Moiré für Mouli
Improvisation im Gitterwerk: Das Architekturbüro Guise hat die Stockholmer Boutique eines Modelabels eingerichtet.

In nur vier Wochen hat das Stockholmer Architekturbüro Guise eine Boutique für das schwedische Streetwear-Label Mouli realisiert. Mit dem Einsatz von Lochblech und Rautenmaschen konnte nicht nur der enge Zeitplan eingehalten werden. Das Ergebnis ist ein einprägsamer Raum mit grafischen Qualitäten.
Die meisten Geschäftsideen entstehen unter Freunden. Doch nicht wenige kommen auch aus der Familie. Weil die Brüder Eitil und Vemund Thorén keine T-Shirts finden konnten, die ihnen gefielen, begannen sie 2005 selbst mit der Produktion. Als immer mehr Freunde bei ihnen bestellten, wurde aus dem Hobby ein Geschäft: die Modemarke Mouli. Heute beliefert sie allein in Schweden mehr als 80 Geschäfte und baut ihre Präsenz in anderen skandinavischen Ländern und Großbritannien weiter aus. Grund genug für die Brüder, nach einem Online-Shop auch eine physische Visitenkarte in ihrer Heimatstadt Stockholm abzugeben.
Grafische Handschrift
Die Gestaltung der Boutique haben Eitil und Vemund Thorén dem Architekturbüro Guise übertragen, das 2008 von Jani Kristoffersen und Andreas Ferm in der schwedischen Hauptstadt gegründet wurde. Das Duo hatte bereits 2009 mit dem Interieur der Stockholmer Boutique des Modelabels Fifth Avenue Shoe Repair für Aufsehen gesorgt, bei der filigrane Regale und treppenartige Ablagen aus schwarzem Metall zusammentrafen. Dem Fokus auf die grafische Erscheinung sind die beiden Gestalter auch diesmal treu geblieben, wenngleich sie einen deutlich raueren und industrielleren Ton anschlagen.
Die Stärke des Konzepts basiert auf seiner Schnelligkeit. Nur vier Wochen standen Guise zur Verfügung, um ein leerstehendes Ladengeschäft unweit des NK-Kaufhauses in der Stockholmer Innenstadt in einen atmosphärischen Raum zu verwandeln. Weil grafische Elemente in den Mouli-Kollektionen eine entscheidende Rolle spielen, haben die Architekten nach einem materiellen Pendant gesucht. Die Lösung lieferten Paneele aus Rautenmasche, die das Geschäft in einzelne Zonen unterteilen und dennoch Durchblicke zulassen. Durch die optische Überschneidung mehrerer Paneele entsteht ein flirrender Moiré-Effekt, der dem Raum Dynamik und Leichtigkeit gleichermaßen verleiht.
Filigraner Wald
Ganz in diesem Sinne wurden auch die Tische gestaltet. Hier setzten Jani Kristoffersen und Andreas Ferm auf schwarz gefärbte Lochbleche, die von schlanken Gestellen mit acht, zehn oder gar zwölf dünnen Füßen getragen werden. Die Position der Füße kann frei verändert werden, um mehrere Tische zu einem Cluster mit unterschiedlichen Breiten und Ebenen zu arrangieren. Die darauf zusammengelegten Kleidungsstücke scheinen als Flächen im Raum zu schweben. Andere Shirts hängen an Bügeln in metallenen Käfigen, die direkt in die Rautenmaschen-Paneele eingehakt werden und ebenso der Schwerkraft zu trotzen scheinen. Als ausgleichendes Element wirken massive, schwarze Container, die der Leichtigkeit der Metallstrukturen entgegentreten.
Auf den Punkt gebracht
Im Vergleich zu vielen überdesignten Retail-Architekturen kann sich die Mouli-Boutique sehen lassen. Trotz geringem Material- und Zeitaufwand ist Jani Kristoffersen und Andreas Ferm ein einprägsames wie eindrucksvolles Interieur gelungen. Die Tische und Paneele funktionieren dabei wie ein flexibler Baukasten, der eine Vielzahl an Kombinationen zulässt und zugleich Improvisation möglich macht. Damit haben sie genau jenen Esprit getroffen, der in den bedruckten Streetwear-Kollektionen von Mouli bis heute spürbar ist.
FOTOGRAFIE Brendan Austin
Brendan Austin
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