Schule macht Schule
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Auch in Portugal gibt es ein Konjunkturprogramm, das die Sanierung und Verbesserung von Schulanlagen fördert: Am nördlichen Stadtrand Lissabons, in der Gemeinde Pontinha, wurde nun die umgebaute Oberschule Braamcamp Freire eingeweiht, die Kosteneffizienz mit innovativer Schularchitektur verbindet. Entstanden ist eine kleine Lernstadt, in der Unterricht und Lernen auch außerhalb des Klassenzimmers stattfinden können.
Die Schule wurde bereits 1986 errichtet, damals aus fünf vorfabrizierten Pavillonbauten: einem zentralen, eingeschossigen Gebäude mit vier angrenzenden, zweigeschossigen Konstruktionen, die untereinander nur mit einem überdachten Steg verbunden waren. Dank des Geldes aus dem staatlichen Förderprogramm konnte die Schulleitung ihr Gebäude nun aus seinem trostlosen Gewand befreien und mithilfe junger Architekten sinnvoll ergänzen. So entstand ein Ort, der Schüler wie Lehrer inspiriert und sich perfekt in seine Umgebung einfügt.
Link zwischen alt und neu
Die Neustrukturierung durch das Lissaboner Architekturbüro CVDB setzt vor allem bei der Verschmelzung der vorhandenen Substanz zu einem einzigen Gebäude an. Die einzelnen Pavillons wurden durch Verbindungsgänge und -räume ergänzt, die von den Planern den Namen „Lernstraße“ bekamen. Wie an einer Perlenkette sind die Klassenräume aneinander gereiht, wobei die alles zusammenhaltende Durchwegung ebenfalls zum „Lernraum“ wird und zum Unterrichten, Verweilen und gegenseitigen Austausch genutzt werden soll. Eine klare Raumhierarchie innerhalb des Gebäudes gibt es nicht mehr. Die Architekten erhoffen sich eine Überlappung von Funktionen, die zu neuartigen Konstellationen führt und so die Schulgemeinschaft stärkt.
Starker Kontrast
Das Schulgebäude und die Lernstraße legen sich um einen zentralen Hof, der in seiner Gestaltung eher minimal ist und nicht weiter bemerkenswert wäre – doch wandten die Architekten auch hier das Prinzip der Öffnung an. Zur Nordseite und damit zum einzig unbebauten Teil der nahen Umgebung fügte CVDB ein ebenerdiges Luftgeschoss ein, das unterhalb der neuen Klassenräume verläuft und, sich der Topographie anpassend, einmal abknickt und die Anlage mit der – noch – wilden Natur verbindet. Eine amphitheaterartige Treppenanlage betont nicht nur das leicht hüglige Gelände, sie bietet mit ihrem Ausblick auch einen starken Kontrast zur steinernen Architektur der Schule. Getragen wir die Überbauung überhalb des Durchgangs von Betonscheiben, die mit unterschiedlich großen, amorphen Durchlässen versehen wurden: Sie bieten sich als Gang und Sitzbank an für die Schüler an.
Von Beton und Farbe
Die Fassade weckt Erinnerungen an die brutalistische Architektur Le Corbusiers: CVDB verwendeten eine Mischung aus vorfabrizierten und vor Ort gegossenen Betonelementen und entwarfen skulpturale Fensteröffnungen, die mit den Farben Rot, Gelb und Blau hinterlegt wurden und sich durch schräge Seitenwände von der direkten Sonneneinstrahlung abwenden. Frontal betrachtet wirkt die Außenhülle geschlossen, blickt man etwas seitlicher auf das Gebäude, öffnet sie sich. Der gleiche Effekt stellt sich in den Klassenzimmern ein: Der Ausblick ist durch die Fensterform immer gerichtet, ermöglicht aber ein Arbeiten, ohne geblendet zu werden. Im Inneren taucht auch der Farbkanon der Fassade wieder auf: Treppengeländer, Decken und Akustikwände wurden durch einen Anstrich akzentuiert und heben sich wohltuend von den grauen Betonflächen ab. Die Escola Secundária Braamcamp Freire ist eine gelungene Mischung aus Alt und Neu, Architektur und Natur, offenen und geschlossenen Räumen – ein Projekt, das Schule machen könnte.
FOTOGRAFIE invisiblegentleman
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