Residenz mit Rutsche
Ungewöhnliches Wohnhaus in chinesischem Bergdorf von Chaoffice

In einem eng bebauten Bergdorf hat das chinesische Architekturbüro Chaoffice eine überwucherte Bauruine in ein rund 300 Quadratmeter großes Wohnhaus mit komplexem Grundriss verwandelt – samt Rutsche, Outdoor-Pool und wiederverwendeten Materialien.
Das Einfamilienhaus ist eingebettet in eine beeindruckende Berglandschaft und gehört zu einem Dorf, das dicht besiedelt ist. Die Nachbarhäuser reichen eng an das Grundstück heran. Der Vorgängerbau hatte über Jahre leer gestanden, war von Gestrüpp überwuchert und von streunenden Tieren bevölkert. Doch dann beauftragte der Besitzer das in Beijing ansässige Architekturbüro Chaoffice mit einem Neubau, der auf der Ruine fußen sollte. Es sollte „ein Ort der Freude und Entspannung werden“, so die Architekt*innen. Und dabei hielt sie das begrenzte Budget nicht davon ab, weitläufige Innen- und Außenbereiche zu schaffen – mit imposantem Bergblick, Outdoor-Pool und einer überraschenden Rutsche, die vom ersten Stock nach unten führt.
„Gefühl von Größe“
Einfache geometrische Formen kennzeichnen die gestalterische Sprache des Hauses, wobei sich offene und geschlossene Flächen abwechseln. „Wir haben uns entschieden, ein Haus mit mehreren Halbaußenräumen und unabhängigen Strukturen zu bauen, das trotz der begrenzten Grundfläche ein Gefühl von Größe vermittelt“, erläutert das Team von Chaoffice. „Im Mittelpunkt des Entwurfs steht eine kubische Grundeinheit von 4,5 mal 4,5 Metern, die dann Häuser, Veranden oder Rahmen bildet.“
Mit Ausnahme der Stützmauer wurden die Steine des Ursprungsgebäudes für die neuen Wände mit Betonrahmen verwendet, was nicht nur eine nachhaltige Lösung darstellt, sondern auch ästhetisch mit der alpinen Architektur der Umgebung harmoniert. Da das Grundstück nur schwer zugänglich ist, wurden Transportkosten und Füllmaterial gespart.
Ungewöhnlicher Grundriss
Der Grundriss des zweigeschossigen Hauses ist komplex, denn es verfügt über zwei Flügel. Sie sind durch einen überdachten Gang miteinander verbunden, der durch eine Wendeltreppe aus Stahl erschlossen wird und auch als Bereich für Outdoor-Aktivitäten dient. Zur ungewöhnlichen Lösung mit zwei Gebäudeflügeln griff das Architekturbüro, weil sich auf dem Grundstück zwei chinesische Surenbäume (Toona sinensis) befanden, die unbedingt erhalten werden sollten.
Der Westflügel in der Nähe des Entrees birgt das große Wohnzimmer mit doppelter Raumhöhe, eine Küche, ein Schlaf- beziehungsweise Spielzimmer, einen Haushalts- und Abstellraum. Der Ostflügel ist mit Schlafzimmern und Bädern ein eher privater Bereich. Ein kompakter Outdoor-Pool wird von Balken und Säulen aus Beton gerahmt, was ästhetisch spektakulär wirkt.
Bergblick inklusive
Das Interieur mutet warm und behaglich an, was vor allem an den verwendeten Materialien liegt: Während die Wände mit Stuck verputzt wurden, sind die auskragenden strukturellen Rahmen mit Holz verkleidet. Ebenfalls aus Holz gefertigte Einbauten sowie Möbelklassiker wie der Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe ergänzen das Ensemble. Großflächige Fenster lassen viel Tageslicht ins Innere – Blick auf Bäume und Berge inklusive.
FOTOGRAFIE Yumeng Zhu Yumeng Zhu
Mehr Projekte
Modernistisches Mosaik
Umbau eines Apartments in Barcelona von SIGLA Studio

Zwischen Himmel und Erde
Drei naturnahe Stelzenhäuser von Delordinaire in Kanada

Sanfte Umarmung
Neubauwohnung von Agi Kuczyńska und Iwetta Ullenboom am Berliner Tacheles

Design à la campagne
Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Zirkuläre Mission
Community-Space POHA House in Aachen von Urselmann Interior

Penthouse in Primärfarben
Ein markant buntes Interieur von Studio Bosko in Berlin

Der Genius Loci des Gaspereau-Tals
Kanadische Waldhütte auf Stelzen von Omar Gandhi

Lichtfänger
Zweiteiliges Terrassenloft in Barcelona von Bajet Giramé

Progressive Hausbesetzung
Minimaltransformation einer Athener Bauruine von DeMachinas

Holz trifft Historie
Transformation des Baudenkmals Palazzo Poncini im Tessin

Drei Farben Grau
Wohnungsumbau in Mumbai von DIG Architects

Japanisches Doppel
Zwei Stadthäuser mit fernöstlichen Einflüssen in Düsseldorf von Nidus

Im Licht der Kuppeln
Umbau eines Berliner Lofts von FAR frohn&rojas

Den Wipfeln entgegen
Aufstockung einer Berliner Villa durch O’Sullivan Skoufoglou Architects

Wohnfarm aus Wellblech
Australische Landresidenz von MRTN Architects

Kompakte Grandezza
Ein umgebauter Palazzo-Saal von llabb in Genua

Leben in der Pyramide
Ein fast fensterloses Wohnhaus in Mexiko von HW Studio

Wohnmaschine Reloaded
Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

Berliner Charme-Offensive
Umbau einer Dahlemer Villa von Fabian Freytag Studio

Luxus hinter Backstein
Wohnungsumbau von Sigurd Larsen in einer ehemaligen Berliner Geburtsklinik

Ruf der Wildnis
Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Rohbau-Charme im Grünen
Umbau eines Bauernhauses in der Uckermark von Gonzalez Haase AAS

Kontrapunkt zwischen alten Mauern
Umbau zum urbanen Wohnhaus von Architect George in Sydney

Archaisches Domizil
Wüstenhaus in Marokko von Leopold Banchini und Sana Nabaha

Große Freiheit auf kleiner Fläche
Wohnungsumbau von CIRCOLO-A in Ligurien

Farbe macht Schule
Hölzerner Anbau von Bindloss Dawes in Somerset

Schlafen im Garten
Altersgerechter Anbau von Bloot Architecture

Große Wünsche, kleiner Raum
Wohnen und Wellness auf sieben Quadratmetern in Rotterdam

Wohnliche Visitenkarte
Das Pariser Apartment der Designerin Emmanuelle Simon

Körper aus Holz
Haus Gapfohl von Bernardo Bader Architekten in Vorarlberg
