Schaufenster fürs Licht
Neues Studio der Lichtmanufaktur PSLab in Berlin

Unweit des Kurfürstendamms hat die libanesische Lichtmanufaktur PSLab ein Studio eröffnet, das in Zusammenarbeit mit dem belgischen Architekturbüro B-bis Architecten entstanden ist. Ein Rundgang offenbarte einen Keller als gestalterisches Highlight und eine raumhohe Materialbibliothek samt Gantry-System, mit dem Lichtstimmungen simuliert werden können.
Die Lage der neuen deutschen Dependance von PSLab in der Charlottenburger Niebuhrstraße 10 ist mit ihren sozialen und visuellen Brüchen typisch für Berlin. Während man am Kurfürstendamm an Luxusläden vorbeiflaniert, reiht sich am Stuttgarter Platz ein Dönerladen an den anderen und es geht zuweilen rau und ruppig zu.
Gestalterisches Understatement
Nichts davon ist zu spüren im Studio von PSLab, der von Dimitri Saddi 2004 in Beirut gegründeten Lichtmanufaktur. Das liegt vor allem an der ästhetischen Zurückgenommenheit, die eine große Ruhe ausstrahlt und bereits an der Fassade des Gebäudes ablesbar ist. Ursprünglich in Gelb gehalten, überzeugte PSLab die anderen Eigentümer des Hauses davon, sie in Anthrazit zu streichen, was wesentlich eleganter aussieht – das erzählt uns Dirk Engelen vom Architekturbüro B-bis Architecten, als wir ihn zum Opening treffen. Durch große, in einen Rahmen aus sandgestrahltem Beton gefasste Fenster schaut man in das Innere des Showrooms. Gepolsterte Sitzbänke und maßgefertigte Beistelltische aus Holz wecken die Neugierde, während man durch die Scheiben auch eine schwarze, filigrane Metallbrüstung und einen Treppenlauf erspäht.
Berlin, Berlin
PSLab unterhält neben dem Headquarter und der Produktionsstätte im libanesischen Bouar weltweit mehrere Studios – in Städten wie London, Dubai und Bologna. Das Unternehmen hat sich auf maßgeschneiderte Lichtlösungen spezialisiert und arbeitet mit internationalen Architekturbüros und Gestalter*innen wie Vincent van Duysen Architects, Studio Mara und India Mahdavi zusammen. Neben Stuttgart ist Berlin die zweite Dependance des Unternehmens in Deutschland. In Berlin seien einige der interessantesten Architekturbüros Deutschlands ansässig, erklärt PSLab-Gründer Saddi die Standortwahl. Und Mario Weck – einer der Partner des Unternehmens – ergänzt, dass PSLab von Beginn an mit Architekt*innen aus der Stadt zusammengearbeitet habe, darunter Ester Bruzkus und Patrick Batek.
Ein besonderer Ort
Das Interior des Berliner Studios spiegelt nicht nur die PSLab-spezifische Auffassung von Gestaltung, sondern auch die Expertise der Lichtmanufaktur wider: projektspezifische, maßgefertigte Lichtlösungen. Bereits bei der Dependance in Antwerpen, die sich in einem historischen Lagerhaus befindet, arbeitete das Unternehmen mit B-bis Architecten zusammen. Es sei nicht einfach, geeignete Architekturbüros für die Planung der eigenen Studios zu finden, sagt Weck. Vor allem, weil PSLab stark am kreativen Prozess beteiligt sei.
Fast immer sind die Showrooms in historischen Bestandsarchitekturen untergebracht, die zuvor aufwendig saniert und umgebaut wurden – was auch möglich ist, weil sich die Immobilien in eigenem Besitz befinden. Zwei Jahre allein habe es gedauert, einen geeigneten Raum zu finden, erzählt Weck. Das Studio ist im Erdgeschoss eines typischen Berliner Vorderhauses aus der Jahrhundertwende untergebracht und war beim Kauf in einem baulich katastrophalen Zustand. Auf einem Grundriss von 90 Quadratmetern reihten sich elf Räume aneinander und der Zugang zum Keller war verbaut. Doch Weck erkannte sogleich das Potenzial, ließ Wände und Decken entfernen und die Fensteröffnungen zur Straße und zum Hof verändern.
Grundriss mit Wow-Faktor
Im vorderen Teil des Studios befindet sich das Entree, das mit gepolsterten Sitzgelegenheiten in den Fensternischen ausgestattet ist. Ein feines, schwarzes Metallgeländer lenkt den Blick auf das gestalterische Highlight des Studios: den sogenannten Salon, der sich im ehemaligen Keller befindet und über eine minimalistische Treppe erschlossen wird. Ebenso wie das Entree ist auch dieser Raum an zwei Seiten mit maßgefertigten Bänken aus getünchten Ziegelsteinen versehen, die mit dicken Polsterkissen belegt sind. Da dort nur wenig natürliches Licht vorhanden ist, die Farben zwischen Grau und Beige changieren und natürliche Materialien mit haptischen Qualitäten verwendet wurden, wirkt das Ambiente dennoch behaglich und eignet sich gut für Präsentationen (mit einem Beamer) und Kundengespräche.
Ein weiterer großer Raum befindet sich im rückwärtigen Teil des Studios, wobei zwei bogenförmige, schmale Türen ein Ambiente schaffen, das an ein Theater erinnert. Der Arbeitsplatz besteht im Wesentlichen aus zwei maßgefertigten, quadratischen Stahltischen sowie Vintage-Bürostühlen aus den Sechzigern. Durch mehrere große Fenster fällt Licht ins Innere, während man in einen schön begrünten Innenhof schaut. Ergänzt wird der klar strukturierte Grundriss durch einen fensterlosen Funktionsraum, der eine maßgefertigte, schwarze Pantry-Küche birgt sowie ein WC mit Vola-Armatur, dessen Spiegel effektvoll beleuchtet ist.
Lichtplanungsprozesse abbilden
Im Mittelpunkt des hinteren Raums steht die sogenannte Materialbibliothek – eine raumhohe Installation mit Leuchtkörpern und Lichtquellen, die von PSLab entworfen und entwickelt werden. Sie dient dazu, Architekt*innen und (potenzielle) Kund*innen mit in den Planungsprozess einzubeziehen, ihnen den Zusammenhang von Licht und Atmosphäre näherzubringen sowie Techniken, Formen und Materialien darzustellen. Ebenso informativ wie technisch komplex ist das sogenannte Gantry-System – eine Art Bühnendecke aus Aluminium, die mit bis zu zwanzig Leuchten bestückt werden und Lichtstimmungen simulieren kann.
Karg, aber nicht kühl
Dass das Interior des Berliner Studios von PSLab karg und beinahe mönchisch anmutet, ohne unterkühlt zu sein, hat mit den ausgewählten Materialien, Farben und Oberflächen zu tun. Sie wirken allesamt warm – so wie der leicht gefärbte Betonfußboden oder die Textilbezüge. Im Bestandsbau wurden Wände aus Ziegelsteinen verbaut, den sogenannten Reichsformatziegeln. PSLab und B-bis Architecten entschlossen sich, mit genau diesen Ziegelsteinen zu arbeiten, auch bei den Möbeleinbauten sowie den Bänken. „Wir wollten den Stein nicht verstecken“, sagt Mario Weck. Deshalb wurde ein kalkhaltiger, natürlicher Bürstenputz verwendet, bei dem man den Ziegelstein noch erahnen kann. Durch den leicht unregelmäßigen Auftrag entstehen hellere und dunklere Flächen. Dazu gesellen sich Leuchten aus dem PSLab-Repertoire, die eine atmosphärische Stimmung erzeugen. Licht und Schatten – subtil in Interiordesign übersetzt.
Handzeichnung. Foto / Copyright: Claudia Simone Hoff
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