Modernistisches Mosaik
Umbau eines Apartments in Barcelona von SIGLA Studio

SIGLA Studio hat in Barcelona ein modernistisches Apartment renoviert – und dabei ungeahnte Schönheiten in Form von Stuck und Mosaik entdeckt. Mit viel Feingefühl und Respekt vor dem kulturellen Erbe schuf das katalanische Architekturbüro eine Wohnung für eine fünfköpfige Familie.
Das letzte fehlende Puzzleteil entdeckte Joan Moliner. Der katalanische Sammler und Restaurator von Zementfliesen half den Architekten Bernat Riera und Sergi Puig von SIGLA Studio dabei, eine Wohnung in Barcelona aus dem Jahr 1904 zu erneuern. „Als wir bei verschiedenen Baustoffhändlern nach fehlenden Teilen des ursprünglichen Fliesenbodens suchten, identifizierte das fachkundige Auge von Joan Moliner unsere Mosaike als Werke von Teotim Fortuny”, berichten die Architekten. „Fortuny war ein bedeutender Hersteller von Mosaiken in Katalonien. Seine komplizierten Designs spiegeln sowohl modernistische Einflüsse als auch traditionelle katalanische Elemente wider.“ In minutiöser Feinarbeit gelang es den Architekten mithilfe des Kunsthandwerkers, die historischen Fliesenböden des Apartments wieder vollends herzustellen. Heute sind sie das Highlight des Fünf-Zimmer-Domizils im Stadtteil Eixample.
Casa Salvador Viladevall III in Eixample von Lluís de Miquel i Roca
Das Apartment ist Teil der Casa Salvador Viladevall III. Das Wohnhaus, das der Architekt Lluís de Miquel i Roca 1904 erbaute, gilt als Paradebeispiel der katalanischen Modernismus-Architektur. „Unser Ziel war es, die Essenz der klassischen Eixample-Wohnung zu bewahren, indem wir ihre Konstruktionselemente restaurieren und zeitgenössische Merkmale hinzufügen”, erklären Bernat Riera und Sergi Puig von SIGLA Studio.
Als sie den Auftrag zur Erneuerung des 150-Quadratmeter-Apartments erhielten, besichtigten Riera und Puig zunächst mehrere Wohnungen im Haus. Sie stellten fest, dass alle zuvor renoviert worden waren, jedoch ohne die historischen Besonderheiten zu beachten: „Die Fliesenböden waren überdeckt und die ursprünglichen Stuckleisten hinter eingezogenen Decken versteckt.“ Kaum zu glauben, wenn man die Opulenz der Ornamente heute entdeckt.
Altes bewahren, Neues schaffen: Das zeigt sich vor allem bei der Küche, wo die wichtigste Veränderung der Wohnung stattfand. Früher dunkel und vom Rest der Wohnung getrennt, öffneten Riera und Puig den Raum hin zum Flur und zum Rest des Apartments, um mehr Helligkeit zu erzeugen. Zusätzlich schufen die Architekten – analog zum gegenüberliegenden Fenster – eine Durchreiche zwischen Küche und Wohnraum. Das passt zum modernen, quirligen Leben einer fünfköpfigen Familie, wo Kinder von der Küche ins Wohnzimmer flitzen und Essen schnell serviert werden will.
Altbauwohnung mit eindrucksvollen Böden und Decken
Obwohl man bei so viel Schönheit an Boden und Decke eigentlich kaum weiß, wo man zuerst hin blicken soll. Auch die gewölbte Decke, eine weitere Neuerung in der Küche, erinnert an das modernistische Erbe des Gebäudes. „Wir wollten, dass die neuen Elemente mit den historischen koexistieren, sodass Altes und Neues nebeneinander bestehen und sich gegenseitig bestärken kann“, betonen die Architekten.
Das gleiche Ziel verfolgten Riera und Puig in den Badezimmern: Um die Handwerkskunst zu ehren, wie sie zur Zeit der Errichtung des Gebäudes ausgeübt wurde, entwarf das Duo Waschbecken aus Marmor. Ganz bewusst integrierten die Architekten diese optisch in den Rest des Apartments, um auch bei geöffneter Tür eine visuelle Verbindung herzustellen.
Zusammenhänge schaffen zwischen den Räumen, aber auch zwischen Vergangenheit und Zukunft – das gelingt SIGLA Studio in diesem Apartment besonders gut. Warum das so wichtig ist? Der Kunsthandwerker Moliner formuliert es so: „Die Rajoles (kunstvoll verzierte Zementfliesen, Anm. d. Red.) sind Teil der Identität unserer Stadt und unserer Erinnerung. Ein Erbe, das wir nicht verlieren dürfen.“
FOTOGRAFIE Marta Vidal Marta Vidal
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