Das unsichtbare Büro
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Ein leerer Raum! Na, und wann werden die Möbel geliefert?! Beim ersten Anblick des Büroumbaus der Werbeagentur POOL inc. aus Tokio könnte man auf die Idee kommen, das Ganze sei ein Scherz und man betrachte den Raum, bevor die Handwerker zur Tat geschritten sind. Aber weit gefehlt: Das Büro existiert – nur muss man in diesem Fall besser hinschauen.
Der junge Architekt Yoritaka Hayashi wurde vor eine knifflige Aufgabe gestellt: Wie macht man aus einem zwei-geschossigen, schmal geschnittenen Industrieloft ein großzügig wirkendes, lichtdurchflutetes Büro? Kein seltenes Problem in der an Raum knappen Großstadt Tokio. Seine Lösung war eine einfache: Alle im Büro stehenden, Licht schluckenden Objekte wurden aus transparentem Acrylglas gebaut. Hinzu kam eine geschickte Tageslicht-Nutzung – fertig ist das helle, arbeitsfreundliche Büro. Zusammen mit den rohen Oberflächen erzeugt der Ort so eine besondere Spannung: zwischen Alt und Neu, Sichtbar und Unsichtbar.
Schwerelose Stifte
Durch das durchsichtige Acrylglas scheint es, als seien in diesem Büro die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben. Stühle, Tische und Regale lösen sich quasi in Luft auf, so dass alles, was sich auf oder in ihnen befindet, zu schweben scheint: Stifte, Bücher und Ordner wirken wie im Fallen eingefrorene Objekte. Yoritaka Hayashi wollte den Raum maximal öffnen und mit natürlichem Licht durchfluten. Das ist ihm gelungen: Durch das Herausschneiden eines Teils der Zwischengeschossplatte erhielt der Raum eine unerwartete Höhe. Kathedralenartig türmt er sich nach dem Betreten durch die Eingangstür auf und lässt den Besucher vergessen, dass er sich in der Stadt mit den höchsten Immobilienpreisen der Welt befindet.
Acryl, Acryl!
Mit Ausnahme der Stühle aus der Kartell-Serie La Marie von Philippe Starck sind alle Möbel von Yoritaka Hayashi selbst entworfen. Als Material wählte er Acrylglas, weil es leichter ist als Glas und daher in dickerer Ausführung verarbeitet werden konnte. Die im Regal verwendeten Platten wurden über dünne Stahlseile verbunden und zwischen Boden und Decke gespannt – die Aufhängung erzeugt ein feines Raster, das den Raum geometrisch teilt und ordnet. Die hinter den Regalen liegenden Fenster an der Rückseite des Hauses werden durch das transparente Material nicht zugestellt: Licht kann so von beiden Seiten den Raum erhellen.
Der große Besprechungstisch besteht aus geklebten Acrylglas-Scheiben und bringt es dank einer mittig verlaufenden Aussteifung – ebenfalls aus Acryl – zu einer enormen Spannweite. Nur die Schnitt- und Stoßkanten verraten die Anwesenheit des Möbels.
Es werde Licht
Zusätzlich zur gläsernen Materialität bekommt der Raum durch das diffuse Tageslicht – das gefiltert durch weiße Rollos in den Raum dringt – etwas Weichgezeichnetes. Das Licht wird optimal durch die breit gestreckten Fenster in den Raum gestreut und durch das hohe Atrium über beide Etagen gleichmäßig verteilt.
Die weiß getünchten Wände und der glänzende Estrichboden sorgen für zusätzliche Helligkeit – Trennwände zwischen den Arbeitsbereichen wurden nur halbhoch angelegt und bestehen teilweise aus opakem Acrylglas: Ein durch und durch einleuchtendes Projekt.
FOTOGRAFIE Takumi Ota
Takumi Ota
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