Tanzender Turm
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Auch Marseille hat es jetzt: sein eigenes Zaha-Hadid-Gebäude! Mit dem eleganten Bürohochhaus eines französischen Reederei-Unternehmens bekam die Hafenstadt nicht nur eine gebaute Ikone der Grande Dame der Architektur, sondern auch das erste Puzzlestück eines gewaltigen Infrastrukturprogramms zur Aufwertung eines ganzen Stadtgebietes.
Nur hundert Meter vom Hafen der Stadt entfernt, im durch niedrige Nachkriegsbauten geprägten Stadtviertel Mirabeau, befindet sich die Firmenzentrale der Reederei CMA CGM – an einer Stelle, wo die aufgeständerte Stadtautobahn sich teilt und eine elliptisch gebogene Fläche freigibt. Genau hier wächst nun der 144 Meter hohe Neubau der britischen Architektin Zaha Hadid empor, das höchste Haus der Stadt und schon jetzt ein neues Wahrzeichen der Côte d'Azur. Und das liegt nicht nur an der imposanten Höhe des Neubaus – das Projekt steht für ein Umdenken in der Stadtpolitik Marseilles: In den kommenden Jahren sollen vor allem die verlassenen Industrieareale modernisiert und zu lebendigen Vierteln umgewandelt werden.
Völlig losgelöst
Für Zaha Hadid war die wichtigste Aufgabe bei der Konzeption des Büroturms, „seine Integration in das Umfeld, gepaart mit dem Design einer einzigartigen Architekturikone“ zu schaffen. Das schwierige Baugrundstück, umgeben von der lauten Schnellstraße, war dabei weniger Last, als viel mehr Inspiration für die Architektin, konnte sie sich hier doch von allen Konventionen lösen und die Dynamik des Autoverkehrs auf das Gebäude übertragen. Die Fassade scheint für den Betrachter aus der Horizontalen bogenförmig gen Himmel zu schießen – dabei bewegen sich die Gebäudeteile aufeinander zu und streben wieder auseinander. Die Gesetze der Statik scheinen hier nicht mehr zu gelten – völlig losgelöst weitet sich der Stadtraum in der Vertikalen auf.
Homogenität in der Komplexität
Die eigenwillige Form der Firmenzentrale verlangte nach ebenso ungewöhnlichen Konstruktionsmethoden: Für den vertikalen Rahmen des Neubaus waren alleine 1172 variable Geometrien nötig, die fast unsichtbar zwischen den Schichten der zweischaligen Glasfassade versteckt wurden. Ein weiterer Clou der Außenhülle sind die hellen und dunklen Elemente, die für ausreichend Sonnenschutz im Inneren sorgen und der komplexen Gebäudestruktur ein homogenes Äußeres verleihen.
Einfach einzigartig
Während sich im unteren Bereich des Turms öffentliche und halböffentliche Bereiche befinden, die sich dem Viertel zuwenden und an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen sind, nimmt die Privatheit nach oben hin zu. Für die knapp 2500 Angestellten bieten sich spektakuläre Ausblicke auf die Stadt und ihren Hafen, immerhin der zweitgrößte Frankreichs. Die Einrichtung der Arbeitsbereiche nimmt sich im Vergleich zur Architektur angenehm zurück: Weiße Tischplatten und Regale, kombiniert mit zurückhaltenden Details wie der FSB-Türklinke 1144 von Jasper Morrison, sorgen für eine unaufgeregte Arbeitsatmosphäre. Kein Möbel ist raumhoch, als minimaler Sichtschutz zwischen den Arbeitsplätzen dienen opake Trennscheiben zwischen den Schreibtischen: Das atemberaubende Panorama soll auch aus der hintersten Reihe sichtbar sein, immerhin ist der Hafen der Stadt das Hauptarbeitsfeld des Unternehmens.
In den öffentlichen Bereichen wie der Lobby und dem Restaurant, folgen die Objekte dagegen weiterhin der Formensprache Zaha Hadids und vollführen elegante Drehungen, die sich der Schwerkraft entziehen wollen. Die Architektin nennt das „eine Kombination aus Einfachheit, Effizienz und Modernität“ – fast schon bescheiden in Anbetracht des einzigartigen Designs.
FOTOGRAFIE Roland Halbe, Christian Richters
Roland Halbe, Christian Richters
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