Meeting statt Mistgabel
Studio Farris baute einen alten Stall in Westflandern mit einer nicht ganz alltäglichen Konstruktion in ein modernes Büro um.

In einem ehemaligen Stall in Westflandern stehen jetzt Schreibtische und Computer statt Esel und Rind. Das Architekturbüro Studio Farris wandelten das alte Gemäuer mithilfe einer nicht ganz alltäglichen Konstruktion in ein modernes Anwaltsbüro um.
Es muss nicht immer ein Neubau sein, dachten sich die Bauherrn eines Büros im belgischen Westflandern. Sie beauftragten den in Antwerpen ansässigen Architekten Giuseppe Farris damit, einen alten Backsteinstall in ein Anwaltsbüro mit mehreren Arbeitsplätzen, einem Besprechungsraum und einer Bibliothek samt Lesezimmer umzubauen – und das inmitten wilder Natur. Während die Fassade renoviert, in ihrer Backsteinstruktur aber so belassen wurde, ließ sich Farris für die Innenräume eine besondere Lösung einfallen: Er konstruierte eine separate Box im Altbau, die dem Inneren einen modernen Look gibt und ihn zugleich vor Belastungen aus dem Boden schützt.
Box schützt vor Sulfaten
So erahnt man innen kaum noch, dass es sich um einen alten Stall handelt. „Das Box-In-Box-Prinzip hat zum einen den Vorteil, dass die Form präziser akzentuiert werden kann“, erklärt Giuseppe Farris. „Zum anderen ist das Gebäude auf diese Weise energieeffizienter, und es ergeben sich im Boden oder in den Wänden keine ungewollten Reaktionen mit Sulfaten, die aus der Zeit stammen, als das Gebäude noch von einem Bauern genutzt wurde.“ Sulfate können die Bausubstanz angreifen und Schäden am Beton verursachen, aus dem der Boden und die Wände der neuen Konstruktion beschaffen sind. Um das zu verhindern, trennte Giuseppe Farris die neue Struktur von der existierenden Wand ab.
Statt über den gesamten Raum ein neues Geschoss einzuziehen und damit die ursprüngliche Wirkung des Innenraums zu verändern, kreierte der Architekt eine möbelartige Konstruktion, die zugleich Stauraum und auf einer Galerie Platz zum Arbeiten schafft. Aus massiven, aufeinandergestapelten Holzblöcken aus recycelter Eiche entstanden unterschiedlich große Regalflächen und Nischen sowie eine Treppe, die hinauf zu den Arbeitsplätzen führt. Die zwei Schreibtische unterm Dach fügen sich organisch in die Holzkonstruktion ein. Oberlichter sorgen dafür, dass sie ausreichend mit Tageslicht versorgt werden. Doch nicht nur oben soll gearbeitet werden. Unterhalb der Empore befindet sich ein offener Besprechungsraum – mit einem weiten Blick durch die verbreiterte Fensterfront in die Natur. Durch diese clevere Konstruktion gelang es Giuseppe Farris, die Grundfläche von nur 100 Quadratmeter um etwa ein Drittel zu vergrößern und die Höhe des Gebäudes effizient zu nutzen.
Neuer Schliff für alte Häuser
Mit Projekten in ländlicher Umgebung hat Giuseppe Farris bereits Erfahrung. Schon vor drei Jahren baute der Architekt mit dem Farmhouse Lennik einen Bauernhof zu einem modernen Familienhaus um, ohne dessen historischen Charme wegzusanieren. Sein umgebauter Stall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie alten Gemäuern neues Leben eingehaucht werden kann, auch unter schwierigen Umweltbedingungen. Trotz des modernen Interieurs integriert sich das Büro gut in das Landschaftbild – und die Landschaft dank der vergrößerten Fenster und der urigen Materialien auch ins Haus.
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FOTOGRAFIE Koen Van Damme
Koen Van Damme
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