Keil, Kegel und Marmorstaub
Geometrisches Formenspiel: Ein versteckt liegendes Modegeschäft im chinesischen Hangzhou wagt ein räumliches Experiment.
Raue Oberflächen und schwarze Objekte für fein detaillierte Kleider: Der Conceptstore HEIKE im chinesischen Hangzhou zelebriert die Kollektion des Modelabels Laohei in einer Kulisse aus überdimensionalen, geometrischen Formen und industriellen Materialien, deren gemeinsamer Nenner ihr dunkel düsteres Erscheinungsbild ist. Dabei kann die Mode auch schon mal in den Hintergrund geraten.
Der 200 Quadratmeter große Laden ist das Werk der zwei Designer Shanwei Weng und Jiadie Yuan und ihres Studios AN Interior Design. Ihr experimenteller Gestaltungsansatz für den Black Cant System Fashion Store beginnt schon bei der Inszenierung des Zugangs.
Vollständiger Rückbau
Es ist das perfekte Setting für ein exklusives Modegeschäft: Etwas versteckt und im Obergeschoss eines Möbelladens gelegen, gelangen die Kunden nur über eine steile und enge Treppe auf die Etage des Conceptstores. Das Entree bildet ein schwarzer Kubus, aus dem man wie aus einer Höhle auf die in rohem Beton gehaltene Ebene tritt. Die erste Intervention der Gestalter war ein vollständiger Rückbau der Etage bis auf ihr konstruktives Skelett: Der perfekte Rahmen für die folgenden Eingriffe von Weng und Yuan, die für die Designer nicht weniger als ein räumliches Experiment sind, das die Kunden in die Gedankenwelt des Modelabels entführen und ein innovatives Beispiel für die Möglichkeiten von Innenraumgestaltung sein soll.
Schwarze Totems
Der neu geschaffene Innenraum, ummantelt von einem Band aus raumhohen Fenstern, wird von einem überdimensionalen Keil geprägt, der auf einem länglichen Quader balanciert. Um die Objekte, die wie eine Ansammlung von Totems im Zentrum der Etage ruhen, dreht sich alles – sie scheinen den Raum in Bewegung zu setzen und bieten den Kunden einen sich stetig wandelnden Anblick. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Reihe kegelförmiger Elemente, die wie alle anderen Einbauten in mattem Schwarz gehalten sind. Mal durchbrechen sie den Keil und lassen ihn auf sich ruhen – mal dienen sie in kleinerer Form als pointierte Ausstellungsfläche für die Schmuckkollektion des Modelabels. Das samtene Erscheinungsbild der Objekte wird durch die besondere Oberflächenbeschaffenheit verstärkt: Keil und Kegel wurden mit schwarzem Marmorstaub beschichtet. Dieser schluckt einen Großteil des Lichts und verleiht den geometrischen Formen ihre Patina.
Kontraste als Konzept
Die matte Ästhetik der Objekte wird von AN Interior Design immer wieder mit glänzenden Oberflächen kombiniert. Der Bestand beginnt dieses Spiel der Gegensätze: dem polierten Estrichboden stehen die raue Betondecke und die ebenfalls unbehandelten Stützen gegenüber. Bei den Einbauten verschärfen die Gestalter die Kontraste. Ein in dem Keil verborgener Raum ist mit polierten, in unterschiedliche Richtungen gekippten Blechen ausgekleidet, die das Licht brechen und das Totem von innen nach außen scheinen lassen. Und auch den Kleidern wird ein Gegenpol zur Seite gestellt: Die gezeigten Kollektionen hängen vor Aluminiumflächen, die der matten Stofflichkeit als spannender Gegenspieler dienen. Mode, Architektur und Mensch funktionieren bei diesem Raumexperiment nur gemeinsam – ohne einander wären sie wahrscheinlich wirkungslos.
FOTOGRAFIE Yujie Liu & Jianzhou Wang
Yujie Liu & Jianzhou Wang
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