Heilpflanzen
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Der IZD-Tower ist Wiens größtes Bürogebäude. Für das Schweizer Pharmaunternehmen Sandoz bzw. Novartis richtete das Wiener Büro delugan meissl associated architects hier das neue internationale Headquarter auf einer Fläche von 4.350 Quadratmetern ein. Wichtigstes Element des Büroausbaus ist ein von den Architekten eigens entwickeltes flexibles Regalsystem mit dem Namen NovaMobile: Es ermöglicht die differenzierte Ausbildung unterschiedlich charakterisierter Räume und Raumzonen mittels eines einzigen Systems.
Form
Bekannt wurden delugan meissl mit ihren dynamischen, fließenden Formen, deren Sinnlichkeit sie beim Ausbau oder vielmehr „Aufbau“ ihrer eigenen Dachgeschosswohnung in Wien regelrecht zelebrierten. Mit dieser vielfach publizierten dreidimensionalen Visitenkarte als Aushängeschild katapultierten sie sich binnen kürzester Zeit in die obere Liga der österrreichischen Architektenschaft. Derzeitiges Prestigeprojekt ist das über einen Wettbewerbsgewinn akquirierte, im Bau befindliche Porschemuseum in Stuttgart. Doch auch „kleinere“ Projekte – wie der Büroausbau für Sandoz – beweisen die Innovationskraft des jungen Büros.
Aufgabe
Drei Kriterien hatten die Architekten bei der Entwurfs- und Konzeptfindung für das globale Headquarter des Pharmaunternehmens mit der skandalträchtigen Vergangenheit entwickelt:
„1. Die Identifikationsmöglichkeit jedes Einzelnen mit seiner räumlichen Umgebung.
2. Die Umsetzung des Zusammenhangs in dem er sich bewegt, in diesem Fall also des Firmengedankens, in einen räumlichen Ausdruck.
3. Vernetztes, kreatives, innovatives Denken, das sich im räumlichen Kontext widerspiegelt und mittels fließender, transparenter Raumkonfigurationen ohne Barrieren erlebbar wird.“ (delugan meissl)
Modulsystem
Wichtigstes Kriterium bei der Gestaltung der zunächst neutralen Räume war allerdings die Kommunikation bzw. der Grad, in dem hier kommuniziert wird – oder eben auch nicht. Die Unterscheidung in Kommunikationsbereiche, Erschließungszonen und Büroräume war dabei entscheidend, die Übergänge wurden durch das gewählte Möblierungskonzept allerdings fließend und vor allem mittels eines einzigen Systems gestaltet: Das dafür eigens entwickelte Regalsystem NovaMobile geht auf die Abstufungen individuell ein. Es lassen sich durch die Kombination unterschiedlicher Module für das System – nämlich Regalfächer sowie offene oder geschlossenen Kästen – ganz verschiedene Raumdichten erzeugen. Die einzelnen Module sind dabei – um im Extremfall maximale Transparenz zu gewähren – an tragenden Glaswänden fixiert. Gleichzeitig können damit aber auch abgeschlossene oder semitransparente Bereiche ausgebildet werden – je nach gewünschtem Intimitäts- oder Offenheitsgrad. Damit kommt das System neuen Erkenntnissen der Arbeitspsychologie entgegen, nach denen die meisten Mitarbeiter einen gewissen Grad an Rückzugsmöglichkeit und Privatheit am Arbeitsplatz schätzen; eine ständig vorausgesetzte „Kommunikationsbereitschaft" und Offenheit dagegen als Belastung (Stress) empfinden.
Organik
Eine besondere Situation wurde für den Eingangsbereich mit Empfangstresen gewählt: Hier „verformen“ sich die ansonsten kubisch gehaltenen Boxen und Fächer in der typischen Formensprach der Architekten zu einem dynamischen Empfangstresen, der die gestalterische und räumliche Strenge des Systems bricht und zu einer einladenden Begrüßungsgeste transformiert. Gleichzeitig lösen sich die Körper von ihrem gläsernen Träger. Gegenüber der modularen Regalwand ist eine mit einer Bambusstruktur bedruckte Leuchtwand angeordnet, die den Raumeindruck zusätzlich auflockert. Das Pflanzenmotiv wurde im Loungebereich des Headquarters noch weiter entwickelt: Hier bestücken echte Grünpflanzen eine gläserne Box, in der Küchenblock, Kästen und Fächer als kubisch-skulpturale Elemente hineinragen.
FOTOGRAFIE Rupert Steiner
Rupert Steiner
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