas zu ersetzen, sodass mehr Licht in den Raum gelangte." Das Motiv einer visuellen Öffnung übertrug sie im nächsten Schritt auf das Mobiliar. Statt auszumisten, begeisterte sie sich für den hochwertigen Bestand, der vor allem aus einem Design-Klassiker bestand: unzähligen Regalmetern des USM-Systems.

Möbel als farbige Lichtfilter
„Das USM Möbelsystem ist so schön und zeitlos", sagt sie. „Ich beschloss, es neu zu interpretieren und einige der schwarzen Platten durch farbiges Glas zu ersetzen.“ Farbe, Licht und Transparenzen – damit kennt Marcelis sich aus. In ihren Objekt- und Raumentwürfen greift sie immer wieder auf transluzente oder durchsichtige Materialien wie Glas und Harz zurück, arbeitet mit Überlagerungen und Gradienten. Im HNI entschied sie sich für ein Spektrum aus gelben, orangenen und roten Nuancen. Diese Farbwelt passt zu Jo Coenens Architektur aus Holz, Metall und Beton, aber auch zur funktionalen Neuausrichtung des Institutsraumes. Das Interieur wirkt inspirierend und einladend, stimulierend und lebendig. Die Möbel werden zu einem Filter für das Wetterszenario vor dem Fenster, denn sie sorgen dafür, dass im Innern immer die warme Stimmung eines glühenden Sonnenaufgangs oder -untergangs herrscht.

Neustart mit einem Klassiker
Direkt neben den Fenstern wurden außerdem Sitzbereiche eingerichtet und an der Vorderseite einige Bänke aufgestellt. So soll an diesen Plätzen der Eindruck entstehen, draußen zu sitzen. Die Ränder werden damit zu Kontemplationsorten, die einen freien Blick auf den Museumspark bieten. Im Kontrast zum lebendigen Raumzentrum können Besucher*innen hier etwas abgeschiedener ein Buch zur Hand nehmen – oder das neue Interieur genießen. Sabine Marcelis hat einen konsequenten Stilwechsel geschafft und belegt durch die fast vollständige Verwendung des USM-Möbelbestandes die Nachhaltigkeit von Designklassikern, die auch in veränderten Szenarien glänzen können.

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Links

Entwurf

Studio Sabine Marcelis

www.sabinemarcelis.com

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