Nacht gestalten
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Wenn Architekten sich ihre eigenen Studios einrichten, dann gibt ihnen das die Gelegenheit, Räume für jeden Arbeitsschritt kreativer Auseinandersetzung zu berücksichtigen: vom kontemplativen Rückzugsraum bis zum Empfang, von der Modellwerkstatt bis zum individuellen digitalen Arbeitsplatz. Aber noch eine andere Rolle können die Büros aus der eigenen Feder einnehmen: Sie werden zur Visitenkarte für potentielle Auftraggeber, die vor Ort einen Eindruck von der Arbeit der Architekten gewinnen können. Das Büro Park+Associates aus Singapur hat mit seinem Umzug auch die eigene Inszenierung perfektioniert: Mitten in dem von Hochhäusern dominierten Finanzzentrum der Metropole liegt ihr neues Studio, das sich gekonnt zwischen Tag und Nacht, Stadt und Natur bewegt und Geradlinigkeit mit verspielten Elementen kombiniert.
Singapur ist das kleinste südostasiatische Land, Insel- und Stadtstaat gleichermaßen und Heimat vieler Nationen. Aufgrund seines hohen Lebensstandards, der unzähligen Shopping-Center und des fast fanatisch aufgeräumten Statdtraums – bis 2004 war hier selbst der Verkauf von Kaugummi verboten – wurde es von einigen mehr Dynamik erwartenden Besuchern mit dem Spottnamen Singabore belegt. Tatsächlich sind die Straßen hier tagsüber seltsam ausgestorben – das ist allerdings weniger einer bewegungsfaulen Bevölkerung als vielmehr den Temperaturen zuzuschreiben: Bei über das Jahr hinweg konstanten 30 Grad und einem dauerhaft feuchten Klima ziehen die Bewohner der Stadt den Aufenthalt in klimatisierten Gebäuden vor: Zum Fluchtraum werden die Haltestellen der Stadtbahn, das eigene Auto, ein Shopping-Center oder das Büro. Vielleicht also sind die Singapurer im Interiordesign, in der Stadtplanung und in der Architektur auch deshalb so erfolgreich, weil der Innenraum im Alltag einen höheren Stellenwert einnimmt als an vielen anderen Orten.
Regenwald im Großstadtdschungel
Eines der ortsansässigen Architekturbüros ist Park+Associates, das sich jetzt an der zentral gelegenen Cecil Street niedergelassen hat. Diese führt durch den Raffles District – den Teil der Stadt, in dem sich die Hochhäuser und Landmarken des Staates drängen und in dem das Schaltzentrum der Wirtschaft des Landes liegt. Von außen gesehen ist das Haus mit der Nummer 158 so nüchtern wie seine Nachbarn: funktionale Architektur mit einer großzügigen Glasfassade, davor makellose Bürgersteige und ein paar der für die geografische Lage so typischen Palmen, die in Singapur die Straßen zur Allee machen. Erst im Innern offenbart sich der Charakter: Hängende Gärten verwandeln das 14-stöckige Gebäude in einen Regenwald inmitten der Stadt. Doch kurz nach der Fertigstellung des Baus war den Bauherren das Atrium in seinem konsequent grauen Anstrich zu einfallslos, und so beauftragten sie das Unternehmen AG Facade Design mit einer Generalüberholung. Seitdem ranken sich Kletterpflanzen um die weiß gestrichenen Pfeiler und Grün in all seinen Facetten zieht sich über sämtliche Etagen bis unter die Decke.
Schwarz, weiß, grün
Diesen Überraschungsmoment und die Ansprache der Sinne suchten die Architekten Park+Associates auch bei der Gestaltung ihres Studios. Die Räume sind entsprechend ihrer Funktion monochrom in Schwarz oder Weiß gehalten, der Farbwechsel erfolgt jeweils an der Schwelle. Gemeinschaftliche Räume, der Empfangs- oder Besprechungsbereich sind konsequent dunkel, die Büros, in denen die Computer stehen, hell. Davon versprechen sich die Architekten Erfrischung und Dynamik beim Durchlaufen: „Wir wollten die Reinheit von Schwarz und Weiß ausreizen – wenn man sich durch das Studio bewegt ist es fast so, als würde man in den Räumen Tag und Nacht erleben“, kommentiert Büro-Gründer Kim Loon Park seine Intention. Außerdem gibt das neue Studio dem Büro genug Reserve für weiteres Wachstum bei gleichzeitig stärkerer Vernetzung der Prozesse: Es findet Raum in einer einzigen Etage. Im Gegensatz zu dem früheren Shophouse, in dem die Mitarbeiter auf mehreren Etagen untergebracht waren, hat der neue Standort „die Kommunikation und Kooperation signifikant verbessert“, so Park.
Leuchtende Hasenparade
Mehr als die Hälfte der Fläche kann gemeinschaftlich genutzt werden, dazu gehört die Rezeption, die den Mitarbeitern auch als Lounge und Bibliothek zur Verfügung steht. Eine Reihe Rabbit Lamps von Moooi weist dem Besucher von hier den Weg durch den ansonsten im Dunkeln liegenden Flur. Dahinter öffnet sich der gleißend weiße Arbeitsbereich, der der größte Raum des Studios ist. Klare Linien, intelligenter Stauraum und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept schaffen eine Atmosphäre für konzentriertes Arbeiten. An einem großen, zentral aufgestellten Tisch können die Designer zum Brainstorming oder zu Projektbesprechungen zusammenkommen. Um aber eine zu unterkühlte Atmosphäre zu vermeiden, haben die Architekten ein gestalterisches Zitat aus der Eingangshalle eingebunden: An einer Wand bringt ein vertikaler Garten Wärme in das blanke Ambiente.
FOTOGRAFIE Edward Hendricks
Edward Hendricks
Links
Park+Associates
www.parkassociates.com.sgAG FacaDesign
www.agfacadesign.comMehr Projekte
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