Licht im Gewölbe
Apartmentumbau in Valencia von Balzar Arquitectos
In der Altstadt von Valencia hat das Büro Balzar Arquitectos eine Wohnung umgebaut. Puristische Wandverkleidungen schaffen Ordnung, während indirekte Lichter Wärme spenden. Architektonische Rundungen werden raffiniert inszeniert.
Liaison aus alt und neu: Ein junges Paar hat Balzar Arquitectos mit dem Umbau seines Apartments beauftragt. Es liegt an der Avenida del Oeste, direkt gegenüber der historischen Markthalle von Valencia. Der vorhandenen Substanz haben die Architekt*innen eine weitere Ebene hinzugefügt – und so die Parallelität zweier Sichtweisen erzeugt. Im zentralen Flur sowie in den Zimmern wurden den historischen Mauern milchweiß lackierte Holzverkleidungen vorgelagert. Sie verbessern die Wärme- und Schalldämmung. Zugleich nehmen sie versteckten Stauraum auf, um Dinge diskret aus dem Blick verschwinden zu lassen.
Räumliches Kontinuum
Das Interieur erhält damit eine ruhige, zurückhaltende Wirkung, ohne jedoch die Bewohner*innen dazu zu verdonnern, jeglichen Besitz aufzugeben. Reduktion gilt für die Augen. Hinter den Blenden darf sich durchaus Chaos entfalten. Ein „harmonisches Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne“ hatte Laura Moreno Albuixech, Mitbegründerin von Balzar Arquitectos, im Sinn. Die Wandverkleidungen ziehen sich als roter Faden durch das gesamte Interieur. Sie sollen ein „Gefühl von Harmonie und Ordnung“ in der 204 Quadratmeter großen Wohnung entfalten.
Markante Wölbung
Nach Betreten der Wohnung finden sich die Bewohner*innen und ihre Gäste in einem großzügigen Empfangsraum wider. Hier zieht ein markanter Holztisch mit zehn Beinen die Blicke auf sich. Die stuckverzierte Decke war bereits vorhanden und wurde restauriert. Vom Entrée geht es weiter in einen schmalen Korridor, von dem ein Arbeitszimmer, ein Fitnessraum und ein Badezimmer abzweigen. In die weißen Wandverkleidungen sind versteckte Lichtleisten integriert, die die Wölbung der Decke betonen. Der Flur mündet in der Küche, die nahtlos in den Essbereich sowie ins Wohnzimmer führt. Alle drei Zonen werden durch Einbauschränke gegliedert, die nicht wie Möbel, sondern vielmehr als Teil der Architektur in Erscheinung treten. Im Gegensatz zum Korridor kommen hier keine weißen, sondern dunkel gebeizte Eichenpaneele zum Einsatz.
Skulpturales Feuer
Zwischen Essbereich und Wohnzimmer haben die Architekt*innen einen Kamin in die holzgetäfelte Trennwand integriert. Aus den Fenstern wandern die Blicke hinaus auf die Kuppeln des im Jugendstil erbauten Mercat Central. Im Esszimmer vollzieht die Decke einen Höhensprung in Form eines Halbkreises. So entsteht ein Echo auf das Gewölbe des Korridors. Zugleich wird das Motiv nicht eins zu eins übernommen, sondern um 90 Grad aus der Vertikalen in die Horizontale verlagert. Auch in der Küche setzten die Architekt*innen auf eine klare, aufgeräumte Wirkung. Sämtliche Ablagen und Stauräume sind hinter grifflosen Türen verborgen. Die Schränke schaffen eine visuelle Barriere zum Wohnzimmer, ohne jedoch den Fluss der Bewegung zwischen beiden Zonen zu unterbrechen.
Holistischer Anspruch
„Alle festen Möbelstücke wurden von unserem Studio sorgfältig entworfen. Der doppelseitige Kamin, der Esstisch, die Kücheninsel, die integrierten Waschbecken, das Bett im Hauptschlafzimmer und der Kleiderschrank können als kleine Kunstwerke betrachtet werden, die die ruhige, gepflegte Atmosphäre des Hauses bestimmen“, erzählt Laura Moreno Albuixech. Vom Wohnzimmer erfolgt der Zugang zum Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und begehbarem Kleiderschrank. Das Bett ruht auf einer großzügigen Ebene aus dunklem Holz. Sie ist deutlich über den Boden angehoben und schließt direkt an die ebenfalls mit dunkeln Eichenpaneelen verkleidete Rückwand an.
Schwebendes Bett
Eine indirekte Beleuchtung verleiht der Bettebene eine geradezu schwebende Wirkung. Das warme, leicht orangefarbene Licht wird durch eine Vertiefung in der Rückwand aufgegriffen, die mit kupfernen Paneelen verkleidet ist. Die Farbe des Metalls vermischt sich mit dem Licht der LEDs, das auf geheimnisvolle Weise in den Raum geworfen wird. „Die Räume sind in Creme- und Brauntönen gehalten und nutzen die gesamte warme Farbpalette von dunkel bis hell. Diese Farben stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zu einzelnen orangefarbenen Lichtelementen“, bringt Laura Moreno Albuixech die Wirkung auf den Punkt. Über eine App kann die Beleuchtung zentral gesteuert werden. Die strenge, puristische Sprache des Interieurs wirkt so nie kalt oder abwesend, sondern wird mit einer angenehmen, wohnlichen Atmosphäre aufgeladen.
FOTOGRAFIE David Zarzoso David Zarzoso
Standort | Valencia, Spanien |
Projektbeginn | 2020 |
Fertigstellung | 2021 |
Fläche | 204 Quadratmeter |
Tischlerei | Miguel Garrido |
Küche | Mobalco, Dekton |
Bodenbelag | SchottenWood Tarimas de Autor |
Möbel | Agrippa, Andreu World, Iconico, Oakari |
Kunst | Esther Miquel |
Beleuchtung | Viabizzuno |