Einzug der Gegenwart
Wohnhaus-Umbau in den Niederlanden von Studio Modijefsky
Es war einmal ein Gasthaus, eine Bäckerei, ein Café: Die Innenarchitektinnen von Studio Modijefsky aus Amsterdam haben ein altes Backsteinhaus für eine vierköpfige Familie umgebaut. Mit viel Höhe, viel Stauraum und viel Terrazzo.
Dieses Haus in den Niederlanden könnte einige Geschichten erzählen. Der lang gestreckte Backsteinbau im Örtchen Nieuwersluis stammt ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit beherbergte er unter anderem ein Gasthaus, eine Bäckerei und ein Café. Und wie so oft bei historischen Gebäuden ist auch das Haus mit den hübschen, alten Fensterläden über die Jahre und die Nutzungen hinweg gewachsen, erkennbar an Anbauten mit unterschiedlichen Dachneigungen und Fußbodenniveaus.
Das Innere war mit vielen kleinen Zimmern zudem regelrecht verbaut. Das Amsterdamer Innenarchitekturbüro Studio Modijefsky hat Huis Zandpad nun für eine vierköpfige Familie saniert. Mit zeitgemäßen Grundrissen und einer einheitlichen Ästhetik – doch ohne die Spuren der Historie dabei ganz zu tilgen. Eine zentrale Maßnahme des Umbaus war, die Fassade zum Garten hin komplett zu verglasen. So konnten die Innenarchitektinnen das Innere öffnen und den relativ niedrigen Räumen mit den Dachschrägen und den typischen kleinen Sprossenfenstern Helligkeit und Weite verleihen. Auch der neue Eingangsbereich, der sich über die ganze Höhe des Gebäudes erstreckt, schafft ein großzügiges Raumgefühl in den alten Mauern.
Eine sehr niederländische Landschaft
Das Haus liegt in einem großen Garten in der Nähe eines Flusses. „Eine sehr niederländische Landschaft mit viel Wasser, Wiesen, Obstbäumen und grasenden Kühen, die friedlich umherstreifen“, sagt Esther Stam von Studio Modijefsky. Die Innenräume verteilen sich auf zwei Etagen mit zwei Split-Level-Geschossen in einem Anbau. Insgesamt beträgt die Fläche rund 220 Quadratmeter.
Das Zentrum des Hauses ist der große Raum hinter der gläsernen Gartenfassade. Dort befinden sich der Wohnbereich mit Sofaecke, der Essplatz und die offene Küche mit frei stehendem Block. Ebenfalls im Erdgeschoss: das Schlafzimmer der Eltern mit Ankleide und eigenem Bad, erreichbar vom neuen Eingang aus. Von dort aus führen auch Treppen zu den beiden Split-Level-Geschossen. Das eine liegt halb in die Erde eingegraben und beherbergt einen Weinkeller mit Sitzecke. Das andere thront über dem Eingang: Dort gibt es zwei Arbeitsplätze und einen offenen Kamin mit gepolsterter Bank. In der oberen Etage haben die Innenarchitektinnen die Zimmer für die beiden Söhne der Familie untergebracht, dazu ein weiteres Bad und jede Menge Stauraum in Wandschränken.
Karamellfarben gesprenkelt
Während das Äußere des Hauses sein historisches Aussehen bewahrt hat, ist im Inneren mit dem Umbau durch Studio Modijefsky die Gegenwart eingezogen. Vor allem die weiß gestrichenen Deckenbalken und die Dachschrägen in einigen Räumen erinnern noch an das Alter des Gebäudes. Das Farb- und Materialkonzept ist dagegen dezidiert zeitgenössisch: Grüne Akzente an Wänden, Einbauschränken und Fliesen treffen auf eine ansonsten helle, neutrale Farbpalette und warme Wandverkleidungen aus Holz. Die Böden bestehen aus glattem, grauem Estrich oder Holz – je nach Raum.
Besonders viel Aufmerksamkeit widmeten die Innenarchitektinnen den Terrazzo-Flächen: Für jeden Teil des Hauses entwickelten sie mit einem Amsterdamer Unternehmen eine eigene Rezeptur, wie Esther Stam erklärt. Dabei variierten sie „die Art und damit die Farbe der Steine, die Proportionen der verschiedenen Steinarten, die Größe der Steine und die Farbe des Zements“. Für die Arbeitsplatten und den Spritzschutz in der Küche wählten sie grüne und karamellfarbene Steine. Der Terrazzo der Waschtische in den Bädern ist hingegen heller und weniger farbig. So hat Studio Modijefsky mit dem bis in die Details stimmigen Umbau der langen Historie des Hauses ein weiteres Kapitel mit neuen Geschichten hinzugefügt.
FOTOGRAFIE Maarten Willemstein Maarten Willemstein
Projektname: | Huis Zandpad |
Kategorie: | Wohnhaus |
Fertigstellung: | Juni 2023 |
Größe: | 221 Quadratmeter |
Auftraggeber: | Privat |
Entwurf: | Studio Modijefsky: Esther Stam, Moene van Werven, Felicia Urena, Agnese Pellino |