Projekte

Treffpunkt Pyramide

von Tanja Pabelick, 29.03.2012


Was ein lachendes Totenkopf-Emblem und eine graue Teppichpyramide gemeinsam haben? Sie bilden das metaphysische und physische Dach der schwedischen Marke Cheap Monday, die in gerade einmal einem halben Jahrzehnt weltweit die Kleiderschränke trendbewusster Großstädter erobert hat. Und gerade weil die Stockholmer so erfolgreich sind, brauchten sie zuletzt eine neue Zentrale. Neunhundert Quadratmeter ist diese groß und im Vergleich zu anderen Hauptsitzen großer Mode-Unternehmen ebenso ungewöhnlich wie die Röhrenjeans noch im Jahre 2003. In einer alten Brauerei öffnete die Firma ein Büro mit Industrie-Charme, viel Stoff – und natürlich einigen Neon-Highlights.



Berühmt geworden ist die Firma Cheap Monday einst durch Jeans. Die zwei schwedischen Jungs, die den billigen Montag ins Leben riefen, glaubten schon Anfang des neuen Jahrtausends an eine modische Neuorientierung und vor allem an das Revival der Röhre. An den Mut zum coolen Nerdismus, an Schnurrbärte, Informatiker-Brillen und Jute-Beutel mit Lebensweisheiten-Print. Sie hatten Recht. Alles begann mit einem kleinen Secondhand-Shop in Stockholms Vorstadt, der nur am Sonntag geöffnet hatte. Mit Gründung der eigenen Fashion-Linie, die am Anfang vor allem für die besagten engen Beinkleider berühmt war, machten sie auch wochentags auf und nannten den Laden entsprechend „Weekday“. In den Hosen, Sneakern, Schuhen und Shirts steht heute das Etikett „Cheap Monday“ – und vertrieben werden die Sachen schon lange nicht mehr ausschließlich in der skandinavischen Hauptstadt, sondern weltweit von New York bis Berlin.
 
Ein Büro in der Insel-Brauerei
 
Eben weil die Firma beim Wachsen einen fliegenden Galopp hingelegt hat, waren die ursprünglichen Räume des Stockholmer Headoffice schnell zu klein. Die Angestellten saßen auf zu wenig Raum in zu vielen Räumen, so dass die Grundanforderungen an das neue Büro vor allem in der Größe und in der Offenheit lagen. Der Grundriss sollte „fließend“ sein und so die Kommunikation zwischen den Angestellten erleichtern. Fündig wurde Cheap Monday auf der Insel Åsön mitten in der Bucht von Stockholm. Früher war diese größte Insel im städtischen Riddarfjärden das Industriegebiet der schwedischen Hauptstadt. Heute ist es aufgrund seiner zentralen Lage und der vielen umgenutzten Fabrikgebäude das Szeneviertel, das von den Stockholmern liebevoll SoFo genannt wird und sich aus „South of Folkungatan“ ableitet. Hier steht auch das alte Brauereigebäude der „S:t Eriks Bryggeri“, das heute einem schwedischen Möbelproduzenten gehört. Zwei Etagen mietete der Modekonzern hier und ließ sich dazu ein Interieur maßschneidern.
 
Hübsch asymmetrisch
 
Die Innenraumgestaltung wurde den ebenfalls jungen und ebenfalls querdenkenden Designern von Ugly Cute übetragen, die bisher vor allem damit Aufsehen erregt hatten, ihren Namen zum Programm zu machen. In ihrem Portfolio dominiert ein Eigenwille, der mit Mainstream wenig zu tun hat: Bunt lasierte Sperrholzmöbel in asymmetrischen Formen, mit Tierfellen belegt oder mit Jersey-Stoff bezogen. Diese für die Designer typische Material- und Formensprache findet sich auch im neuen Headoffice. Und auch die Brüche, die durch eine solche Herangehensweise entstehen. Statt die industrielle Vergangenheit der Räume zu verspachteln, haben Ugly Cute sie hervorgehoben und in die neue Gestaltung einbezogen. In der oberen Etage, die jetzt als halböffentlicher Showroom und Empfang genutzt wird, entfernten sie die Wandfarbe von Wänden und Decken, um die darunterliegenden, sandfarbenen Originalfliesen aus der Zeit der Brauerei freizulegen.
 
Spaziergang zum Kollegen
 
Auf der unteren Etage, die vor allem den Modedesignern als Atelier dient, ergänzten sie den vorhandenen Raum um weitere Elemente. Damit wird er gegliedert und in einzelne Funktionsbereiche unterteilt. Entlang der Außenwand sind einige abgeschlossene Büros untergebracht. Die Wände wurden mit einer starken Neigung eingebaut, so dass das Gefühl einer Landschaft entsteht, durch die sich die Verkehrsflächen wie gewundene Pfade ziehen. Die Schrägen sollen aber nicht nur atmosphärisch auf den Raum wirken, sondern haben nach Aussage der Planer auch einen ganz praktischen Nutzen: „Die schiefen Wände lassen mehr Licht in den Raum und schaffen den Eindruck eines offenen Geländes, in dem man sitzen und arbeiten, aber auch einen kleinen Spaziergang machen kann.“ Das zentrale Element des Raumes ist allerdings der abgeschlossene Besprechungsraum in der Büromitte, der ebenso wie alle weiteren Böden und Wände schalldämpfend mit grauem Teppich bezogen ist. Er wurde in Form einer Pyramide errichtet und kann über eine Schiebtür quasi hermetisch abgeriegelt werden – falls doch einmal der bedingungslose Rückzug nötig werden sollte.
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Links

Projektarchitekten

Ugly Cute

www.uglycute.com

Auftraggeber

Cheap Monday

www.cheapmonday.com

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