Die Werft, die mit dem Bullen tanzt
Als die österreichische Firma Red Bull in den Niederlanden eine Generalüberholung des Hauptsitzes ins Auge fasste, beauftragte sie die Architekturabteilung der international agierenden Kreativschmiede und Marken-Agentur Sid Lee. Bevor es allerdings an die gestalterische Umsetzung ging, schlugen sie zuallererst einen Standortwechsel von der Amsterdamer Vorstadt in zentrumsnähere Gefilde vor. Fündig wurden die Architekten im Norden der Stadt: Auf einem verlassenen Hafengelände entdeckten sie ein renovierungsbedürftiges Werftgebäude. In diesem verleiht die Firma ihren Ideen jetzt Flügel – mit Blick auf einen alten Kran und ein russisches U-Boot-Wrack.
Der Standort scheint wie gemacht für den Hersteller von Energy-Drinks, der sich immer gern in der Nähe von Street-Art-Aktivisten, Freestyle-Sparten-Sportlern und anderen Szenetrends aufhält. Wie in so vielen anderen Städten ist auch in diesem mittlerweile funktionslosen Hafen die vermeintliche Subkultur ein gern gesehener Mieter und Beförderer des Strukturwandels. Der hat schon gehörig eingeschlagen: In direkter Nachbarschaft zur alten Werft finden sich kleine Kreativstudios – und der Riese MTV Europe.
Einmal rechts, zweimal links
Der Gebäudekomplex setzt sich aus drei schmalen langen Hallen zusammen, welche die Architekten in zwei Komplexe unterteilten. Ein Block wird zur „rechten Gehirnhälfte“ und damit zum Sitz der kreativen und intuitiven Beschäftigung. Die beiden daneben liegenden Hallen sind die „linke Gehirnhälfte“ des Büros – hier sind mit den Computerarbeitsplätzen Ratio, Logik und Vernunft untergebracht. Genau wie bei der Werbefigur der Marke sollen – so die Architekten – zwei konträre Charakterzüge, die sich in ihren Stärken potenzieren, in einer Gebäudehülle zusammengeführt werden: Wenn der rote Bulle blaue Flügel verleiht, trifft damit schließlich ein wildes Biest auf entrückte Leichtigkeit. Das Motiv der Gegensätze, von den Gestaltern „Architektur der Ambiguität“ getauft, zieht sich durch das ganze Gebäude und wird sogar in den Räumen selbst thematisiert. Soziale Interaktion wechselt sich mit kreativer Privatheit ab, Spiel trifft auf Arbeit und Küche auf Besprechungsraum.
Landungsbrücke für Kreative
Der erste ,„kreative“ Komplex ist gleichzeitig der öffentliche Bereich, in dem die Architektur wie eine Kletterlandschaft gelandet ist. Die Architektur der Werft wurde als Hülle erhalten, die neuen Räume haben sich beinahe parasitär eingenistet. Strenge Zonierungen wurden vermieden, stattdessen wurden die abgeschlossenen Funktionsflächen frei platziert und erinnern in ihrer Form an eine stilisierte Felslandschaft oder einen modernistischen Skate-Park. Die Wände der höhlenartigen Räume setzen sich wie ein geschliffener Stein aus vielen Dreiecken zusammen und bilden eine Facettenstruktur. Innen finden ein Konferenzzimmer, aber auch ein Tonstudio und eine halboffene Bar mit Videoleinwand Platz. Darüber gesetzt wurde eine Laufbrücke, zu der sich auch die dreieckigen Fenster der darunter liegenden Räume öffnen. Das Licht, das durch die Dachfenster des ehemaligen Werftgebäudes fällt, kommt dadurch auch in den unteren Ebenen an.
Graffiti in der Chefetage
Strenger gegliedert – nämlich klassisch orthogonal – ist die linke Hälfte des Gebäudes, in der die tagtägliche Schreibtischarbeit ihren Schauplatz hat. Im Zentrum befindet sich ein offener Arbeitsbereich mit großen Tischen, darum gruppieren sich kleinere Büros. Um die Atmosphäre trotzdem so visuell offen und lichtdurchflutet wie möglich zu halten, ist ein Großteil der Trennwände aus Glas. Wie auch im öffentlichen Bereich des Gebäudes sind alle weiteren Wände aus Sperrholz gefertigt und teilweise unbehandelt. Um den Spirit der Marke, die gerne Extremsportler oder Urban-Artist-Events sponsert, zu unterstreichen, wurden in Zusammenarbeit mit der Grafikabteilung von Sid Lee viele Flächen komplett mit Grafitti verziert. Einen Schritt weiter gingen die Architekten in der Toilette, die komplett in ein Mosaik gekleidet ist, in dem nicht nur dem Markentier, sondern auch dem Urinal Flügel verliehen wurden. Um den Gestaltern das letzte Wort zu geben: Work and Play!
Der Standort scheint wie gemacht für den Hersteller von Energy-Drinks, der sich immer gern in der Nähe von Street-Art-Aktivisten, Freestyle-Sparten-Sportlern und anderen Szenetrends aufhält. Wie in so vielen anderen Städten ist auch in diesem mittlerweile funktionslosen Hafen die vermeintliche Subkultur ein gern gesehener Mieter und Beförderer des Strukturwandels. Der hat schon gehörig eingeschlagen: In direkter Nachbarschaft zur alten Werft finden sich kleine Kreativstudios – und der Riese MTV Europe.
Einmal rechts, zweimal links
Der Gebäudekomplex setzt sich aus drei schmalen langen Hallen zusammen, welche die Architekten in zwei Komplexe unterteilten. Ein Block wird zur „rechten Gehirnhälfte“ und damit zum Sitz der kreativen und intuitiven Beschäftigung. Die beiden daneben liegenden Hallen sind die „linke Gehirnhälfte“ des Büros – hier sind mit den Computerarbeitsplätzen Ratio, Logik und Vernunft untergebracht. Genau wie bei der Werbefigur der Marke sollen – so die Architekten – zwei konträre Charakterzüge, die sich in ihren Stärken potenzieren, in einer Gebäudehülle zusammengeführt werden: Wenn der rote Bulle blaue Flügel verleiht, trifft damit schließlich ein wildes Biest auf entrückte Leichtigkeit. Das Motiv der Gegensätze, von den Gestaltern „Architektur der Ambiguität“ getauft, zieht sich durch das ganze Gebäude und wird sogar in den Räumen selbst thematisiert. Soziale Interaktion wechselt sich mit kreativer Privatheit ab, Spiel trifft auf Arbeit und Küche auf Besprechungsraum.
Landungsbrücke für Kreative
Der erste ,„kreative“ Komplex ist gleichzeitig der öffentliche Bereich, in dem die Architektur wie eine Kletterlandschaft gelandet ist. Die Architektur der Werft wurde als Hülle erhalten, die neuen Räume haben sich beinahe parasitär eingenistet. Strenge Zonierungen wurden vermieden, stattdessen wurden die abgeschlossenen Funktionsflächen frei platziert und erinnern in ihrer Form an eine stilisierte Felslandschaft oder einen modernistischen Skate-Park. Die Wände der höhlenartigen Räume setzen sich wie ein geschliffener Stein aus vielen Dreiecken zusammen und bilden eine Facettenstruktur. Innen finden ein Konferenzzimmer, aber auch ein Tonstudio und eine halboffene Bar mit Videoleinwand Platz. Darüber gesetzt wurde eine Laufbrücke, zu der sich auch die dreieckigen Fenster der darunter liegenden Räume öffnen. Das Licht, das durch die Dachfenster des ehemaligen Werftgebäudes fällt, kommt dadurch auch in den unteren Ebenen an.
Graffiti in der Chefetage
Strenger gegliedert – nämlich klassisch orthogonal – ist die linke Hälfte des Gebäudes, in der die tagtägliche Schreibtischarbeit ihren Schauplatz hat. Im Zentrum befindet sich ein offener Arbeitsbereich mit großen Tischen, darum gruppieren sich kleinere Büros. Um die Atmosphäre trotzdem so visuell offen und lichtdurchflutet wie möglich zu halten, ist ein Großteil der Trennwände aus Glas. Wie auch im öffentlichen Bereich des Gebäudes sind alle weiteren Wände aus Sperrholz gefertigt und teilweise unbehandelt. Um den Spirit der Marke, die gerne Extremsportler oder Urban-Artist-Events sponsert, zu unterstreichen, wurden in Zusammenarbeit mit der Grafikabteilung von Sid Lee viele Flächen komplett mit Grafitti verziert. Einen Schritt weiter gingen die Architekten in der Toilette, die komplett in ein Mosaik gekleidet ist, in dem nicht nur dem Markentier, sondern auch dem Urinal Flügel verliehen wurden. Um den Gestaltern das letzte Wort zu geben: Work and Play!
FOTOGRAFIE Ewout Huiber
Ewout Huiber
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