Im arktischen Farbenkreis
Mittsommerbunt: Die Arbeitsräume der Universität Lappland.

Studieren wo andere Schlitten fahren? In Finnisch-Lappland hat eine auf dem Polarkreis ansässige Universität für ihre Studenten ein neues Atrium gestalten lassen. Darin trifft Alvar Aalto auf die kräftigen Entwürfe des zeitgenössischen skandinavischen Designs – und ganzjährig auf Weihnachten.
Die Universität Lappland in Rovaniemi ist Finnlands nördlichster Studienort. Wer diesen Namen in eine Suchmaschine hineinruft, dem antwortet der Algorythmus mit Bildern von nordischer Klischee-Idylle; Rentieren im Schnee, Nordlichtern und Kiefernwäldern. Wer noch ein wenig weiter blättert, lernt, dass Rovaniemi die offizielle Heimat von Santa Claus ist, Holzfäller in Mittsommernächten auf einem Stamm die Stromschnellen hinabreiten und die Postbeamten Elfenkostüme tragen. Das Wetter ist rau, die Landschaft ist schroff, und die Wildnis beeinflusst augenscheinlich auch das Temperament der Bewohner.
Eingenordet
Wie so oft, wenn die Natur vor den Fenstern launisch ist, machen es sich die Menschen dahinter gemütlich. So auch in Rovaniemi. Die Fakultät Kunst und Design der Universität Lappland hat sich hier einen freundlichen neuen Gemeinschaftsraum eingerichtet, der in seiner Dimension eigentlich eine Halle ist. Er dient den Studenten als Lernumgebung und Begegnungsort, bietet ein virtuelles Studio, eine Kunstbibliothek und stille Lesezimmer. Gestaltet haben das soziale Atrium die Designerinnen Suvi-Maria Silvola und Laura Seppänen. Sie bringen die Ansprüche der Studenten mit den architektonischen Gegebenheiten und einem Best Of des nordischen Designs zusammen.
Farbige Grenzen
Der Gemeinschaftsbereich ist mit Agora nach dem zentralen Fest- und Marktplatz antiker griechischer Städte benannt. Gestalterisch ist die Referenz der goetheanische Farbenkreis und damit eine fachliche Hommage. Schon das ursprüngliche Layout hatte eine kräftige Farbgestaltung vorgesehen, im überarbeiteten Interieur werden noch deutlichere Akzente gesetzt. Vier Farben kennzeichnen vier funktionale Zonen, die von bunten Bodenbelägen aus Vinyl oder hochflorigem Teppich klar begrenzt werden. Die Möbel, Leuchten und Textilien fügen sich farblich in die monochromen Welten ein und bringen alle die zusätzliche Eigenschaft mit, aus der Feder eines nordischen Designers zu stammen.
Außen bunt, innen grün
Der gelbe Bereich gehört zum Restaurant und hat mit der Bar einen Bezug außerhalb seines farblich abgesteckten Rahmens. Die räumliche Offenheit kommuniziert auch eine inhaltliche, denn Touristen und Besucher sind hier ebenso willkommen wie die eingeschriebenen Studenten. Schalenstühle aus Holz werden durch weiße und gelbe Tische ergänzt, die ein lokaler Schreiner für die Universität maßgefertigt hat. Auch im blauen Bereich kann am barhohen Tresen gegessen werden, außerhalb der Stoßzeiten bieten sich die langen Tafeln als kommunikative Arbeitsplätze an. Tiefer sitzt es sich in Gelb und Rot und damit in Schaukelstühlen, Lounge-Sesseln und an Kaffeetischen. Bei allen Möbeln wurde neben farblicher und stilistischer Kongruenz Wert auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Ergonomie gelegt.
Leise-Roller
Weil die Architektur des Gebäudes von Weitläufigkeit, Beton, Holz und Glas dominiert ist, mussten die Möbel positive akustische Eigenschaften mitbringen. Textile Bezüge und Schaumstoffkissen schlucken den Lärm, und zusätzliche Gummirollen unter den Stühlen verhindern seine Entstehung. Die unterschiedlichen Bodenbeläge dämpfen Geräusche, und an den Wänden wurden Behänge der Textildesignerin Sanna Annukka montiert. Die bunten Grafiken sind von der Kindheit der Gestalterin inspiriert und erzählen von der Wildnis Nordfinnlands. Sie werden gleichzeitig zur Blende für die anschließenden Studios und Konzentrationsräume, die nur durch Glasscheiben vom Lichthof getrennt sind. Das neue Atrium an der Universität Lappland erfüllt mit seiner Neugestaltung zwei Aufgaben, die einer Design-Hochschule gut stehen. Es ist ein Schauraum des guten lokalen Designs, das wiederum für eine Studienumgebung sorgt, die kreatives Denken fördert.
FOTOGRAFIE Tuomas Uusheim
Tuomas Uusheim
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