Die Kinder der sieben Meere
In der Kopenhagener Schule vom Architekturbüro JJW wird das Meer als erweitertes Klassenzimmer genutzt.
Mit einem ungewöhnlichen Raumkonzept hat das Kopenhagener Architekturbüro JJW eine Schule entworfen, die Schüler, Lehrer und Anwohner immer wieder aufs Neue stimuliert und in ein sozial nachhaltiges Gefüge setzt. Eine bedeutsame Rolle spielt dabei der angrenzende Hafen.
Aufgewühlte See mit weißer Gischt, killende Segel und ächzende Balken, der Wind pfeift durch die klappernde Takelage. Auch wenn der Schulalltag nicht immer das große Abenteuer verspricht, lässt die neue Schule am Südhafen Kopenhagens viel Raum, der Phantasie zu frönen. Der Entwurf des dänischen Architekturbüros JJW wurde im Dialog mit dem angrenzenden Hafengelände gestaltet. Der in verschiedene Zonen unterteilte Parcours des Gebäudes mündet geradezu sinnbildlich in einer ausladenden Treppe auf dem Dach, die auch als Aufenthaltsort dient und den Bau zum Hafenbecken neigt.
Das Meer als Klassenzimmer
Das Meer spielt eine bedeutsame Rolle in der Schule mit maritimer und wissenschaftlicher Ausrichtung. Es wird als erweitertes Klassenzimmer im Freien genutzt. Im Sportunterricht können die Schüler im Meer schwimmen oder mit Paddelbooten ausfahren und Fische fangen, die im Anschluss im Biologieunterricht seziert oder im Kochkurs zubereitet werden. Unterhalb der weitläufigen Treppe befinden sich Umkleidekabinen und Duschen sowie ein Bootsraum, in dem die Kajaks nicht nur gelagert, sondern auch im Rahmen des Handwerkunterrichts repariert und gewartet werden.
Eine Schule für alle
Eine wichtige Entscheidung in der Entwurfsphase war, die Schule nicht zu einer geschlossenen Insel werden zu lassen. Vielmehr stand der Wunsch im Vordergrund, den Austausch zwischen der Einrichtung, dem offenen Hafen und einem neu entstehenden Wohn- und Büroquartier anzuregen und Erdgeschoss und Teile der ersten Etage öffentlich zugänglich zu machen. Aus diesem Grund wurde im Erdgeschoss ein Amphitheater eingerichtet, das sowohl für Schul- als auch kommunale Veranstaltungen genutzt werden kann und dessen Sitze gleichzeitig als Treppe zum ersten Obergeschoss dienen. In den darüberliegenden drei Etagen sind nicht-öffentliche Lernbereiche untergebracht, die speziell auf die unterschiedlichen Alterstufen der Schulkinder zugeschnitten sind.
Überraschende Erfahrungen
Das der Raumaufteilung zugrundeliegende Verständnis war, in der Schule sowohl Raum für den Lernprozess als auch für den Austausch und die soziale Entwicklung zu schaffen. Neue Erfahrungen, aber auch immer wieder herbeigeführtes Erstaunen wurden deswegen zentrale Motive des Entwurfs. Mit architektonischen Mitteln veranschaulicht der Bau Ideen von Heranwachsen, Lernen, Herausforderung und Bewältigung. Das gesamte Raumkonzept ist ein durchdachtes Spiel mit Verlagerungen im Maßstab, wobei sich die Grundrisse auf jeder Etage ändern und hohe Räume mit kleiner und intimer wirkenden Zimmern kombiniert werden. So wie die Kinder in die Höhe wachsen, so bewegen sie sich auch durch die Stockwerke: In der zweiten Etage finden sich die Grundschüler ein, ganz oben die älteren Klassen. Die Kleinen können über zwei Eingänge ins Gebäude gelangen: die Wagemutigen über das Hauptportal und eine Treppe im 18 Meter hohen Atrium, die anderen über die Holztreppenlandschaft im Freien.
Die Idee des Wandels setzt sich in der lebendigen Fassade fort, die sich je nach Blickwinkel ändert. Sie wirkt als effektive und intelligente Gebäudehülle, die in der Nacht das Schulgebäude mithilfe von sich automatisch öffnenden Fenstern und Türen lüftet und für frische Klassenzimmer am nächsten Morgen gesorgt. Darüber hinaus verstecken sich hinter den vorgehängten Lamellen aus recyceltem Aluminium nautische Zitate, die die dänischen Schüler daran erinnern sollen, dass die Seefahrt ihre Kultur und Gesellschaft seit Jahrhunderten geprägt und bereichert hat. Vielleicht dienen sie aber auch als Anregung, sich auf das Abenteuer einzulassen, durch unbekannte Ozeane an Wissen zu navigieren.
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FOTOGRAFIE Torben Eskerod
Torben Eskerod
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