Tanz in der Luft
Café Constance in Montreal von Atelier Zébulon Perron
Im Erdgeschoss eines Ballett- und Theaterhauses spannt Atelier Zébulon Perron mit Nussbaumholz, geblümtem Samt und farbigem Leder einen Bogen zwischen den Zwanzigerjahren des 20. und 21. Jahrhunderts. Über den Köpfen der Gäste des Café Constance schweben puderrosa Leuchten aus Papier, die den Tanz von Ballerinen im Tüll-Tutu imitieren.
Im Herzen von Montreal absolviert das Ballettensemble Les Grands Ballets Canadiens seine Auftritte im sogenannten Wilder Building, erbaut im Jahr 1918 vom englischen Architekten Charles Tetley. Im Erdgeschoss des Gebäudes sollte ein 130 Quadratmeter großer Ort entstehen, an dem Besucher*innen, aber auch Tänzer*innen und Angestellte in einer gemütlichen Atmosphäre zusammenkommen können.
Die Zwanzigerjahre neu belebt
Das auf Hotel- und Gastronomieprojekte spezialisierte Atelier Zébulon Perron aus Montreal übernahm die Gestaltung des Café Constance, das nach der Kunstliebhaberin und ehemaligen Leiterin des Balletts Constance Pathy benannt ist. Die Herausforderungen lagen darin, einer traditionellen Institution eine moderne Erscheinung zu geben – und der Doppelfunktion eines Cafés tagsüber sowie einer entspannten Cocktailbar abends gerecht zu werden. „Die Idee war, etwas zu schaffen, das völlig deplatziert wirkt und die Fantasie auf eine ungewöhnliche und wunderbare Weise anregt“, sagt der Bürogründer Zébulon Perron.
Wie im Traum
Die Gestaltenden wählten einen theatralischen Ansatz und ließen sich außerdem von der Retro-Optik der Mailänder Bar Luce in der Fondazione Prada inspirieren, der Regisseur Wes Anderson eine ähnliche Farbpalette verpasste wie seinen Filmen. Das Team von Atelier Zébulon Perron erschuf mit Nussbaumholz, samtigen Oberflächen, Polstersitzmöbeln, die mit buntem Leder oder geblümten Textilien bezogen sind, und Leuchten sowie Elementen aus Messing ein Setting, das „Wärme und Luxus“ transportieren soll und zugleich wie eine „kindliche Fantasie“ wirkt. Die Leuchten an der Bar und den Tischen könnten verstaubten Second-Hand-Läden entstammen. Ein großer, alter Tisch, der das Zentrum des Cafés bildet, ist tatsächlich eine Antiquität aus England. Der Barbereich erinnert mit verspiegelten Flächen und indirekter Beleuchtung an eine Theatergarderobe. Darüber wurde eine Markise angebracht, die von der Deckenhöhe ablenkt und ein Gefühl der Gemütlichkeit entstehen lassen soll.
Leichtigkeit in luftiger Höhe
Die Raumhöhe nutzten die Interiordesigner*innen für eine Installation von speziellen Leuchten, die den verträumt-kindlichen Charakter sowie die „puppenhausähnliche Atmosphäre“ zusätzlich unterstreichen. Sie bestehen aus gefalteten Papierschichten und wurden von Atelier Zébulon Perron eigens für dieses Projekt entworfen. Sie zitieren in ihrer Form Reifröcke und für Ballerinen typische Tüll-Tutus. Jede puderrosafarbene Leuchte ist ein Unikat. Als Ensemble erzeugen sie eine schwebende Leichtigkeit und tanzende Dynamik über den Köpfen der Menschen. Die Idee für die Illusion der schwerelosen Bewegung, die durch Überlagerungen des Materials entsteht, stammt von dem englischen Fotografen Eadweard Muybridge, der für seine Experimente mit Stop-Motion-Projektionen bekannt ist.
FOTOGRAFIE Alex Lesage Alex Lesage
| Projekt | Café Constance (Wilder Building) in Montreal, Kanada |
| Entwurf | Atelier Zébulon Perron |
| Team |
Leaddesigner: Zébulon Perron; Christopher Barrie, Anik Mandalian, Mathieu Belen, Adréanne Guillemette, Adam Robinson |
| Fläche | 130 Quadratmeter |
| Fertigstellung | Februar 2022 |
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