New Work und die Schokoladenfabrik
Blockfarbenbunte Bürowelt für Ritter Sport von Ippolito Fleitz
Sonst schön bunt im Regal, ist es bei Ritter Sport jetzt auch farbenfroh rund ums Regal. Das neue Headquarter am Gründungsstandort Waldenbuch ist ein farbästhetisches Knallbonbon mit grünen inneren Werten, jeder Menge Schokoladenzitaten und kulinarischen Experimentierräumen. Gestaltet wurde die neue Arbeitswelt für den Erfinder der quadratischen Tafel von einem Team der Ippolito Fleitz Group, das das Traditionsunternehmen mit vielen flexiblen Funktionsräumen für New Work rüstet.
Nicht nur das Format ist ungewöhnlich, auch der Name. Auf den ersten Blick scheinen Ritter, Sport und Schokolade nicht allzu viele Überschneidungen zu haben. Dabei sind die Zusammenhänge schnell erklärt und durchaus schlüssig: Clara Ritter und ihr Mann gründeten 1912 die Süßwarenfabrik Alfred Ritter. Clara Ritter entwickelte 1932 eine Schokolade, die das gleiche Gewicht wie die üblichen länglichen Tafeln hatte, doch dank ihrer quadratischen Form in jede Sportjackentasche passen sollte. So entstanden die Markenidentität „Quadratisch, praktisch, gut“, das ikonische Format und später auch die Vielfalt an Sorten, die sich durch monochrome Verpackungen gut unterscheiden lassen. Seit 1930 sitzt das Unternehmen in Waldenbuch, einer Kleinstadt im Landkreis Böblingen. Trotz Tradition scheut man sich nicht vor Veränderung. Zuletzt ist dort eine neue Arbeitswelt eingezogen, die den Charakter und die Markenidentität des Unternehmens auf mutige und vor allem farbenfrohe Weise einfängt.
Treffpunkt im Zwischenraum
Der Bestandsbau des Büros auf dem Werksgelände stammt aus den Achtzigerjahren. Mehr Platz für die 130 Mitarbeitenden gibt es nun dank des jüngst entstandenen Erweiterungsbaus von ARGE architekten grebner + amann. Zwischen Alt und Neu wurde eine mehrere Meter breite gläserne Fuge eingefügt, die als lichtdurchflutete Transitzone, Schnittstelle und Treffpunkt fungiert. Für diese Gebäudeteile und ihr transparentes Verbindungselement hat die Ippolito Fleitz Group das Interieur entworfen. Orientiert haben sich die Planer*innen dabei an den prägnanten Nuancen des farbcodierten Verpackungsportfolios. Außerdem ist der Gang durch das Büro als eine Reise durch die Markengeschichte und die Produktwelt von Ritter Sport inszeniert, bei der jeder und jede Mitarbeitende dazu eingeladen wird, sich immer wieder kreativ mit dem Schokoladenquadrat auseinanderzusetzen.
Bereichsübergreifende Geschmacksentwicklung
Im Erdgeschoss gibt es viele kommunikative und interaktive Areale, die die eigentlichen Arbeitsbereiche ergänzen. Das „Schoko-Café“ bietet Getränke und Schokolade und der zentral platzierte „Marktplatz“ lädt mit seiner Arena zu Events, Präsentationen oder Konferenzen. Ein besonderes Augenzwinkern in Richtung des hauseigenen Produkts ist die darüber schwebende Lichtdecke, die an die prägnanten Schokoriegel mit Sollbruchstellen erinnert. Neben dem Wirkungsbereich der Forschungs- und Entwicklungsabteilung wurde mit der „Schoko- und Kakaowerkstatt“ ein zusätzliches Labor eingerichtet, das allen offensteht. Dort können die Mitarbeitenden eigene Geschmacksrichtungen entwerfen, direkt verkosten und gegebenenfalls gleich an die Nachbarabteilung weiterempfehlen.
Ab in die Lauben
Das frisch modernisierte Büro hat nicht nur einen neuen ästhetischen Auftritt, es sind vor allem die organisatorischen Strukturen und inneren Werte, die eine zeitgemäße Arbeitskultur in Waldenbuch willkommen heißen. Eingezogen ist ein differenziertes Angebot an Orten zwischen Austausch und Rückzug. Wo gearbeitet wird und neben wem, können die Kolleg*innen frei wählen – statt fest zugewiesenen Schreibtischen gibt es ein Desk-Sharing-System. Alkoven, akustisch abgeschirmte Glasräume, Sofa-Rondelle, lange Arbeitstafeln oder offene Areale mit verstellbarem Mobiliar bieten außerdem die Möglichkeit, sich für jede Aufgabe temporär den passenden Ort zu suchen. Der Bereich unmittelbar an der gläsernen „Fuge“ zwischen den Bauten wird in allen drei Etagen als Café genutzt. Eine besonders lauschige Kontemplationszone ist der „Ideengarten“, der aus zwei in den Raum gestellten und begrünten Gartenlauben besteht.
Gold für Grün
Grüne Themen spielten bei der Büroplanung überhaupt eine wichtige Rolle. Dabei war die konsequente Begrünung mit luftreinigenden Pflanzen nur ein kleiner Baustein. Alle im Interieur verbauten Materialien hatten strengen Kriterien gerecht zu werden. Teppichfliesen, Wandfarben, Textilien, Möbel und Leuchten mussten langlebig, recyclingfähig, schadstoff- und emissionsarm sein, sodass sie in einem zweiten Produktleben wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt oder kompostiert werden können. Diese „Cradle to Cradle“-Kriterien überzeugten die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB), die der Schokozentrale das Zertifikat in Gold ausstellte.
FOTOGRAFIE Philip Kottlorz Philip Kottlorz
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