Kielüber Performance
Im Schutz der Hütte: Wenn Architekten ihr eigenes Büro planen.

Manche Menschen behaupten, der Beruf des Architekten wäre mit einem sinkenden Schiff vergleichbar: noch da, aber im Untergehen begriffen. Dass das die Inspiration für den Büroumbau von As-Built war, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Schließlich haben die spanischen Baumeister ein prall gefülltes Auftragsbuch und können noch ohne Schwimmwesten ihrer Arbeit nachgehen. Für den neuen Arbeitsplatz, der aussieht wie ein auf dem Kopf stehender Bootskörper, stand etwas ganz anderes Pate.
Vom Baum zur Hütte: Das könnte, neben den maritimen Bezügen, das Motto des Büroumbaus von As-Built gewesen sein. Die spanischen Architekten wollten dem Materialkreislauf ihren Respekt erweisen und setzten dem Ur-Zyklus ein kleines Denkmal – aus Plastikbechern!
Im Schutz der Hütte
Ein schmaler, fünf Meter breiter und 16 Meter langer Schlauch in der Altstadt von Ferrol, einem Ort im Nordwesten Spaniens, diente den Architekten als Basis für ihr neues Büro, den sie auch als Coworking Space betrachten. Feste Strukturen sind in der heutigen Zeit eher hinderlich. Mit Tageslicht in großen Mengen war an diesem Ort nicht zu rechnen. Zu eng sind die Straßen und zu tief der Baukörper. Daher lag die Entscheidung für einen introvertierten Büroraum nahe, eine „schützende Hütte“, in der die Architekten Unterschlupf suchen könnten. Halb Schiffskörper, halb Blockhaus: Das neue Büro besteht aus einem Objekt, das wie eingeschobenen wirkt. Auch, weil es sich durch seine weiße Oberfläche und eine Lichtfuge deutlich von der dunklen Außenhülle abhebt. As-Built nennt ihren Eingriff liebevoll einen „auf den Kopf gestellten Schiffskiel“: eine Anspielung auf den unteren Abschluss eines jeden Holzboots.
Der Weg des Baumes
Der Schiffskörper nimmt einen Großteil der Gesamtfläche ein, berührt aber an keinem Ende die Fassade, wodurch der Raum in drei Teile gegliedert wird: in einen Empfangs- und Kundenbereich, die Arbeitsplätze und das Lager mit den Toiletten. Die Lobby wirkt wie ein Kinosaal, blickt man doch aus einem abgedunkelten Raum in den hellen Arbeitsbereich: ein Büro-Panorama, von dem sich die Architekten erhoffen, das es Gäste und Kunden beeindruckt. Hier befindet sich auch die Baum-Skulptur: ein abstraktes Gebilde aus weißen Plastikbechern. Sie soll daran erinnern, dass der Baum die erste Zufluchtsstätte des Menschen darstellt – um später, nun durch den von ihm gespendeten Rohstoff Holz, zum architektonischen Unterschlupf zu werden.
Sämtliche Wände und die Decke wurden in dunklem Grau gehalten, um einen möglichst großen Kontrast zu den weißen Holzeinbauten zu erzeugen. In den Schiffsrumpf wurden, in gleicher Breite wie die verwendeten Bohlen, Lichtbänder eingelassen, die im ausgeschalteten Zustand kaum auffallen – einmal angeschaltet aber ein helles Raumlicht erzeugen, das gerade bei Nacht die Blicke von der Straße ins Innere lenkt. Tagsüber reichen die kleineren Pendel- und Wandleuchten, um eine angenehme und konzentrierte Arbeitsatmosphäre zu erzeugen. Die Schiffsbeplankung erfolgte nach dem Bauprinzip des traditionellen Ständerbaus: Dabei wurden raumhohe Sprossen, die an den Außenwänden befestigt sind, von innen mit Holzlatten bekleidet. Die historische Konstruktionsweise ist eine weitere Referenz an die Baugeschichte.
FOTOGRAFIE Moncho Rey
Moncho Rey
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