Der diskrete Charme der Industrie
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Während größere Firmen bereits Wellnessbereiche für ihre Mitarbeiter einplanen, erleben wir hier einmal den umgekehrten Fall: Share Architects aus Wien gestalteten den ehemaligen Umkleide- und Dampfbadtrakt eines Schwimmbades zu Büroräumen um. Dieser Bereich war der einzige Teil des aus der Gründerzeit stammenden Wilhelminenbades in Wien, der im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden war. Zwischenzeitlich nutzten die Räume eine Näherei und ein Modedesign-Studio. Von März bis Juni 2007 wurde der erste Stock nun zur Anwaltskanzlei umgebaut. Dass hier mal Wasser bewegt wurde, erkennt man höchstens noch an dem teils wellenförmig geschwungenen Mobiliar…
Skulpturale Einzelstücke
Gleich beim Betreten der Räume empfängt den Besucher ein knallrot lackierter, dynamisch geformter Tresen. Dieser Bereich liegt im kürzeren Stück des L-förmigen Grundrisses der Etage, hier sind die „öffentlichen“ bzw. dem Klientenverkehr und der gemeinschaftlichen Nutzung zugeordneten Räume untergebracht: Neben dem Empfangs- und Sekretariatsraum mit Gästegarderobe und -WC sind dies ein großes Besprechungszimmer, eine Bibliothek und das Chefzimmer. Neben dem Tresen hebt sich die Bibliothek als eigener skulpturaler Körper von dem ansonsten eher schlicht gehaltenen Loftcharakter der Etage ab: Dieser Raum ist als eingestellter Würfel mit leicht schrägen Wänden und abgerundeten Ecken gestaltet, der zusätzlich mit (abnehmbaren) Spanplatten verkleidet und mit elfenbeinfarbenen Lederpolstern bezogen wurde. Dadurch wird die Akustik der Bibliothek gedämpft und der intime, Zurückgezogenheit vermittelnde Charakter des Raums verstärkt. Die Skulpturalität wird auch durch die nur 2,20 hohen Wände des Würfels unterstützt.
Loftcharakter mit viel Stauraum
Der lange Schenkel des L-Grundrisses ist den Einzelbüros der Mitarbeiter sowie deren Sanitäranlagen und einer Teeküche vorbehalten. Von letzterer aus erreicht man einen kleinen, mit Lattenrosten befestigten Freibereich auf der bestehenden Terrasse des begrünten Innenhofs. Alle neu gezogenen Zwischenwände erreichen wie die Bibliothek lediglich eine Höhe von 2,20 Metern – bei einer Gesamtdeckenhöhe von 3,70 Metern bleiben also gut 1,50 Meter, die hier jedoch verglast wurden. So wird die Zellenstruktur zumindest optisch aufgelöst und der Loftcharakter der Räume verstärkt. Gleichzeitig können die Mitarbeiter dennoch ungestört arbeiten. Die Trennwände bergen aber noch eine weitere Funktion: Sie sind durchgängig als Regale gestaltet, so dass hier viel Stauraum für die in Anwaltskanzleien unvermeidlichen Aktenmeter geschaffen wurde. An der östlichen Seite des länglichen Teiles wurde das Aktenarchiv zudem als Hochregallagersystem konzipiert. Die Metallregale sind exakt auf die Abmessungen von Hängeregistern hin entworfen, im Flur werden sie von Holschiebetüren abgeschlossen, vor die zusätzlich ein Netz gespannt wurde. Selbst die Belichtung der Kanzlei mittels schlichter Pendelleuchten folgt dem Konzept, die industrielle Atmosphäre des Büros hervorzuheben.
FOTOGRAFIE Franz Ebner
Franz Ebner
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