Werken im Waschsalon
Das Licht kommt von oben: Ein Patio, Dachfenster und transparente Garagentore sorgen für viel Tageslicht in dem Brüsseler Architekturbüro.
Früher wurde hier Wäsche im Akkord gewaschen, heute stehen am selben Ort die Schreibtische und Computer des Architekturbüros ajstudio. Das Gestalterduo Annick Branders und Jonathan Girvan hat sich mit dem Umbau im Brüsseler Stadtteil Ganshoren einen Arbeitsplatz voller Tageslicht, flexibler Wände und einer starken Verbindung zum Außenraum geschaffen.
Der ganzheitliche Designansatz von ajstudio reicht von der Architektur über Innenraumdesign hin zur Entwicklung und dem Bau eigener Möbel. Dafür benötigten sie vor allem eines: Platz! Und den fanden die beiden Gestalter in einer ehemaligen Wäscherei, die sie horizontal und vertikal öffneten.
Bis auf die Grundmauern
Die Räume liegen hinter der backsteinernen Front eines Wohnhauses im Inneren eines Häuserblocks versteckt. Hier fanden Annick Branders und Jonathan Girvan die idealen Voraussetzungen für ihre Bürovision, die von der Arbeit am Computer bis hin zum Bau von 1:1-Prototypen ihrer Möbelentwürfe die ganze Bandbreite des Berufsbildes eines Gestalters beinhaltete. Als ersten Schritt entkernten sie die werkstattartige Konstruktion, die in den Vorjahren bereits als Büro genutzt wurde und über eine Vielzahl innenliegender Wände verfügte, bis auf die Grundmauern. Da dass Licht bis zu diesem Zeitpunkt allein aus Dachfenstern kam und die Räume über keinerlei Außenbezug verfügten, entschlossen sich die Architekten dazu, ein großflächiges Deckenfeld zu entnehmen, um einen Patio in das eingeschossige Gebäude einzufügen.
Fließende Übergänge
Der neu hinzugewonnene Hof grenzt an einer Seite an eine Mauer, die den Rand des Grundstücks definiert und zu drei Seiten an die Büroräume. Der Patio wird aber nicht nur zur Belichtung des Studios genutzt – er lässt sich auch über zwei transparente Garagentore vollständig zum Atelier hinzuaddieren. Bei gutem Wetter sind die Übergänge von innen nach außen fließend, und die Arbeitsplätze wandern auch schon mal unter den freien Himmel. Durch ihre großzügigen Ausmaße eigenen sich die Räumlichkeiten außerdem ideal zum Bau von Möbel-Prototypen. Den Werkstatt-Charakter unterstützten die Architekten mit dem Einbau eines unbehandelten Betonbodens und dem Weißen der Klinkerwände. Dazu wurden sämtliche Fenster- und Türrahmen aus schwarzen Edelstahlprofilen gefertigt. Allein die selbstgebauten Möbel aus hellem Holz sorgen für einen warmen Kontrast zum ansonsten rauen Industriecharakter des Studios.
Maximale Freude
Bei der Wahl ihrer Oberflächen legte ajstudio großen Wert auf geringe Kosten und Wiederverwendbarkeit. So benutzten die beiden Architekten Kunststoffplatten in einer einfachen Holzrahmenkonstruktion als Raumtrenner ihres Besprechungs- und Aufenthaltsbereiches sowie eine metallisierte Plastikfolie wie sie auch bei Rettungsdecken verwendet wird als Bespannung für ein weiteres Garagentor, das zum Prototypenlager führt. Und auch im Außenareal des Patios sorgt ein metallenes Bodengitter für einen guten Abfluss des anfallenden Niederschlags und gleichzeitig einen robusten Untergrund für die handwerklichen Tätigkeiten der Designer. Mit ihrem Studioumbau hat das ajstudio-Team einen gelungenen und raffiniert organisierten Ort geschaffen, der mit einfachen Mitteln für maximale Freude am Arbeitsplatz sorgt.
FOTOGRAFIE David Marlé
David Marlé