Slowenische Gardinen
Textile Wände: Dekleva Gregorič Arhitekti haben eine flexible Bekleidung für diese Altbauetage in Ljubljana entworfen.
Bei den Kollegen anklopfen – das ist in diesem mitten in Ljubljana realisierten Büro unmöglich. Das liegt aber nicht an misanthropischen Mitarbeitern, sondern schlicht am Mangel an Türen. Die verantwortlichen Planer des Büros Dekleva Gregorič Arhitekti haben den Bestand des Gebäudes aus dem Jahr 1938 mit dem Umbau konsequent geöffnet – um dann eine dynamische und fluide Trennung durch Vorhänge zu installieren.
In unseren gegenwärtigen Büroumgebungen wird flexibel gearbeitet. Da gibt es Meetings, Arbeitsgruppen treffen sich, und für die konzentrierte Bildschirmarbeit muss auch noch Platz sein. Mitarbeiter wandern von Station zu Station, mit Laptops und Tablets sitzen sie am Schreibtisch, auf dem Sofa oder in der Kaffeeküche. Da muss das Büro sich mitbewegen – indem es sich entsprechend der Anforderungen verändern lässt und schnell auf neue Bedürfnisse reagiert. Genau dieses Szenario zeitgenössischer Arbeitskultur war Grundlage für den Entwurf der Architekten mit Sitz in Ljubljana, die für einen privaten Auftraggeber eine Altbauetage neu organisiert haben: als eine spontan veränderbare, aber ebenso funktionale Landschaft.
Zwischen den Zeiten
Das Gebäude liegt im Zentrum, vom hoch über der Stadt gelegenen Balkon reicht der Blick vom Laibach bis zur Burg. Im Gebäude wird der sich im Stadtraum entspannende Dialog zwischen Geschichte und Moderne weitergeführt. Historische Elemente wie der Kamin treffen auf zeitgenössisch wirkende wie die Stahlbetonpfeiler. Die tragenden Außenwände und die Pfeiler waren eine Einladung an die Planer, einen einzigen großen Raum zu schaffen. Die Stützen mussten dafür in Karbon eingeschlagen werden, um ihre Tragfähigkeit zu erhöhen. Statt diese Stützstrümpfe zu kaschieren, inszenierten die Planer sie als visuelle Verwandlung, beließen die Glasfaseroberfläche in dunklem Anthrazit und setzten damit vertikale Akzente. Der Boden greift die Graunuancen auf. Gegossener und polierter Beton legt sich über die Bodenplatten des Bestands und dient als verstärkendes Strukturelement. Im ästhetischen Zusammenspiel mit der gespachtelten Decke bildet er eine Einheit, die den weiten, weiß gestrichenen Raum einfasst.
Haarige Grenze
Um den kühlen Elementen etwas entgegenzusetzen, richteten Dekleva Gregorič Arhitekti das Loft mit maßgeschreinerten Möbeln aus hellem Fichtenholz ein. Sie basieren auf einem modularen System aus Platten, Schubladen und Stauraum, das immer wieder neu arrangiert werden kann. Eine sanfte Grenze zum Nebensitzer ziehen die Rollcontainer mit ihrer von Pflanzkästen gebildeten Auflage. Die haarigen Miniaturgärten aus Sukkulenten bilden eine grüne Trennlinie, für deren Pflege die Mitarbeiter verantwortlich sind. Ist das Büro „unverhängt“, die Vorhänge also geöffnet, dann sind die Pflanzen die einzige Abgrenzung in der sonst bis zu den Fensterfronten offenen Etage.
Das Büro verzichtet auf eine vorgegebene räumliche Organisation, aber nicht auf die Möglichkeit der Abtrennung. In der Decke ist ein Schienensystem eingelassen, daran sind lange Vorhangbahnen aufgehängt, die durch den Raum gezogen werden können. Damit entstehen innerhalb weniger Sekunden ganze Räume: Konferenzzimmer und Küche, Gruppenarbeitsräume und individuelle Separees. Zwischen beiden Szenarien, offen oder komplett geschlossen, bleibt viel Spielraum. Sichtachsen zum Fenster, in Übergangsbereiche oder halb offene Raumsituationen: So können die Mitarbeiter ihr Büro an die vielschichtigen Anforderungen des Alltags anpassen. Selbst wenn die Etage einmal einem ganz anderen Zweck dienen soll, steht dem dank der textilen Wände nichts im Weg. So wurde der Raum etwa nach dem Umbau für kurze Zeit als Pop-up-Shop genutzt – eine Möglichkeit, wie man sie selten hat auf dem Immobilienmarkt.
FOTOGRAFIE Janez Marolt
Janez Marolt
Projektarchitekten
Dekleva Gregorič Arhitekti
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