Tokioter Kreuz
Yusuke Oono hat in einer Werbeagentur ein flexibles, offenes Arbeitsumfeld gestaltet.

In der Arbeitsplatz-Architektur ist Flexibilität zurzeit das bestimmende Thema: Der rasante Wandel der Arbeitswelt, vor allem durch die Digitalisierung angetrieben, fordert seinen Tribut. In den Räumen einer Tokioter Werbeagentur begegnet das japanische Architekturbüro Domino den neuen Anforderungen mit einer spannenden Mischung aus traditionellem Handwerk und moderner Technik, die in einem am Boden liegenden hölzernen Kreuz kulminiert.
Die größte Herausforderung dieses Projekts lag für den in Hamburg geborenen Planer Yusuke Oono, Gründer des in Tokio beheimateten Architekturbüros Domino, darin, der Auftrag gebenden Agentur die größtmögliche Flexibilität bei der Nutzung ihrer neuen Büroräume zu verschaffen. Denn oftmals übersteigt die Zahl der Projekte die Anzahl der verfügbaren Räume. Im ersten Schritt wurde die 218 Quadratmeter große Büroetage vollständig entkernt: Die Architekten behielten den rauen Charakter des geleerten Geschosses bei und fügten dem offenen Büroraum nur wenige feste Elemente zu. Als neue Materialien kamen Holz, Kupfer und Linoleum zum Einsatz: alles Werkstoffe, deren Oberflächen mit zunehmendem Alter an Charisma gewinnen. Die Verwendung unbehandelter, massiver Hölzer knüpft zudem an alte Holzbau-Traditionen Japans an.
Verschiedene Füllungen
Das wichtigste Element der Neugestaltung ist das von den Architekten eigens für den Umbau entwickelte Raumteilersystem: Mit der Holzbalkenkonstruktion bietet sich den Mitarbeitern von Cooop3 die Möglichkeit, den Projektbereich temporär und ohne großen Aufwand in kleinere Flächen zu separieren – und dadurch intime Besprechungs- oder Arbeitsszenerien zu kreieren. Die Grundlage der Objekte bildet ein länglicher, auf dem Boden liegender Block aus massivem Nadelholz, in den eine zweigeteilte Metallschiene eingelassen ist. Sie bietet Platz für verschiedene Füllungen – von der Glas- über die Polycarbonatwand bis hin zum Whiteboard. Die Konstruktion verweist auf eine weitere japanische Tradition: die Shoji-Tür, eine Schiebewand, wie sie als klassischer Raumteiler in Wohnungen verwendet wird.
Gekreuzter Raumteiler
Gerade im sogenannten War Room, dem zentralen Arbeitsbereich der Agentur, zeigen sich die Vorteile der flexiblen Einteilungsmöglichkeiten: Hier platzierte Yusuke Oono zwei gekreuzte Balken, die eine Vierteilung der Fläche ermöglichen. Je nach Bedarf können die Mitarbeiter Trennplatten in die dafür vorgesehenen Schienen schieben: Polycarbonat als leichtes und undurchsichtiges Material oder das Whiteboard als Arbeitswerkzeug. Auch das Mobiliar in diesem Bereich ist auf Mobilität ausgerichtet. Hohe Tische und Stühle, die auf Rollen ruhen, sollen die Nutzer dazu bewegen mehr im Stehen zu arbeiten und dadurch aktiver an Diskussionen teilzunehmen.
Der Tokioter Umbau besticht durch einen spannenden Kontrast zwischen der rauen Ästhetik der Bestandsarchitektur und den neu hinzugefügten Objekten mit ihrer natürlichen oder technischen Perfektion. Trotz des Fokus’ auf Flexibilität und Offenheit verfügen die Büroräume über Wärme und Komfort – gerade durch den Einsatz des unbehandelten Kiefernholzes, das neben den Raumteilern auch bei einer Fensterbank und als Umwandung eines abgetrennten Besprechungsbereiches verwendet wird. Mit den Büroräumen von Cooop3 hat das Architekturbüro Domino eine inspirierende Arbeitslandschaft geschaffen, die Tradition und Moderne in einen harmonischen Einklang bringt.
FOTOGRAFIE Gottingham
Gottingham
Mehr Projekte
Arbeiten in neuem Licht
BOS hat das eyeo-Büro in Berlin als Stadtrundgang inszeniert

Architekturwandel an der Alster
Umbau der BAT-Hauptverwaltung in Hamburg durch Ratschko Architekten

Kreative in der Konservenfabrik
Zirkuläres Büro-Interieur im belgischen Leuven von tweestroom

Büro auf Abruf
Meeting Suites by Bene in Wien

Rohbaucharme und Ruhezone
Modernes Bürokonzept von Delta Pods im Sky Park Bratislava

Bestand und Weitblick
Nachhaltige Transformation des DUO Towers in Düsseldorf durch DJH Architekten

Massivholz und Mixed-Use
Die Team 7 Welt von Matulik Architekten mit Vestre-Outdoormöbeln

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen

Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE

Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin

Flexibles New-Work-Office
Bürogebäude für Sevdesk in Offenburg von Müller + Partner

Zirkuläre Metamorphose
Lucas Muñoz Muñoz modernisiert eine Büroetage in Madrid für Sancal

Neue Rohheit
Brutalistisch angehauchte Umbauprojekte in drei europäischen Metropolen

Mut zur Veränderung
INpuls verwandelt das Landratsamt Freising in ein Bürgerbüro mit Zukunft

Alles im Kasten
Büro der Filmproduktion Dynamic Frame in Zürich von balbek bureau

Design à la campagne
Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Immer der Farbe nach
Studio Carcasse gestaltet ein neues Büro für Thoughtworks in Berlin

Büro mit Herz
Studio Theobald baut eine Gewerbeetage für Komplizen Film in Berlin um

Zwischen Natur und Technik
Johan Mångsén gestaltet das Interior des Bremer Saab-Büros

Londoner Zeitreise
Neue Büroflächen im Henry Wood House von Nice Projects

Moderner Filmsalon
Büroausbau von Civilian in New York City

Viel mehr als nur Schau
Mode-Showroom Casey Casey in Paris von Atelier NEA

Büro als Begegnungsstätte
Neues Headquarter von Henning Larsen und Ramboll in München

Labor mit Blick ins Grüne
Neue Büroräume von Graft in Berlin-Mitte

Mut zur Transparenz
Architekturbüro Hawkins\Brown bezieht eine Londoner Ladenfläche

Geschmackvolle Pausenräume
Kantinen und Cafeterien mit Aufenthaltsqualität

Wohnliche Praxis
Clinique Monkland in Montreal von Atelier Échelle

Arbeiten im Wohlfühlbereich
Neugestaltung der Innenräume des Fiandre-Hauptsitzes von Iosa Ghini Associati

Neues Leben im alten Amt
Sanierung eines Dresdner Baudenkmals
