Heim aus Holz
Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London
Wie aus einem Guss wirkt das „Timber House“, das der Architekt Russell Jones in London gebaut hat. Denn die Innenräume wurden komplett mit Douglasie ausgekleidet. Außen nimmt der zurückhaltende Neubau Bezug auf die denkmalgeschützte Umgebung, ohne mit dem edwardianischen Bestand in Konkurrenz zu treten.
Bauland ist in London knapp. Das macht Architekt*innen erfinderisch. Russell Jones hat bereits bei vorherigen Projekten einen Sinn dafür gezeigt, das Maximum aus kleinen Flächen herauszuholen. In seinem aktuellen Projekt Timber House treibt er diese Fähigkeit zur Perfektion.
Nur über einen schmalen Weg war das 200 Quadratmeter große Baugrundstück in der Highgate Conservation Area im London Borough of Haringey zu erreichen. Die Lage hatte direkte Auswirkungen auf die Wahl der Baustoffe: „Alle Materialien mussten so bemessen sein, dass sie von Hand getragen oder gekarrt werden konnten“, erläutert der Architekt. Er sah die Herausforderung als Chance, ein Haus jenseits der typischen Londoner Sehgewohnheiten zu bauen – auf einem Grundstück, das zu vier Seiten von edwardianischer Architektur umgeben ist.
Ästhetische Zurückhaltung
Anstatt gestalterisch gegenüber den historischen Bauten aufzutrumpfen, nimmt sich das Einfamilienhaus zurück. „Planerisch gab es von den Behörden die Vorgabe, dass das Projekt die denkmalgeschützte Umgebung und den Standort im Hinterland widerspiegeln sollte“, erklärt Russell Jones. Alle Dächer des Neubaus sind mit leichtem Lipari-Bimsstein gedeckt, der die Entwässerung fördert und die Sonne reflektiert. Die Holzrahmenkonstruktion ist teilweise mit Ziegelmauerwerk verkleidet, während die übrige Außenverkleidung aus sibirischer Lärche besteht.
Geborgenheit auf allen Ebenen
Um dem natürlichen Gefälle des Grundstücks gerecht zu werden, plante Russell Jones das Haus auf vier Ebenen als ineinandergreifende Volumen. Alle Räume und Flächen ordnete der Architekt um eine 20 Meter lange Achse an. Er legte Wert darauf, Innen- und Außenbereiche miteinander zu verbinden. Eine Terrasse und ein ummauerter Garten sind Teil des Gesamtkonzepts. Sie lassen ein Gefühl von Geborgenheit entstehen. Vom Eingangsflur gehen ein Gästeschlafzimmer sowie ein zweites Schlafzimmer, eine Kammer und ein Badezimmer ab. Eine Treppe führt hinunter ins Atelier, das durch ein Oberlicht erhellt wird. Der Ess- und Wohnbereich ist etwas niedriger als der Eingangsflur, an den er anschließt. Eine weitere Treppe führt nach oben zum Hauptschlaf- und Badezimmer.
Wandverkleidung aus Holz
Eine ästhetische Klammer für alle Räume bildet die Verkleidung der Innenflächen – vom Boden bis zur Decke – mit 100 Millimeter breiten Douglasienbrettern. Auch Möbel wie Schreibtische, Betten, Regale, Schränke und Türen sowie die Fensterrahmen und -läden sind aus Holz gefertigt. Einen Kontrast dazu bilden die Arbeitsflächen in der Küche und die Bäder, die mit mattweißen Keramikfliesen verkleidet sind.
Zur positiven Energiebilanz des Hauses tragen eine starke Isolierung der Außenwände, eine Luftwärmepumpe, Fußbodenheizung, LED-Beleuchtung und demnächst eine Photovoltaikanlage bei. Ein Speicher unter der Terrasse sammelt das Regenwasser für Haushalt und Garten.
Trotz der Herausforderungen im Planungsprozess und bei der Umsetzung gelang es Russell Jones einen Zufluchtsort für die Bauherr*innen zu schaffen, der zur umliegenden denkmalgeschützten Bebauung passt. Die intelligente Planung auf unterschiedlichen Ebenen bietet zugleich helle Innenräume und Schutz vor fremden Blicken. Mit Holz verkleidete Räume und Einbauten schaffen eine natürliche Atmosphäre.
FOTOGRAFIE Rory Gardiner Rory Gardiner
| Projektname | Timber House |
| Entwurf | Russell Jones |
| Team | Russell Jones, Sarah Hare, Matilda Jones, Eleni Makri, Ross Tredget, Nick Vullings, Hannah Guy |
| Bauunternehmer | TAD Builders, Tomasz Raczynski, D F. Keane, Martin Keane |
| Bodenarbeiten | ECS Groundworks Ltd, Martin Reynolds |
| Ziegelarbeiten | Michael Sheils Brickwork |
| Holzrahmen | T. Brewer & Company |
| Tischlerarbeiten | Barth Innenausbau KGS |
| Möbel | Andy Thompson |
| Beleuchtung | LIT Design, Craig Gregan |
| Vorhänge | Le Interiors, Lorraine Earle |
| Landschaftsarchitektur | Bill Ridings, Anna Janschke |
| Fläche | 127 Quadratmeter |
| Ort | London |
| Fertigstellung | 2020 |
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