Projekte

Fassadenmantel

Individuelles Atelierwohnhaus in Südtirol von Stifter + Bachmann Architekten

von Jeanette Kunsmann, 02.05.2017

Dieses Achtzigerjahre-Haus hat sich einen Mantel aus Plexiglas angezogen: Stifter + Bachmann Architekten zeigen mit ihrem aktuellen Projekt in der italienischen Gemeinde Pfalzen im Pustertal, wie Bauen im Bestand auch aussehen kann.

Keine drei Kilometer nordwestlich von Bruneck im Nordosten Südtirols, am Rand des Dorfes Pfalzen, stand ein kleines Gebäude mit Satteldach, ein Relikt aus den Achtzigerjahren. Es sah nicht unbedingt schön aus, auch nicht ganz hässlich, in jedem Fall aber war es sanierungsbedürftig und für seine Nutzer, einem Familienbetrieb, einfach zu klein geworden. Kein Problem für Helmut Stifter und Angelika Bachmann. Das Südtiroler Büro Stifter + Bachmann Architekten handelte schnell, klug und gründlich.

Konzentrierte Bauphase
Nach dem ersten Entwurf 2015, begann Anfang 2016 die Planungsphase, im Frühjahr waren alle Gewerke beauftragt, so dass der Umbau zum Winter 2016/2017 so gut wie bezugsfertig war, erinnert sich der Architekt. Wenn Bauen immer so ein gutes Timing hätte! Die Abbrucharbeiten und die Aufstockung in den drei Sommermonaten fanden bei laufenden Betrieb statt: In den Büroräumen im Erdgeschoss wurde nämlich weitergearbeitet. Kein großes Problem, wenn der Bauherr selbst aus dem Baugewerbe kommt.

Es sollte nicht zu viel wollen
Vorbild für Angelika Bachmann und Helmut Stifter war für dieses Umbauprojekt ein neutraler Silo- oder Speicherbau. Die Architektur sollte nicht zu viel wollen, sie sollte sanft und durchscheinend sein. Deshalb verwarfen Stifter und Bachmann schnell ihre erste Idee, die sie für die Fassade hatten. Trapez- und Lochblech wären für das, was sie vorhatten, viel zu dunkel und zu schwer gewesen – ein anderes Material musste her. Zum Glück, denn die Doppelfassade mit den Plexiglasplatten passt nicht nur gut in ihre Umgebung, sie bildet auch eine Pufferzone um das gesamte Gebäude. Auf diese Weise konnte der bisherige Heizwärmbedarf trotz Vergrößerung halbiert werden.

Jede Menge Geduld und das richtige Timing
Der Bestand zwang die Architekten zu Kompromissen. Auf der Suche nach einer passenden Hülle, die Altbau und Aufstockung zusammenziehen sollte, aber nicht zu viel kosten durfte, schlugen die Planer eine der Fassade vorgelagerte Hülle aus transparenten und gewelltem Plexiglasplatten vor. Ganz so günstig, wie man denken würde, sei aber auch dieses Material nicht, zumindest wenn einem die 20-jährige Garantie gegen Vergilben den entsprechenden Aufpreis wert ist. Die Unterkonstruktion aus Rahmenelementen mit Alu-Hohlprofilen besteht größtenteils aus Schiebeelementen, so dass sich das Gebäude den jeweiligen Temperaturverhältnissen anpassen kann.  „Wir lieben solche Industriematerialien wie Plexiglas schon lange“, erzählt Helmut Stifter. Die Architekten hatten genügend Geduld, um auf das richtige Projekt für eine Fassade aus Plexiglas zu warten

Hinter Plexiglas
Die Eingriffe im Bestand erweisen sich im Nachgang als nicht ganz unwesentlich. Erd- wie Obergeschoss haben die Architekten unter Beibehaltung der bestehenden Fassadenöffnungen und unter Beibehaltung des Treppenhauses bis auf die unbedingt notwendige Tragstruktur rückbauen und um zwei volle Geschosse aufstocken lassen. Heute wird in den Atelier- und Büroräumen unteren beiden Etagen gearbeitet, in den beiden oberen Geschossen wird gewohnt. Im Inneren entpuppen sich hinter den Plexiglasscheiben helle, vom Tageslicht bestimmte Etagen mit weitem Blick auf Wiesen, Felder und Berge.

Qualität durch Klassiker
Durch die enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Tischlern und Handwerkern konnten die Architekten Wohn- wie Büroräume dem Gebäude entsprechend minimal gestalten und einrichten. Möbelbeschläge von Blum, Sanitäranlagen von Viega und Villeroy&Boch, Armaturen von Zucchetti und Leuchten von Zumtobel und Viabizzuno zeugen von hoher Qualität. Passend erweist sich da auch die Wahl der Lichtschalter und Steckdosen. Mit der Jung Schalterserie LS 990 wurde hier ein Klassiker verbaut, der älter als der umgebaute Bestand aus den Achtzigern ist, aber immer noch frisch wirkt. 1968 als Produkt eingeführt, feiert LS 990 nächstes Jahr seinen 50. Geburtstag. In seiner klassischen Ausführung mit dem alpinweißen, schmalen Duroplast-Rahmen passt die Schalterserie so gut wie in jede Umgebung. Dennoch legen die Architekten in diesem Fall großen Wert darauf, dass sämtliche Elektronik kaum sichtbar bleibt – die meisten Lichtschalter und Steckdosen wurden daher geschickt in die eingebauten Regale integriert. Vorbild im Pustertal
Mit Baukosten im oberen sechsstelligen Bereich ist das Projekt immer noch 30 Prozent kostengünstiger geblieben als ein kompletter Abriss plus Neubau – kein schlechtes Vorbild also für ähnliche Fälle – nicht nur im Pustertal. Vielleicht könnte man Stifter + Bachmann also als die Südtiroler Variante von Lacaton & Vassal bezeichnen? Mit ihrem umgebauten Handwerksgebäude beweisen Angelika Bachmann und Helmut Stifter jedenfalls, dass man mit so gut wie jeder Tragstruktur etwas Neues schaffen kann. Etwas Neues, das seine eigene Sprache spricht und trotzdem die alten Worte nicht ganz vergessen hat.

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Architekten

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Fotograf

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Beleuchtung

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Beleuchtung

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