Ein sportliches Haus
Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running
Aus Dörfern wird ein Netzwerk und die Produktionshalle residiert über einer veganen Kantine: Der Firmensitz des Schweizer Schuhproduzenten On Running kondensiert seine Funktionen am Standort und ist maximal unkonventionell. Das Interior des 17-stöckigen Hochhauses in der Züricher Förrlibuckstrasse wurde von Spillmann Echsle ausgebaut – und ist als kommunikativer Organismus angelegt, der ganz nebenbei einen Trail-Aufstieg als integriertes Sportprogramm anbietet.
Das neue Gebäude im Westen Zürichs ist nicht nur das Headquarter eines Laufschuhherstellers, sondern eine ganze Markenwelt. Dort werden im sogenannten Lab Prototypen entwickelt, im Village stehen die Schreibtische und neben dem kulinarisch ausgezeichneten Vegan-Restaurant hat der erste Flagship-Store des Labels On Running eröffnet. Schnell ist vergessen, dass das Gebäude aus der Feder von EM2N im industriell geprägten Westen der schweizerischen Großstadt steht, mit seiner dynamischen Organisation und seiner ganzheitlichen Ausrichtung erinnert es vielmehr an Unternehmenssitze im Silicon Valley. Das Architekturbüro Spillmann Echsle hat die 17 Etagen für rund 700 Mitarbeiter*innen eingerichtet und stellte sich damit nicht nur einer ästhetischen Aufgabe, sondern musste auch die inneren Abläufe verstehen und räumlich umsetzen.
Alles für den Turnschuh
Das Gebäude ist als Campus organisiert. Das Erdgeschoss sucht den Anschluss an die Stadt und lädt Besucher*innen durch große Fenster ein. Etwa in die erste vegane Personalkantine der Schweiz, in der auch Auswärtige einen Linsen-Tofu-Salat bestellen dürfen. Oder in den sakralen Flagship-Store, der seine Schuhe in monumentalen Gitterboxen lagert. Die ersten vier Etagen schließen sich an den öffentlichen Raum an und beherbergen unter hohen Decken und in weiten Hallen Produktion und Prototyping. Ab dem fünften Stock ist die Deckenhöhe niedriger – es geht in die privateren Zonen des Büros. Spillmann Echsle hat dort mit den Villages, den Dörfern, ungewöhnlich gedacht. Denn jedes Dorf geht über drei Etagen und kann von bis zu 250 Mitarbeiter*innen genutzt werden. In welches Dorf – ob Earth, Forest, Lake oder Mountain – die Kolleg*innen sich begeben, steht ihnen frei. Die Schreibtische können jeden Tag aufs Neue gewählt werden.
Training statt Transit
Der Weg durchs Gebäude folgt – ganz der Ideologie eines Sportartikelherstellers gemäß – einem Trail. Die Marke On Running ist auf Bewegung ausgerichtet und so erinnert die Route an einen Bergaufstieg. Unten beginnt er mit breiten Treppen, weiter oben geht es über steilere Stufen und schlankere Pfade in die oberen Etagen. Hier und da schrauben sich Treppen kreisrunden Durchbrüchen entgegen, dann wieder erfolgt der Aufstieg im Zickzack-Kurs über Sichtbetonelemente. Zwischen den vertikalen Verbindungen werden horizontal bewusst Räume mit überraschenden Nutzungen und besonderen Interiors durchquert – die Gems, die Juwelen. Dazu gehört die monochrom in Blau getauchte Bibliothek, deren Wände aus Regalmodulen sich um die eigene Achse drehen und den Raum so komplett öffnen oder schließen. Ein Meetingraum verbirgt sich hinter einer Hecke aus Hauspflanzen und die Prototypen-Sammlung hat ihren finalen Bestimmungsort im hauseigenen Museum gefunden.
Für alle mit allen
Die organisatorische Struktur des Gebäudes, die die Architekt*innen auch als „Choreografie“ bezeichnen, orientiert sich an der Arbeitsweise der Teams. Sie kommunizieren über die Abteilungen hinweg. Produktentwicklung, Marketing, Logistik und Verkauf arbeiten alle unter einem Dach. Spillmann Echsle hat Arbeits- und Begegnungsplätze bereitgestellt, um die Zusammenarbeit zu fördern und die Mitarbeitenden zu ermutigen, ihre Arbeit auch auf andere Etagen und Bereiche auszuweiten. Die Dörfer funktionieren als autonome Strukturen, verfügen über ein zentrales Sitzungszimmer, das sich zum Großraumbüro öffnet, eine Miniküche und Zonen für die Konzentration, Kollaboration und Regeneration. Aus den einzelnen Villages wird ein Cluster, aus dem Gebäude ein dynamischer Organismus.
Asketisches Möbelprogramm
Die Materialität im Gebäude bewegt sich zwischen einer industriell anmutenden Nüchternheit und vielen warmen Details. Wände und Treppen bestehen aus Sichtbeton, die Böden aus gegossenem und geschliffenem Anhydrit. Dazu gesellen sich Glas, etwa in Form wandfüllender Trennwände oder bei den Details aus Glasbausteinen, sowie rohes Aluminium, etwa bei den Kühldeckenelementen. Die Konferenzzimmer hingegen setzen auf natürliche Oberflächen. Wie eine Haut bekleidet lasiertes Holz den Raum, der visuell über runde Glasfenster mit dem „Dorf“ in Verbindung bleibt. Nur wenige, ausgesuchte Möbel werden zu fast skulpturalen Akzenten. Als Highlight ist die dunkelgrüne Sitzlandschaft Terrazza Landscape von Ubald Klug für deSede inszeniert, die unter einem schwebenden und ätherisch duftenden Baum zur Insel wird.
Aufstieg zum Schreibtisch
Das Interior geht aber auch bewusst auf die Identität des Unternehmens ein. Da ist nicht nur der Wander-Trail durch die Etagen, sondern es gibt auch einige augenzwinkernde Details, die auf die Bewegung auf zwei Beinen anspielen. Ein Kieselfeld neben dem betonierten Laufweg lädt zum Sohlen-Testen unter Real-Bedingungen ein und die Treppengeländer wurden mit einer Netzstruktur bespannt, die an Volleyball- und Tennisnetze erinnert. Der On-Designer Thilo Alex Brunner wollte, „dass das Design ähnlich funktioniert wie ein Laufschuh“. Womit er meint: Es muss ergonomisch sein und Spaß machen. Mission completed.
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