Skulpturaler Einbau
AACM gestaltet ein Studioapartment in Mailand
Eine umgebaute Studiowohnung in Mailand macht deutlich, wie sich minimalistische Gestaltung mit vielfältigen Bedürfnissen vereinbaren lässt. Mit einer einzigen raumgreifenden Intervention hat Atelier Architettura Chinello Morandi (AACM) ihr nicht nur alle notwendigen Wohnfunktionen, sondern auch einen ausdrucksstarken Charakter verliehen.
Betreten wird das Mini-Apartment im Mailänder Navigli-Viertel über einen seitlich angeordneten Eingang, der direkt in den Wohnraum mit Küchenzeile führt. Hinter einem schmalen Durchgang befindet sich das Schlafzimmer mit angrenzendem Bad. Die Wohnung wird mit einer einzigen skulpturalen Intervention bespielt, zoniert und organisiert. Neben ihrer eindeutig gestalterischen Funktion formuliert die schwarze Struktur auch Übergangssituationen zwischen den einzelnen Räumen. Durchgänge und Türen erhielten einen Giebelbogen, der an typische architektonische Gestaltungselemente Mailands erinnern soll. Die Atmosphäre der Stadt war insgesamt eine maßgebende Inspiration für den Umbau. Als „kühn“ und „dunkel“ beschreiben die Architekt*innen des italienischen Büros Atelier Architettura Chinello Morandi (AACM) ihre Wahrnehmung der Metropole. Die Wohnung sollte als Spiegelbild dieser Eindrücke gestaltet werden und dennoch eine häusliche Intimität gewährleisten.
Versteckter Stauraum
Das Schwarz der eingebauten Skulptur hebt sich eindrucksvoll von den weißen Wänden und dem hellen Holzboden ab. Was zuerst wie ein eingestelltes Möbelstück wirkt, verwächst bei näherer Betrachtung zunehmend mit dem Raum. Denn durch die räumliche Verknüpfung werden Einbauten und bauliche Struktur zu einer Einheit. Sämtliche dienende Funktionen sind in dem neu hinzugefügten Element untergebracht: Von der Küchenzeile bis zum Bad, das als Ort besonderer Intimität komplett von schwarzen Wänden umschlossen wird. Nicht zuletzt verbirgt sich in den Einbauten jede Menge Stauraum. Die geringe Grundfläche des Apartments wird zudem optimal kompensiert, indem über die gesamte Raumhöhe Schränke angeordnet sind.
Licht und Schatten
Im Einklang mit dem minimalistischen Ansatz konzentriert sich die Farbgebung der gesamten Wohnung darauf, die raumgreifende Intervention zur Geltung zu bringen. Sie ist mit schwärzlichem Harz überzogen. Hierdurch entsteht eine matte, strukturierte Oberfläche, die Licht und Schatten gleichermaßen abbildet und der schwarzen Hülle eine räumliche Tiefe verleiht. Die umgebenden weißen Wände kontrastieren das Schwarz optimal und reflektieren ein Maximum an natürlichem Licht, um der dominierenden Geste etwas entgegenzusetzen. Schwarz und Weiß bilden als zwei Extreme eines Spektrums in letzter Konsequenz eine Einheit. Ein Stichwort, das dieses Projekt auf den ersten Blick besonders kennzeichnet ist „Kontrast“. Bei näherem Hinsehen offenbart sich jedoch, dass Grenzen ineinander fließen und die vermeintlich so eindeutige Trennschärfe immer schwerer wahrzunehmen ist. AACM zeigt mit dieser gelungenen Intervention, wie sich ein starkes Konzept in eine Lösung für die alltägliche Nutzung übersetzen lässt.
FOTOGRAFIE Maria Francesca Lui
Maria Francesca Lui
Mehr Projekte
Camouflage im Eichkamp
Berliner Familienresidenz von Atelier ST
Mid-Century im Stadthaus
Renovierung und Erweiterung eines Hauses in Barcelona
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten