Universitätsbibliothek in Utrecht
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In öffentlichen Bibliotheken herrscht meist eine ruhige ja fast sakrale Stimmung. Um diese Stimmung zu erhalten, dürfen Besucher weder laut reden noch laut denken. Dadurch gewinnt man leicht das Gefühl allein zu sein und beginnt die Anwesenheit anderer Menschen sogar zu vergessen. In einer gedämpften Atmosphäre konzentrieren sich die Anwesenden auf ihre Bücher oder Bildschirme, bleiben ungestört beim Studieren oder Ausruhen – Nichts lenkt sie dabei ab. In der Universitätsbibliothek in Utrecht wird die ruhige Stimmung durch den Einfall sanften Tageslichts durch die Glasfassade und die Farbe Schwarz im Inneren des Gebäudes unterstrichen. Von Außen betrachtet, thront das Gebäude als schwarze Kiste auf dem Campus, wie die Kabaa im Zentrum Mekkas. Der niederländische Architekt Wiel Arets entwarf das Gebäude, entwickelte die gesamte Inneneinrichtung und das Mobiliar.
Weiß und Bunt vor schwarzem Hintergrund
Den Kubus umgibt eine Glashülle, auf der ein Schilfgrasmotiv einer Fotografie von Kim Zwart aufgedruckt ist. Die doppelte Glasmembran dient als Sonnenschutz und schafft im Inneren des Gebäudes ein sanftes und gedämpftes Licht. In der Bibliothek spielt die Farbe Schwarz eine besondere Rolle: die Wände sind schwarz, die Decken sind schwarz, nur der Epoxiboden glänzt in hellem Grau, die Bücherregale sind ebenfalls in Schwarz gehalten. Beides, der gedämpfte Lichteinfall durch die doppelte Glasmembran und das in Schwarz gehaltene Innere erzeugen die feierlich gedämpfte Atmosphäre im Bibliotheksgebäude. Über eine zehn Meter breite Treppe erschließt der Besucher den Büchertempel und gelangt in eine labyrinthartig verschachtelte Halle mit langen Treppenläufen und sich anschließenden Galerien. Hummerrot leuchtende Ausleihtresen und Sofas im Informationsbereich sowie große weiße Kunststofftische mit vernetzten Computer-Arbeitsplätzen, geben dem dunklen Hintergrund einen farbigen Akzent und erleichtern gleichzeitig die Orientierung.
Schwarze Wolken als Wissensspeicher
Von 25.000 qm Bibliotheksfläche sind 11.000 qm auf scheinbar frei im Raum schwebende Büchermagazine verteilt, die Wiel Arets als „schwarze Wolken“ bezeichnet. Sämtliche Bücherbestände verschwinden nicht, wie in Bibliotheken oft üblich ist, im dunklen trockenen Kellerräumen, sondern sind als geballter Wissensspeicher dem Leser allgegenwärtig, der sich in offenen Lesesälen aufhält, die sich auf oder neben diesen „schwarzen Wolken“ befinden. Durch diese räumliche Nähe verkürzt sich nicht nur der Transportweg zwischen Buch und Leser, sondern den Nutzern werden gleichzeitig die beeindruckenden Wissens- und Bildungsspeicher vor Augen geführt. Die Magazine sind durch ein Fliessband im Erdgeschoss miteinander verbunden, indem auch die Buchausleihe untergebracht ist. Auf kilometerlanger Regalfläche, stets in Schwarz gehalten, finden insgesamt 4,2 Millionen Bücher und andere Medien Platz. Die bunten Bücherrücken leuchten als Farbtupfer vor schwarzen Hintergrund – Es ist ein perfektes Bild, das der Architekt als Hommage an das Buch inszeniert hat.
FOTOGRAFIE Jan Bitter
Jan Bitter
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