Das offene Haus
Eklektisches Boutiquehotel und Kunstrefugium in der Toskana
1846 ließ Gervasio Newton, ein direkter Nachfahre von Isaac Newton, die Casa Newton im toskanischen Val d’Orcia erbauen. Heute präsentiert sich das in ein Hotel verwandelte Anwesen stilsicher mit einem Mix aus Midcentury-Design, ausgesuchter zeitgenössischer Kunst, einem Pool mit Wes Anderson-Flair sowie einem diskreten und herzlichen Service.
Die Schweizer Architektin Antonie Bertherat-Kioes entdeckte ihre Liebe zur Toskana bereits in jungen Jahren, als sie nach Florenz reiste, um Italienisch zu lernen. 2010 erfüllte sie sich mit ihrem Mann einen Traum und kaufte ein Haus mit dazugehörigem Weinberg in den sanften Hügeln von Pienza – heute das 35 Hektar große Weingut Fabbrica Pienza. Als das angrenzende Grundstück mit der historischen Villa zum Verkauf stand, erwarb es die Familie ebenfalls. Die Idee: Dort sollte ein kleines Boutiquehotel entstehen, gestaltet wie ein Haus für Freund*innen – ein „Maison d’Hôtes“. Nach drei Jahren Bauzeit unter der Leitung von Bertherat-Kioes zusammen mit dem Architekten Jacopo Venerosi Pesciolini nahm das Projekt Gestalt an. Die Fassade des denkmalgeschützten Hauses leuchtet heute sienarot vom Hügel und fügt sich elegant in die grüne Umgebung ein.
Blick über die Weinberge
Zunächst wurden die drei Stockwerke des Hauptgebäudes durch eine skulpturale elliptische Wendeltreppe erschlossen, die an eine Nautilus-Muschel erinnert. Im Erdgeschoss befinden sich – neben zwei Suiten mit halb-privatem Außenbereich – eine Lounge, ein Salon mit Kamin und eine Bar. Drei Gästezimmer und eine kleine Bibliothek mit angrenzendem Spielzimmer verteilen sich auf den ersten Stock. Im darüber liegenden Geschoss befinden sich vier weitere Zimmer, jedes mit einem wunderbaren Blick auf die Gärten und die Umgebung. Je nach Tageszeit taucht das typische toskanische Licht alle Zimmer in eine magische Mischung aus Ocker, Gold und Mandarin. Etwas unterhalb des Haupthauses sind in den ehemaligen landwirtschaftlichen Nebengebäuden zwei Junior-Suiten entstanden. Sie bieten einen atemberaubenden Blick über die hauseigenen Weinberge, auf die Kellerei Fabbrica Pienza – mit einem zehn Meter hohen Totempfahl des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone – und auf das nahe gelegene Kleinod Monticchiello aus dem 13. Jahrhundert.
Moderne Kunst trifft auf Vintage-Interieur
Für die eklektische Gestaltung der opulenten Räume verwendete Bertherat-Kioes eine reiche Auswahl an Textilien, Fliesen und Farben, darunter bunte Terrakottafliesen von Fornace Brioni und Stoffe von Dedar für Wandbespannungen und Vorhänge. Maßgefertigte Möbel von Bertherat-Kioes ergänzen die Räume perfekt.
Das Anwesen wird mit Werken großer italienischer und internationaler Künstler*innen wie Carla Accardi, Josef Albers, Lucio Fontana, Giosetta Fioroni, Donald Judd, Ed Ruscha und Joseph Kosuth bereichert, die in Kombination mit den ausgewählten Möbeln eine einzigartige Atmosphäre schaffen. Zusätzlich wurde der Schweizer Künstler Nicolas Party beauftragt, das Innere der kleinen Kapelle vor der Villa mit einer malerischen Landschaft aus Bäumen und Wolken zu gestalten.
Designklassiker und höchste Handwerkskunst
Das Hotel würdigt seine einstigen Bewohner*innen: Jedes der elf Zimmer ist nach einem der elf Kinder von Gervasio Newton benannt und ist ein Unikat – kein Raum gleicht dem anderen. Viele der Originalmöbel aus den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren wurden von den aktuellen Besitzer*innen auf Auktionen und Flohmärkten ausgesucht und mit zeitgenössischem Design kombiniert. Maßgefertigte Stücke wie ein stoffbezogenes Sideboard mit integrierter Minibar fügen sich harmonisch in die individuellen Raumkompositionen ein und zeugen von höchster handwerklicher Qualität.
Die Schönheit der Natur
„Die Toskana ist wie ein großer Garten, in dem Zypressen wie grüne Flammen emporlodern“, schwärmte schon Goethe von der toskanischen Natur. Auch der von Luciano Giubbilei gestaltete Ziergarten der Casa Newton steht dem in nichts nach und beeindruckt durch seine üppige, duftende Bepflanzung sowie sein Farbenspiel. Zu jeder Tageszeit wirkt das Licht poetisch und verzaubert die Sinne.
Ein Hauch von Hollywood umweht die nostalgischen Fünfzigerjahre-Sonnenschirme rund um den Pool. Bei einem Glas des hauseigenen Pet Nat wähnt man sich schnell an einem Filmset von Wes Anderson. Wenn der Blick dann noch über das herrliche Panorama der Weinberge, Olivenhaine und Hügel der toskanischen Landschaft schweift, träumt man unweigerlich von einer baldigen Rückkehr an diesen magischen Ort.
FOTOGRAFIE Alessandro Moggi
Alessandro Moggi