Gabba Hey
Ästhetischer Hardrock für Schlagzeug und Klavier: Eine Musikschule von CUAC Arquitectura in Granada.

Der beste Übungsraum? Am besten ein Bunker. Nicht ganz so dicke Wände, aber einen fast ebenso guten akustischen Schutzraum hat eine Gruppe spanischer Musiker in Granada gefunden. Aus den ehemaligen Behandlungszimmern einer gut abgeschirmten Diagnoseklinik machten sie zusammen mit dem Architekturbüro CUAC eine halboffene Musikschule mit ästhetischen und sprachlichen Punk-Anleihen.
Gabba gabba hey! Mit diesem Schlachtruf begann die Punk-Band Ramones fast jedes ihrer Konzerte. Adoptiert haben sie den Ausruf aus dem 1928 erschienenen Film Freaks, sie veränderten ihn bandtypisch und machten ihn zu den ersten Tönen ihres Songs Pinhead. Und das ist nicht die einzige Ramones-Referenz der Musikschule Gabba Hey. Im Film High School Musical aus dem Jahr 1979 kapern die echten Ramones im fiktionalen Stoff gemeinsam mit den Schülern eine High School und werden kurzfristig zu ihren zeitweiligen Lehrern. 35 Jahre nach dem Film entschieden sich einige Musiker aus Granada, ihre Heimatstadt musikalisch ähnlich zu okkupieren. Die Pioniere der lokalen Musikszene gründeten eine Ausbildungsstätte für den Nachwuchs, die nicht traditionelle Musik, sondern Underground, Punk und Rock ’n’ Roll lehrt.
Hey-ho, let's go
Eine alte Klinik im Zentrum von Granada bot ausgezeichnete Möglichkeiten, die sich aber noch unter der orthogonalen Funktionalität des von Behandlungs- und Laborräumen bestimmten Grundrisses verbarg. Die Musiker beauftragten mit dem ebenfalls aus Grenada stammenden Büro CUAC Architekten aus der direkten Nachbarschaft mit dem an die neuen Besetzer angepassten Umbau. Die Umgestaltung legt das mit Gipskarton maskierte Potential offen. Schichten von Trockenbau schälten den rohen Bestand frei und entkleideten die Betonstrukturen und ihren Raum im Raum. Der Prozess dieser Arbeit wurde auf dem Weg bewusst inszeniert. Fräsmaschinen gruben schroffe Furchen in den Beton, die jetzt das über Eck geführte Gabba Hey-Logo der Schule formen, die Leitungen sind offen verlegt. Die Fenster zur Straße sind fast auf einem Niveau mit dem Gehweg und rahmenlos in die Öffnungen zwischen den Säulen eingefügt. Sie sind nahezu unsichtbar und lassen das Gebäude wie ein lange verlassenes und brach liegendes Industriegebäude wirken, das nur auf die Grafitti-Künstler wartet. Wären da nicht die Fenster und die bewusst eingesetzten Kontraste und durch das Lichtkonzept hervorgehobenen Störer.
Ein Bunker als Aula
Hinter die Glasfront stellen die Musiker gern mal einen edlen Verstärker nebst E-Gitarre, und wer näher tritt, kann an der zurückgesetzten Stirnseite des Schaufensterraumes das wandfüllend aufgemalte Gabba Hey-Logo finden. Im Raum dahinter liegt die Rezeption, an die sich der offene, aber nicht einsehbare Musikraum anschließt. Dem grauen Beton wurde eine grafische Wandgestaltung in Schwarz-Weiß gegenübergestellt, die ein Echo zur schwarzen Decke mit ihren Neonröhren bildet. Hier geht die wieder zur Fensterfront weisende Aula Gabba Hey ab, die zugunsten des Lärms besonders konzipiert wurde. Boden, Wände und Decke sind voneinander getrennt und bilden einen akustischen „Bunker“, der alles schluckt, was die Musiker hier drinnen produzieren – von der Gitarre über den Bass bis zum Schlagzeug. Der Kubus ist komplett aus Beton und damit ohne ein einziges vibrierendes Brett gebaut. Seine besondere Bedeutung wird durch die rote Beleuchtung unterstützt, die an einen alten Entwicklungsraum oder vielleicht den Bauch eines wilden (Punk-)Biests denken lässt.
Musik-Freak
Die geschwungene Form des Raumes, an deren Außenwand Schüler und Musiker sowohl beim Besuch des Klassenraums als auch des Studios vorbeigehen, soll an die Banner und Flaggen erinnern, die bei den Ramones-Konzerten geschwenkt wurden. Auf denen stand, was jetzt auch auf der Wand prangt: Gabba Hey. Der ikonische Moment eines jeden Konzertes, der auch in Granadas Musikschule dezente Revolution verkündet. Denn hier stehen keine Blockflöten und Xylophone vor den Notenständern, sondern Bässe und Schlagzeuge. Das Interieur hallt entsprechend zurück: Gabba gabba, we accept you, we accept you, one of us.
FOTOGRAFIE Fernando Alda
Fernando Alda
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