Atmosphärisch und funktional
Lichtkonzept für das Berliner Spore Haus von Licht Kunst Licht

Für den markanten Neubau der Spore Initiative, die sich mit vielfältigen Kultur- und Lernprogrammen als Zentrum für globale, ökologische Earthbound-Projekte versteht, zeichnen AFF Architekten verantwortlich. Die Lichtplanung entwickelte das Büro Licht Kunst Licht. Es ist ein Konzept, das den offenen Charakter der Architektur mit maßgeschneiderten Lichtatmosphären unterstreicht.
Wie lassen sich Kultur und Natur in Einklang bringen? Die 2020 gegründete Spore Initiative versteht sich als Zentrum für globale Earthbound-Projekte, die sich mit vielfältigen Kultur- und Lernprogrammen für einen ökologischen Wandel engagieren. Im Frühjahr 2023 wurde in Berlin-Neukölln auf über 3.500 Quadratmetern die neue Heimat der Initiative, das Spore Haus, eröffnet. Geplant wurde der markante, rostbraune Ziegelbau von AFF Architekten. Er wird künftig ein Ensemble mit dem noch im Bau befindlichen Publix – Haus des gemeinnützigen Journalismus bilden. Die Lichtplanung für die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss sowie für die Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss entwickelte das in Berlin ansässige Büro Licht Kunst Licht. Es handelt sich um ein integriertes Beleuchtungskonzept, das nicht nur den offenen, klaren Charakter der außergewöhnlichen Architektur bestens untermalt. Es überzeugt auch durch ein Licht, dessen Funktion und Atmosphäre punktuell modifizierbar ist, sich an den jeweiligen Bedarf anpassen lässt und damit die didaktische und ästhetische Erfahrung in den vielfältig nutzbaren Räumlichkeiten unterstützt.
Rohe Materialien
Besucher*innen betreten das Gebäude über einen Vorplatz an der Herrmannstraße. Durch großzügige, raumhohe Glasflächen dringt viel Tageslicht in den verzweigten Foyerbereich. Grauer Sichtbeton wird dort durch warmes Eichenholz und verzinkte Stahlkomponenten ergänzt. Identitätsstiftend ist die markante, wabenartige Decke aus Sichtbeton. Ihre polygonalen Felder zwischen den Unterzügen sind als profilierte Decke mit integrierten Akustikstreifen in Holzbeton ausgeführt.
Grafisches Licht
Hier greift auch das Lichtkonzept von Licht Kunst Licht die grafische Formensprache geschickt auf, indem lineare Lichtelemente elegant in die Rippen integriert wurden. Je nach Größe und Form der Deckenzellen variieren Anzahl und Längen der Lichtlinien. Mit weiter Ausstrahlcharakteristik und warmweißer Lichtfarbe von 3.000 K sorgen sie für eine angenehm vitalisierende Grundbeleuchtung im gesamten Erdgeschoss.
Interaktionslandschaft
Im Erdgeschoss vereinen sich Lobby, Cafeteria, Projektraum und ein Auditorium zu offenen, fließenden Interaktionsflächen und spiegeln die Idee der Initiative wider, ein Ort des Zusammenkommens zu sein. Im ersten Stock befinden sich Ausstellungsflächen. Darüber sind Bibliothek, Seminarräume, Apartments für Künstler*innen und Autor*innen, Ateliers sowie Büros untergebracht. Die auch über eine Außentreppe erschließbare Dachterrasse bietet weiteren Raum für den Austausch. Hinter dem Haus wird ein Lerngarten angelegt.
Transparenz, Raumfluss und Leichtigkeit
Das Auditorium kann durch eine silberfarbene Faltwand vom Foyer abgetrennt werden und erstreckt sich über mehrere Treppen bis ins Untergeschoss. Recycelte Sitzschalen bieten Platz für 85 Personen. Der entstandene Höhenunterschied wird im Erdgeschossbereich durch lineare Aufbauleuchten mit unterschiedlichem Abstrahlwinkel und in den Raumtiefen durch eng- sowie mittelstrahlende Leuchten mit höherer Leistung kompensiert. Die Rückwand des Auditoriums hinter der Bühne wird durch Wandfluter aufgehellt, die in Akustikpaneele eingearbeitet wurden.
Unterschiedliche Abstrahlcharakteristik
Im Projektraum kommt das gleiche Beleuchtungsprinzip zum Einsatz: Die passgenaue Lichtinszenierung wird durch unterschiedliche Abstrahlwinkel der Leuchten erzeugt. Zusätzlich zu den Strahlern können dort auch Pendelleuchten an die Lichtschienen angedockt werden. Die Grundbeleuchtung im Café wird im Bereich der Theke durch ein druckvolles Licht aus mittelstrahlenden Deckenleuchten ergänzt. Im Sitzbereich kommen dekorative Pendelleuchten hinzu, die eine Akzentuierung der gastronomischen Fläche schaffen und damit zusätzlich für eine gute Orientierung im Raum sorgen.
Licht für Betonung und Ruhepunkt
Die zentrale, skulpturale Foyertreppe bildet das Herzstück des Erdgeschosses und windet sich zwischen den tragenden Stützen vom Untergeschoss ins Obergeschoss. Von dort öffnet sie sich zu den zwei Ausstellungsräumen. Gekrönt wird das Treppenhaus durch ein Oberlicht über dem Treppenauge, welches viel Tageslicht in das Gebäude lässt. Schwenkbare, lineare Einbau-Downlights sind an die Deckenneigungen angepasst. Die mit Einbau-Wandflutern aufgehellte Rückwand schafft einen visuellen Ruhepunkt und begleitet Besucher*innen bei der Erschließung der Räumlichkeiten.
Passgenaue Abend-Beleuchtung
Bereits in der Dämmerung leuchtet das Gebäude durch die großzügigen Glasfenster von innen heraus. Es entsteht eine Atmosphäre, die nicht nur einladend wirkt, sondern auch Energieeinsparpotenzial bietet. Denn so kann partiell auf Außenbeleuchtung verzichtet werden: Entlang der Fensterfronten wird sie durch definierte, steuerbare Leuchtengruppen im Innenraum gewährleistet. Ein besonderes Lichtdetail befindet sich an einem Handlauf, der an der roten Ziegelstein-Außenmauer entlangführt. Dort sind Grund- und Sicherheitsbeleuchtung für die Dachterrasse integriert. Dieses passgenaue Außenlichtkonzept ist nachhaltig und entspricht damit außerdem den Anforderungen des „Berliner Lichtmasterplans“, bei dem eine umweltverträgliche Beleuchtung ein wichtiger Bestandteil ist.
FOTOGRAFIE Tjark Spille Tjark Spille
Projektname | Haus Spore Initiative, Berlin |
Typologie | Neubau |
Bauherrschaft | Schöpflin Stiftung, Lörrach |
Architektur | AFF Architekten |
Lichtplanung | Kunst Licht Kunst |
Projektleitung | Edwin Smida, Nils von Leesen |
Fläche | ca. 3.500 Quadratmeter |
Fertigstellung | April 2023 |
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