Tetris-Interior am Kreml
Hybridwohnung von Vietzke & Borstelmann und Ulrike Brandi
Unsere Gesellschaft befindet sich im stetigen Wandel. Angesichts moderner Familienentwürfe und digitaler Arbeitswelten wirken unsere Wohnräume jedoch überraschend statisch. In Moskau haben die Hamburger Architekten Vietzke & Borstelmann gemeinsam mit der Lichtplanerin Ulrike Brandi ein hybrides, hochflexibles Wohnkonzept entwickelt, das wegweisend für zeitgemäße Wohnraumplanung sein könnte.
Der Bauherr verfügt über eine rund 105 Quadratmeter große Wohnung im exklusiven Viertel Khamovniki, die er privat und auch als halböffentlichen Seminarraum nutzen möchte. Wie diese beiden unterschiedlichen Nutzungen effektiv miteinander vereint werden können, erforschten Thomas Vietzke, Jens Borstelmann und Ulrike Brandi in einem gemeinsamen Workshop.
Wändchen wechsle dich
Das Ergebnis ist bestechend einfach und erinnert ein wenig an den Game-Klassiker Tetris. Zwei mobile Wandscheiben, die sich mit nur wenigen Handgriffen verschieben lassen, von den Planern „Transformer“ genannt, ermöglichen flexible Raumkonfigurationen. Angelpunkt des Systems sei eine bestehende Stahlbetonstütze, an der sich die beiden Schrankelemente kreuzen, erläutern sie. Auf diese Weise werden drei unterschiedliche Wohn- und Arbeitsmodelle ermöglicht: eine klassische Dreiraumwohnung, ein Loft mit separater Küche sowie ein offener, für bis zu zwölf Personen nutzbarer Seminarbereich, der durch die „Transformer“ vom Schlafbereich abgetrennt wird. Einzig das Badezimmer verfügt über feste Wandstrukturen.
Tonnenschwere Transformer
Die zweieinhalb Meter hohen Wandscheiben wurden aus einer Stahlunterkonstruktion gefertigt und mit massivem Eichenholz verkleidet. In der Breite messen sie drei und viereinhalb Meter, in der Tiefe einen. Hinter den eleganten Holzfronten verstecken sich zahlreiche Funktionen: ein ausklappbarer Schreibtisch, ein Gästebett, ein Bücherregal, eine Durchreiche, ein eingebauter Beamer sowie viel praktischer Stauraum. Obwohl beide „Transformer“ rund drei Tonnen wiegen, lassen sie sich mühelos über das in Boden und Decke eingebaute Schienensystem mit Schwerlastarchivregalrollen bewegen. Dabei wirkt es fast so, als würden sie schweben – ein Eindruck, der geschickt durch eine zehn Millimeter breite Schattenfuge verstärkt wird.
Ausgeklügelte Lichtplanung
Unterstützt wird die ungewöhnliche Wandelbarkeit des Apartments durch Ulrike Brandis subtile Tageslichtplanung. Mithilfe von speziell angeordneten Jalousien und Vorhängen wird das einfallende Licht gefiltert und eine zur jeweiligen Raumkonfiguration passende Lichtstimmung geschaffen. „Die Idee war es, einen wandelbaren Raum zu schaffen, den der Bewohner für unterschiedliche soziale Situationen spielerisch anpassen kann, ohne sich auf eine einzige Konfiguration festlegen zu müssen“, erklärt Thomas Vietzke. „In diesem Sinne ist der Entwurf ein Ausdruck des architektonischen Anspruches von räumlich-funktionaler Fluidität und gleichsam eine Art Echo des wandlungsfähigen Geistes unseres Bauherren.“
FOTOGRAFIE Sergey Ananiev
Sergey Ananiev
| Projekt | Umbau einer Privatwohnung |
| Architekten | Vietzke & Borstelmann Architekten |
| Lichtplanung | Ulrike Brandi |
| Standort | Khamovniki, Moskau, Russland |
| Fläche | 105 Quadratmeter |
| Planung | Juni 2018 – Juni 2019 |
| Ausführung | Oktober 2019 – September 2020 |
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