Alle für einen
Gemeinsamer Nenner: OMA hat die neue Firmenzentrale von G-Star gebaut.
Was wären die drei Musketiere ohne d’Artagnan gewesen? Sie hatten alle einzigartige Fähigkeiten, aber zum weltberühmten Symbol für Zusammenhalt und Gemeinschaft wurden sie erst mit ihrem vierten Mitstreiter. Eine ähnliche Geschichte ereignet sich gerade in Amsterdam: Die drei Größen Vitra, Rem Koolhaas (OMA) und G-Star haben sich für das neue Hauptquartier des Modeherstellers zusammengetan und über die Möbel von Jean Prouvé zu einem gemeinsamen Nenner gefunden: vielleicht der Beginn einer neuen Legende.
70 Jahre alt sind die Entwürfe Jean Prouvés – und doch wirken sie kein bisschen ergraut. In den Büroräumen der neuen Firmenzentrale der Textilfirma G-Star in Amsterdam bilden die maßgeschneiderten Spezialanfertigungen ein wichtiges Bindeglied zwischen der minimalistischen Stahl-Glasarchitektur und den Arbeitsplätzen der Modemacher.
Hangar für Kreative
Das Prinzip der sichtbaren Konstruktion und seine Poesie ziehen sich bei diesem Neubau durch jeden Maßstab – von der Architektur bis hin zu den Produkten, die hier entwickelt werden. Die G-Star-Firmenzentrale ist die zeitgenössische Interpretation eines Industriebaus und stammt von Rem Koolhaas. Über breite Rampen gelangen Mitarbeiter und Besucher auf ein Plateau: Hangarartig thront das 140 Meter lange Gebäude unmittelbar neben der Autobahn. Ein gigantischer Rahmen aus dunkel gefärbtem Beton bildet das Grundgerüst für die komplett verglasten Arbeitsflächen, die das Architekturbüro OMA als „kreativen Kern“ beschreiben.
Offene Nähte
Die 20 Meter hohe Fassade ist mit Schiebetüren verkleidet, die ein auf den Bau von Flugzeughangars spezialisiertes Unternehmen hergestellt hat: Bei Bedarf lässt sich die Firmenzentrale fast komplett zum Außenraum hin öffnen. Gemeinsam mit der eingebauten Veranstaltungsfläche RAW Space und dem gigantischen Plateau ist die flexible Gebäudehülle Teil eines dynamischen Nutzungskonzepts, das G-Star ausreichend Platz für Modenschauen und Präsentationen jeder Art bieten soll.
Die konstruktive Logik zieht sich bis in die Konzeption der Büro- und Studioflächen: Stützen und Pfeiler werden wie offen liegende Nähte bewusst in den Mittelpunkt der Architektur gerückt. Innerhalb des gläsernen Kerns variieren die Etagen in ihrer Gestalt und sorgen für gestalterische Abwechslungen: Mal springen sie zurück, mal werden sie doppelgeschossig. Der Neubau soll, wenn es nach OMA und G-Star geht, die Kommunikation zwischen den einzelnen Teams erleichtern und fördern.
Prouvé-Fanklub
Die niederländische Kleidermarke ist bereits seit langer Zeit ein großer Fan des französischen Designers Jean Prouvé, dessen Entwürfe mit ihrem Fokus auf Logik und der Verwendung unveränderter Materialien dem Kreativteam seit jeher als Inspiration für seine Arbeit dient. 2011 wurde der Bewunderung ein erstes Mal Ausdruck verliehen und in einer Kooperation mit Vitra und der Familie des 1984 verstorbenen Designers die Crossover-Kollektion Prouvé RAW entwickelt. Dabei wurden einigen Objekten in einem zwei Jahre währenden Prozess ein frisches und zeitgenössisches Erscheinungsbild verpasst. Gleiches geschah nun bei der Einrichtung des Bürogebäudes in Amsterdam: Der Standard-Stuhl, der Tisch Gueridon Ronde, der Fauteuil Direction und das Regal Bahut wurden speziell für das Projekt neu aufgelegt. In Abstimmung mit der Familie Prouvé überarbeitete Vitra die Entwürfe des weltberühmten Gestalters und schuf, unter der Artdirektion von G-Star, eine speziell auf das neue Gebäude abgestimmte Farbigkeit und Detaillierung. So entstanden exklusive Einzel- und Doppelarbeitsplätze, Besprechungstische, Bürostühle, die zusammen mit der Architektur ein räumliches Gesamtkunstwerk in der für das Unternehmen typischen Radikalität entstehen lassen.
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