Büro unter dem Garten
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Wenn einem der Platz ausgeht, baut der Mensch zuallererst in die Höhe oder Breite, nicht aber in die Tiefe, denn dort ist ja schon irgendetwas. Der österreichische Architekt Daniel Fügenschuh, dessen traumhaft gelegenes Büro- und Wohnhaus in Innsbruck allmählich zu klein für eine Zweifachnutzung wurde, machte es anders: Er sah das Erdreich nicht als verschenktes Volumen, sondern als Möglichkeit Raum zu schaffen. Also grub er sein Büro in den Garten ein.
Das bestehende Haus, eine alte Stadtvilla aus dem Jahr 1914 mit Blick auf die Berge, war in seiner Höhe bereits vollständig ausgereizt, wurde sie doch schon 2005 von Daniel Fügenschuh aufgestockt. Die Idee, den umliegenden Garten zu nutzen, lag also nahe, nur richtete sich der Blick des Architekten eben nicht nach oben, rechts oder links, sondern nach unten, hinein ins Erdreich. Sein Grundstück endete an einem Hang, aus dem irgendwann einmal eine Straße herausgeschnitten worden war, wodurch eine sechs Meter hohe Schnittkante entstand. Warum also nicht in das vorhandene natürliche Volumen hinein bauen, oder, besser gesagt, es aushöhlen und so Raum für ein neues Büro schaffen.
Dicke Decke
Der sechs Meter hohe Büroraum wurde mit vorgefertigten Sichtbetonelementen konstruiert. Die Tatsache, dass das Gebäude von Erdreich umgeben ist, führte zu einer Halbierung der Dämmschicht. Die Idee, mit einem Gebäude unter die Erde zu gehen, ist also nicht nur raum-, sondern auch energieeffizient. Zusätzlich wurden Photovoltaik-Zellen am Altbau befestigt, die mehr Elektrizität produzieren, als in diesem Passivhaus eigentlich benötigt wird. Um auch Tageslicht in die Räume fließen zu lassen, wurde neben der nach Süden ausgerichteten Glasfassade, die zur Straße hin zeigt, ein Oberlichtband in die Decke zum Garten eingefügt. Von hier aus gelangt das Licht gefiltert – durch die Dicke des Deckenaufbaus – in das Büro. Um auch das Licht, das durch die nach Süden gerichtete Hauptfassade einfällt, in seiner Wirkung etwas zu mildern, steht die Dachkante hervor und bricht so den direkten Lichteinfall. Außerdem wird ein frisch gepflanzter Baum in den kommenden Jahren für zusätzlichen Schatten sorgen.
Lücke in der Landschaft
Das neue Büro macht sich seinen direkten Anschluss zur Straße zu Nutze und beginnt in der unteren Ebene mit einer verglasten Garage. Wie eine Lücke in der Landschaft fügt sich der Bau geschmeidig in den Hang hinein, von einem schmalen Vorplatz gelangt man über eine Freitreppe in den darüber liegenden Büroraum, der durch ein leicht zurückspringendes Galeriegeschoss zweistöckig wird. Der Boden ist mit grauem Teppich bedeckt, der sich mit den Sichtbetonwänden zu einer einheitlichen, monolithisch wirkenden Hülle zusammenschließt. Die Zwischenebene und die hinaufführenden Treppenstufen wurden aus lokal gewachsener Lärche gefertigt und bringen eine angenehme, fast ländlich anmutende Wärme in den Raum. Von hier aus haben die Mitarbeiter und Gäste einen Blick durch die Wipfel der umliegenden Bäume auf die Stadt Innsbruck.
Auffällig unauffällig
Nach Fertigstellung des Gebäudes wurde der Garten wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt, so, als wäre nichts gewesen. 305 Quadratmeter Bürofläche inklusive Garage verstecken sich nun im Garten der hundert Jahre alten Villa – nur eine schmale Treppe hinab ins Erdreich und das Oberlicht deuten von oben betrachtet auf die neue Nutzung hin. Im Nachhinein wirkt die Idee simpel und der Eingriff minimal, doch genau das ist es, was dieses Projekt so einmalig macht und weshalb man es auf gar keinen Fall verstecken sollte.
FOTOGRAFIE Christian Flatscher
Christian Flatscher
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