Gemeinsam lernen
Sarit Shani Hay entwirft die erste öffentliche Integrationsschule in Tel Aviv
Die erste öffentliche Integrationsschule in Tel Aviv ist ein Vorzeigeprojekt in Israel. Kinder mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam. Damit sich jedes nach seinen Bedürfnissen entwickeln kann, entwarf die Designerin Sarit Shani Hay besondere Einbauten für das Gebäude von L2 Tsionov Vitkon Architects, die den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden.
Fünfundzwanzig Prozent der Schülerinnen und Schüler an der Bikurim Inclusive School haben körperliche Behinderungen, emotionale Probleme oder Einschränkungen aus dem autistischen Spektrum. Als Interior-Designerin, die auf Spiel- und Lernumgebungen spezialisiert ist, wollte Sarit Shani Hay die Schulräume so gestalten, dass alle Kinder gut darin lernen können.
Der Entwicklung ihres Designkonzepts gingen Gespräche mit Pädagogen und Experten voraus, um die besonderen Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen. Ziel war es, die Philosophie der integrativen Erziehung in eine physische Umgebung zu übersetzen. Sie soll für Freude am Lernen durch Erfahrungen stehen, den Schülerinnen und Schülern Platz für Projekte geben und ihre Empathie fördert. „Es ist die Mission meines Studios, dass die Bildungsumgebung des 21. Jahrhunderts weiterhin integratives Lernen umfasst und umsetzt, damit alle Kinder als gleichberechtigte Partner in der Gesellschaft aufwachsen“, unterstreicht Sarit Shani Hay ihren Ansatz.
Platz für Erfahrungen
In der 2.000 Quadratmeter großen Schule gibt es Räume für verschiedene Arten von Unterricht und Behandlungen wie Physiotherapie, Yoga und Meditation, aber auch für Selbstlernphasen. Sarit Shani Hay entwarf dafür maßgefertigte und flexible Möbel aus nachhaltigen Materialien. Ruhige Farben wie Hellgrün oder Taubenblau und natürliche Holzmaterialien vermeiden eine emotionale Überreizung der Kinder. Gepolsterte Nischen in jedem Klassenzimmer bieten ihnen Rückzugsräume. In ihre Möbelentwürfe nahm die Designerin Riten auch Elemente aus dem Schulalltag auf: Nach dem Konzept eines Gruppenkreises entstand eine kreisförmige Sitzbank. Sie kann in zwei Hälften geteilt werden, sodass unterschiedliche Sitzanordnungen möglich sind und beispielsweise ein Kind im Rollstuhl hinzukommen kann.
Aktives Lernen
Aktivitätsstationen fördern das spielerische Lernen. Zum Beispiel hilft ein einzigartiger Abakus mit allseitig eingravierten Buchstaben und Formen das Erlernen der Braille- und Gebärdensprache. Eine Fühlstation trainiert die haptischen Fähigkeiten. „Dieses Projekt gab uns die Gelegenheit, eingehend zu untersuchen, was passiert, wenn Design auf Pädagogik trifft, und wie wir Design als Werkzeug für sozialen Wandel einsetzen können, als Werkzeug zur Förderung der Integration und Verbesserung des Wohlergehens aller Kinder“, erklärt Shani Hay.
FOTOGRAFIE Roni Cnaani
Roni Cnaani