Die Büro-WG
Office mit Retailfläche in Madrid von Plutarco
Kontrastreiche Oberflächen und eine geschickte Raumaufteilung zeichnen das zweigeschossige Büro von Plutarco in Madrid aus. Die Architekt*innen teilen sich die Fläche mit den Kolleg*innen von Estudio Reciente sowie einem Geschäft für bewusst ausgewählte Haushaltswaren. Flexible Nutzungsmöglichkeiten sichern den WG-Frieden.
Schon ein einzelnes Büro zu entwerfen, hat seine Tücken. Es gilt, gegensätzliche Bedürfnisse nach Rückzug und Kommunikation abzudecken, Gemeinschaft und konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen. Nicht einfacher wird es, wenn sich zwei Architekturbüros die Räume teilen wollen und zudem noch ein Geschäft für sorgsam kuratierte Haushaltswaren mit einzieht.
Dieser Herausforderung stellten sich die Architekt*innen von Plutarco. Die 120 Quadratmeter großen Räumlichkeiten befinden sich im Erdgeschoss und dem darunterliegenden Souterrain eines Gebäudes im lebhaften Madrider Stadtteil Chamberí. Gelegen an einer Straßenkreuzung, bietet es einen direkten Blick auf einen baumbestandenen Platz.
Zonierung durch Vorhänge
Um eine luftige Atmosphäre zu erzeugen, lösten die Architekt*innen die labyrinthartige Unterteilung des Ladengeschäfts in drei Räume auf und schufen eine große Fläche. Vorhänge bilden einen Sichtschutz, dämpfen den Schall und gliedern den Raum bei Bedarf. Sechs bodentiefe Fenster lassen Tageslicht in die Büro- und Ladenräume, während eine Etage tiefer die Bäder, das Lager, die Küche und ein Besprechungsraum untergebracht sind.
Kontrastreiche Materialien
Bei der Aufteilung der Räume spielten die tragenden Metallstützen eine wichtige Rolle. Die Architekt*innen von Plutarco machten sie gestalterisch zu einem Teil der Innenarchitektur, indem sie die Stützen mit blaugrau überstrichenem Vermiculit ummantelten. Das Mineral ist ein beliebter Dämmstoff. Seine unregelmäßige Oberflächenstruktur an den Säulen und der Decke bildet einen bewegten Gegensatz zum Fußboden aus nordspanischem Granit. Deckenleuchten, Gardinenstangen, die Brüstung der Wendeltreppe sowie die Fensterrahmen sind aus schwarzem Metall gefertigt.
Geteilte Tischfläche
Die Arbeitsplätze aus matt lackiertem Holz ordneten die Architekt*innen entlang der Wände an. Ein Tisch mit gefliester Oberfläche bildet den Mittelpunkt des Raums. Das Plutarco-Team plante ihn um eine Stütze herum. Er eignet sich, um Muster darauf auszubreiten und Materialcollagen zu erstellen. Am Wochenende, wenn das Büro nicht besetzt ist, lässt sich der Vorhang zum Laden lüften, sodass der Tisch den Verkaufsraum erweitert.
Farbrausch im Keller
Das Untergeschoss ist in warmen Farbtönen gehalten. Die Küche besteht aus weinroten Holzpaneelen mit vertikalen und horizontalen Lamellen und einer unregelmäßig geformten Insel, die auf leuchtend roten Rohren ruht. Dazu passen die roten Fugen des nudefarbenen Fliesenbodens. Die Arbeitsplatten sind aus verschiedenen Marmor- und Granitarten in Rot- und Brauntönen hergestellt. An der gegenüberliegenden Wand vergrößert ein riesiger Spiegelkasten den Raum. Er verbirgt die Bäder mit ihren bunten Fliesenmustern – und einen Abstellraum. Auch im Untergeschoss lassen Vorhänge eine vielseitige Raumaufteilung zu. Sie trennen die Küche vom Besprechungsraum und schaffen einen kleinen Aufenthaltsbereich.
Flexible Nutzungsmöglichkeiten
Mit diesem Projekt gelang es dem Studio Plutarco, auf relativ kleiner Fläche die Bedürfnisse von zwei Büroparteien und einem Laden zu vereinen. Vorhänge schaffen flexible Nutzungsmöglichkeiten. Sie erlauben den Wechsel zwischen großzügiger Loft-Atmosphäre und intimen Rückzugsorten. So können die Räume allen gerecht werden, wovon nicht zuletzt die Architekt*innen selbst profitieren.
FOTOGRAFIE Asier Rua
Asier Rua
Architekturbüro | Plutarco |
Team | Lourdes Fernández, Alex Arnau |
Adresse | Cl. de Quesada 2, Madrid |
Fläche | 120,5 Quadratmeter |
Fertigstellung | März 2021 |