Treffpunkt Pyramide
1 / 9
Was ein lachendes Totenkopf-Emblem und eine graue Teppichpyramide gemeinsam haben? Sie bilden das metaphysische und physische Dach der schwedischen Marke Cheap Monday, die in gerade einmal einem halben Jahrzehnt weltweit die Kleiderschränke trendbewusster Großstädter erobert hat. Und gerade weil die Stockholmer so erfolgreich sind, brauchten sie zuletzt eine neue Zentrale. Neunhundert Quadratmeter ist diese groß und im Vergleich zu anderen Hauptsitzen großer Mode-Unternehmen ebenso ungewöhnlich wie die Röhrenjeans noch im Jahre 2003. In einer alten Brauerei öffnete die Firma ein Büro mit Industrie-Charme, viel Stoff – und natürlich einigen Neon-Highlights.
Berühmt geworden ist die Firma Cheap Monday einst durch Jeans. Die zwei schwedischen Jungs, die den billigen Montag ins Leben riefen, glaubten schon Anfang des neuen Jahrtausends an eine modische Neuorientierung und vor allem an das Revival der Röhre. An den Mut zum coolen Nerdismus, an Schnurrbärte, Informatiker-Brillen und Jute-Beutel mit Lebensweisheiten-Print. Sie hatten Recht. Alles begann mit einem kleinen Secondhand-Shop in Stockholms Vorstadt, der nur am Sonntag geöffnet hatte. Mit Gründung der eigenen Fashion-Linie, die am Anfang vor allem für die besagten engen Beinkleider berühmt war, machten sie auch wochentags auf und nannten den Laden entsprechend „Weekday“. In den Hosen, Sneakern, Schuhen und Shirts steht heute das Etikett „Cheap Monday“ – und vertrieben werden die Sachen schon lange nicht mehr ausschließlich in der skandinavischen Hauptstadt, sondern weltweit von New York bis Berlin.
Ein Büro in der Insel-Brauerei
Eben weil die Firma beim Wachsen einen fliegenden Galopp hingelegt hat, waren die ursprünglichen Räume des Stockholmer Headoffice schnell zu klein. Die Angestellten saßen auf zu wenig Raum in zu vielen Räumen, so dass die Grundanforderungen an das neue Büro vor allem in der Größe und in der Offenheit lagen. Der Grundriss sollte „fließend“ sein und so die Kommunikation zwischen den Angestellten erleichtern. Fündig wurde Cheap Monday auf der Insel Åsön mitten in der Bucht von Stockholm. Früher war diese größte Insel im städtischen Riddarfjärden das Industriegebiet der schwedischen Hauptstadt. Heute ist es aufgrund seiner zentralen Lage und der vielen umgenutzten Fabrikgebäude das Szeneviertel, das von den Stockholmern liebevoll SoFo genannt wird und sich aus „South of Folkungatan“ ableitet. Hier steht auch das alte Brauereigebäude der „S:t Eriks Bryggeri“, das heute einem schwedischen Möbelproduzenten gehört. Zwei Etagen mietete der Modekonzern hier und ließ sich dazu ein Interieur maßschneidern.
Hübsch asymmetrisch
Die Innenraumgestaltung wurde den ebenfalls jungen und ebenfalls querdenkenden Designern von Ugly Cute übetragen, die bisher vor allem damit Aufsehen erregt hatten, ihren Namen zum Programm zu machen. In ihrem Portfolio dominiert ein Eigenwille, der mit Mainstream wenig zu tun hat: Bunt lasierte Sperrholzmöbel in asymmetrischen Formen, mit Tierfellen belegt oder mit Jersey-Stoff bezogen. Diese für die Designer typische Material- und Formensprache findet sich auch im neuen Headoffice. Und auch die Brüche, die durch eine solche Herangehensweise entstehen. Statt die industrielle Vergangenheit der Räume zu verspachteln, haben Ugly Cute sie hervorgehoben und in die neue Gestaltung einbezogen. In der oberen Etage, die jetzt als halböffentlicher Showroom und Empfang genutzt wird, entfernten sie die Wandfarbe von Wänden und Decken, um die darunterliegenden, sandfarbenen Originalfliesen aus der Zeit der Brauerei freizulegen.
Spaziergang zum Kollegen
Auf der unteren Etage, die vor allem den Modedesignern als Atelier dient, ergänzten sie den vorhandenen Raum um weitere Elemente. Damit wird er gegliedert und in einzelne Funktionsbereiche unterteilt. Entlang der Außenwand sind einige abgeschlossene Büros untergebracht. Die Wände wurden mit einer starken Neigung eingebaut, so dass das Gefühl einer Landschaft entsteht, durch die sich die Verkehrsflächen wie gewundene Pfade ziehen. Die Schrägen sollen aber nicht nur atmosphärisch auf den Raum wirken, sondern haben nach Aussage der Planer auch einen ganz praktischen Nutzen: „Die schiefen Wände lassen mehr Licht in den Raum und schaffen den Eindruck eines offenen Geländes, in dem man sitzen und arbeiten, aber auch einen kleinen Spaziergang machen kann.“ Das zentrale Element des Raumes ist allerdings der abgeschlossene Besprechungsraum in der Büromitte, der ebenso wie alle weiteren Böden und Wände schalldämpfend mit grauem Teppich bezogen ist. Er wurde in Form einer Pyramide errichtet und kann über eine Schiebtür quasi hermetisch abgeriegelt werden – falls doch einmal der bedingungslose Rückzug nötig werden sollte.
FOTOGRAFIE Mikael Olsson
Mikael Olsson
Mehr Projekte
Vertikal, vernetzt, und verantwortungsvoll
Hochhausensemble FOUR in Frankfurt von UNStudio
Lieblingsplatz mit Tiefgang
Lepel & Lepel bauen eine Büroetage im Duisburger H2 Office um
Neu aufgegleist
Umnutzung eines Ringlokschuppens in Osnabrück von Kresings
Alte Schule
Wohnlicher Co-Working-Space in London von Daytrip
Ab ins Beet
Bürolandschaft in Japan von DDAA für Kokuyo
Arbeiten im Penthouse
RHO gestaltet das neue Headquarter von Design Hotels in Berlin
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Lebendiges Labor
Umbau einer Büroetage zum dynamischen Testumfeld
Mehr Stimmung als Stromverbrauch
Innovative Beleuchtung von Fagerhult im Bol-Headquarter
Architektur zum Anbeissen
MoDusArchitects verwandeln das Loacker-Flaggschiff in Heinfels in eine räumliche Erlebniswelt
Ein Office für alle Fälle
Ippolito Fleitz Group und Brunner gestalten den Beiersdorf Campus in Hamburg
Charlottenburger Altbau(t)räume
Office Space von BBPA am Berliner Fasanenplatz
Vom Altar zum Arbeitsplatz
Büroumbau in ehemaliger Kirche mit Einrichtungslösungen von Kinnarps
Arbeiten wie aus einem Guss
Fellowes stattet elf ergonomische Arbeitsplätze in der Hamburger Speicherwerkstatt aus
Inspirationen am Fleet
Neu gestalteter Showroom von Kinnarps in Hamburg
Eine Stadt aus Räumen
Kollaborativer Arbeitsort von Alberto Hueso in Spanien
Tabula Casa
Die inspirierenden Studioräume von Nerea Apraiz in Bilbao
Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam
Arbeiten in neuem Licht
BOS hat das eyeo-Büro in Berlin als Stadtrundgang inszeniert
Architekturwandel an der Alster
Umbau der BAT-Hauptverwaltung in Hamburg durch Ratschko Architekten
Kreative in der Konservenfabrik
Zirkuläres Büro-Interieur im belgischen Leuven von tweestroom
Büro auf Abruf
Meeting Suites by Bene in Wien
Rohbaucharme und Ruhezone
Modernes Bürokonzept von Delta Pods im Sky Park Bratislava
Bestand und Weitblick
Nachhaltige Transformation des DUO Towers in Düsseldorf durch DJH Architekten
Massivholz und Mixed-Use
Die Team 7 Welt von Matulik Architekten mit Vestre-Outdoormöbeln
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten
Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen
Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE
Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin